Volvo C40 Recharge im Test Der Öko-Stromer

Volvo C40 Recharge 2021 Foto: Volvo 17 Bilder

Wie nachhaltig muss ein E-Autos sein? Volvo hat da eine ganz eigene Meinung und versucht sie im C40 Recharge konsequent umzusetzen. Wir fuhren schon mit dem neuen SUV-Coupé.

Wie ökologisch muss ein Autokonzern aufgestellt-, wie engagiert die Mitarbeiter eingestellt sein, um nachhaltig Fahrzeuge zu produzieren und zu verkaufen? Wer mit Designern, Ingenieuren und Marketingexperten von Volvo spricht, erkennt schnell eine nicht nur unterschwellige Begeisterung für vegane Textilien, recycelte Materialien und eine transparente Ökobilanz. Bis 2040, so das Ziel, will die Marke klimaneutral werden. Schon jetzt versuchen die Schweden, die mit der E-Mobilität assoziierten Problemthemen wie beispielsweise Kinderarbeit in Kobaltminen hinter sich lassen.

Der Abschied vom Verbrennungsmotor ist in Göteborg längst beschlossen. Schon 2030 will Volvo nur noch E-Autos verkaufen. Mit dem kompakten SUV XC40 Recharge rollt seit letztem Jahr der erste Vorbote auf den Straßen. Den zu bauen kostet nach Berechnungen des Unternehmens zwar 40 Prozent mehr Energie als ein Modell mit Benzinmotor, doch das hole der Stromer beim Fahren schnell wieder rein. Am Ende, so die Berechnungen, emittiere der E-Antrieb nur halb so viel CO2 wie der Verbrenner.

Grund genug also für die Schweden, "Gas" zu geben und mit dem C40 Recharge das zweite E-Auto nachzuschieben. Völlig neu ist hier allerdings wenig. Unter dem zum viertürigen Coupé gebogenen Blech steckt die gleiche Technik wie im XC40. Solche Ableger gibt’s schon von Audi mit den Sportback-Versionen von e-Tron oder BMW mit dem X2 oder X6.

Volvo C40 Recharge 2021 Foto: Volvo
XC40 und C40 im Vergleich: Das blaue Coupé ist einiges flacher. Beide laden Wechselstrom mit elf kW und am Schnelllader mit 150 kW.

Der C40 ist gut 6,5 Zentimeter flacher als der XC40, wirkt sportlicher und besonders von hinten eleganter. Als erster Volvo leuchtet das Coupé mit adaptiven Pixelscheinwerfer, die ihre LEDs einzeln an- und ausknipsen und so den Lichtkegel dem Verkehr anpassen. Keine technische Sensation, da nicht nur bei der Premium-Konkurrenz schon länger im Programm, aber ein Sicherheits-Plus, das Käufer gerne mitnehmen.

Ansonsten setzt sich der C40 mit einem Panoramaglasdach ab, das den Innenraum freundlich hell erscheinen lässt, selbst mit schwarzen Sitzen. Das getönte Glas soll 80 Prozent der UV-Strahlen blockieren, weshalb die Designer auf eine Sonnenblende verzichteten, die wertvolle Millimeter Höhe gekostet hätte. So stört die Dachlinie jedenfalls nicht, selbst groß Gewachsene sitzen hinten gut. Überhaupt hat man für ein nur 4,43 Meter langes Auto viel Platz.

Der Wagen dürfte ja eher bei Business-Pendlern und weniger als Familientransporter eingesetzt werden. Da sollten die 413 Liter Volumen des relativ flachen Kofferraums für die meisten Einsätze genügen. Falls nicht, lassen sich die Lehnen der geteilten Rückbank flachlegen. Notfalls könnte der Stromer sogar einen 1,8 Tonnen schweren Hänger an den elektrisch ausfahrbaren Haken nehmen. Das Ladekabel, wahlweise mit Typ-2- oder Schuko-Stecker, lässt sich in Fächern im Heck oder vorne unter der Motorhaube verstauen.

Volvo C40 Recharge 2021 Foto: Volvo
Aufs Nötigste reduzierter Innenraum.

Optisch setzt sich das Coupé mit nordisch reduziertem Design gekonnt von den teils verspielten Wettbewerbern ab. Große, aufgeräumte Flächen prägen das Cockpit, von hinten beleuchtete Dekoleisten sollen die hügelige Landschaft Nordschwedens darstellen. Dass Volvo aus Gründen der Nachhaltigkeit auf Leder verzichtet, muss nicht stören. Die auf Wunsch aus recycelten Mikrofaser-Sitzpaneelen hergestellten Textilien wirken hochwertig, das Lenkrad fühlt sich angenehm an. Noch besteht nicht der gesamte Innenraum aus wiederverwerteten Materialien, aber immerhin werden 71 geschredderte Einliter-Kunststoffflaschen verarbeitet und auch der Dachhimmel zu einem großen Teil aus recyceltem Material gefertigt.

Im Zentrum des Armaturenbretts findet sich der bekannte hochformatige Bildschirm mit einem etwas abgespeckten Bedienmenü. Die Beschränkung auf das Nötigste tut gut: Volvo-Novizen finden sich hier schneller zurecht als in anderen Modellen der Marke, und wer braucht schon 30 Innenraumfarben oder diverse Ansichten der digitalen Instrumente? Nur ein Schalter fürs Ein-Pedal-Fahren fehlt. Wer schnell vom freien Rollen zur erhöhten Rekuperation umschalten will, muss sich erst ins Untermenü wischen.

Der Wagen wird komplett über ein Betriebssystem auf Android-Basis gesteuert. Das mit Google entwickelte System wird ständig über Online-Updates aktualisiert, das Kartenmaterial beispielsweise alle zwei Wochen. Wie von Google Maps gewohnt, lassen sich Naviziele einfach per Sprache eingeben, Routen werden mit Vorschlägen fürs Zwischenladen ausgespielt. Wer sich mit seinem Google-Konto einloggt, sieht das gleiche Menü wie auf dem heimischen Computer oder auf dem Smartphone und kann auf die gleichen Daten zurückgreifen, von den gespeicherten Pendlerrouten bis zur Spotify-Playlist.

Außerdem gibt’s eine App, um mit wenigen Klicks Ladestand und Reichweite abzufragen sowie Ladezeiten, Standheizung oder Klimaanlage einzustellen. Auch das ist nichts Neues, doch im Detail weitergedacht, denn Sitz-, Lenkrad- und Heckscheibenheizung lassen sich ebenfalls aus der Ferne einzeln einschalten.

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Zum Start ist der C40 nur in der Version mit zwei E-Motoren erhältlich. Die beiden je 204 PS starken Maschinen sitzen vorne und hinten, 660 Nm Drehmoment sind Garant für jede Menge Fahrspaß. An Power mangelt es nicht und bei Bedarf fliegt der C40 in weniger als fünf Sekunden auf 100 Sachen. Dabei versorgt ihn ein 78 kWh großer Akku mit Strom, der nach Werksangaben für 444 Kilometer Reichweite gut sein soll. Im wahren Leben wird man um die 350 Kilometer weit kommen. Jedenfalls pendelt sich der Verbrauchsmesser bei unserer ersten Ausfahrt über belgische tempobegrenzte Autobahnen und Landstraßen bei rund 20 kWh ein.

52.143 Euro verlangt Volvo für die 1st Edition des Elektro-Coupés, 2.350 Euro mehr als für den gleich starken XC40. Davon gehen 7.500 Euro Umweltprämie ab. Wer sein Budget schonen will, wartet noch etwas ab. Dann schiebt Volvo die Version mit nur einem E-Motor nach. Ohne Frontantrieb, mit nur 204 PS Leistung und einer etwas kleineren Batterie kostet der C40 rund 9.000 Euro weniger. Bei einem Auto, das vorwiegend in der Stadt oder auf kürzeren Strecken bewegt wird, dürfte sich der Verzicht eines Motors leicht verschmerzen lassen. Bei ökologischer Betrachtung sowieso.

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