Bundesverband Fuhrparkmanagement Die Story vom schmutzigen Diesel

Foto: Porsche
Meinung

Der Diesel ist dreckig. Gespickt mit den Schlagwörtern "Dieselkrise", "Feinstaubalarm" und "Fahrverbot" ist das Urteil noch vor den Fakten gefällt

Der Mensch hat ein schlechtes Gedächtnis und das Gehirn vereinfacht deswegen gerne. Vor allem bei abstrakten Dingen. Unter Firmenleitsätzen wie "Wir sind kundenorientiert" kann sich der Endverbraucher schlecht etwas vorstellen. Neuromarketing-Experte Hans-Georg Häusel bringt es auf den Punkt: "Bei allem Abstrakten kotzt unser Gehirn", meint er. Auf der anderen Seite werden vereinfachte Geschichten, die mit Bildern transportiert werden, gerne für bare Münze genommen und gespeichert. Ist die Meinung dann erst mal gefestigt, dann haben es Argumente schwer. Selektive Wahrnehmung und Reduktion der kognitiven Dissonanz nennen das die Psychologen und Hirnforscher. "Storytelling" ist daher eines der besten Instrumente für professionelle Kommunikatoren. Wenn die Kameras also ständig an den umstrittenen Mess­stationen stehen, auf Diesel-Logos und qualmende Auspuffrohre halten, können Fakten ganz falsch interpretiert werden.

Wie kann es sonst sein, dass Dieselfahrzeuge durch Fahrverbote Umwege fahren müssen – und dadurch noch mehr Abgase produzieren –, nachweislich ökologisch hundertfach schlechtere Kreuzfahrten aber der Renner der Reisebranche werden? Wie kann es sein, dass Kerzen (Aussage von KIT-Prof. Thomas Koch) und eine Zigarette (laut Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha) mehr Schadstoffe freisetzen als Dieselfahrzeuge in Stunden, es aber niemand wissen will? Elektrofahrzeuge kommen hingegen positiv weg, weil die CO2-intensive Stromproduktion aus Kohlekraftwerken ausgeblendet wird. Erst nach mehr als 100.000 gefahrenen Kilometern kommen diese auf die gleiche Ökobilanz wie Dieselfahrzeuge – und können sich dann sauberer nennen. Seltsam, oder?

Lesen Sie auch Flotte, Fuhrpark, Parkplatz DAT Diesel-Barometer Flotten setzen weiter auf Diesel

Schaut man auf Daten und Fakten von Hochschulen, dem ADAC und anderen Experten, ist die Diesel-Story schon bemerkenswert. Doch sie ist ein gutes Beispiel, wie fatal gutes Storytelling funktionieren und Angst verbreiten kann. In der breiten Bevölkerung genauso wie bei Politikern und Richtern hat sich eingebrannt: Diesel ist böse, Elektromobilität ist gut. Dazu werden immer wieder die Bilder von viel befahrenen Straßen und qualmende Auspuffe gezeigt. So einfach ist die Welt aber nicht und im Gegenteil, hier werden Wahrheiten zum Teil verdreht.

Fazit: Es ist wichtig und richtig, dass wir umweltbewusst handeln. Dass wir die Ziele hochstecken und intensiv nach Alternativen forschen und die vorhandenen attraktiv weiterentwickeln. Bis dahin sollte sich die Hysterie allerdings in Grenzen halten. Umtauschprämien können nicht die Lösung sein.

Der Autor:

Axel Schäfer, Geschäftsführer und Vertreter des Bundesverbands Fuhrparkmanagement e. V. im Board der EUFMA – European Fleet and Mobility Management Association.