Kaufberatung VW Golf Variant Einer für alle

VW Golf 2022 Foto: VW 18 Bilder

Ob Zweckfahrzeug oder Business-Kombi, der Golf Kombi ist das Auto für alle Einsatzzwecke. Mit jeder Menge Platz und bis zu 320 PS starken Motoren sollte hier jeder den passenden Geschäftswagen finden.

Die wichtigste Neuheit verkündete VW im Dezember: 2022 bekommt der Golf ein umfassendes Hard-und Software-Update. Quasi als Weihnachtsgeschenk an verärgerte Kunden, die seit der Markteinführung des Golf 8 im Herbst 2019 mit einer begriffsstutzigen Spracherkennung, eingefrorenen Bildschirmen oder unerwarteten Neustarts während der Fahrt kämpfen.

Die Anlaufschwierigkeiten taten nicht gut. Nur gut 91.000 Stück wurden 2021 in Deutschland verkauft, 60 Prozent weniger als noch vor vier Jahren. Das Denkmal Golf als Ikone der Kompaktklasse und Universalgenie schien zu wackeln.

Dass es nicht schlimmer kam, verhinderte die Einführung des Variant im Herbst 2020. Der Kombi spricht vor allem einkaufsstarke Gewerbekunden an. Viele hatten da ihre Fuhrparks schon mit den ein halbes Jahr vorher eingeführten Skoda Octavia und Seat Leon bestückt. Doch wer auf den Marktführer wartete, wurde nicht enttäuscht: Mal abgesehen von der Bedienung, ist der neue Variant in allen Bereichen besser geworden.

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Den Golf 8 Variant gibt es mit 110 bis 320 PS starken Motoren, mit Front- und Allradantrieb, als praktisches Familienauto oder als kompromisslosen Sportler.

Abgesehen von der Bedienlogik, die sich Neulingen auch im Jahr drei nach Einführung nicht auf Anhieb erschließt, ist der Golf Variant 8 wieder das ausgewogene Auto für jedermann. Große und kleine Menschen sitzen hier gleichermaßen gut. Er fährt sicher, verzeiht Fahrfehler, und sofern man nicht die flachen 18-Zoll-Räder geordert hat, federt er auch komfortabel. Man kann das langweilig finden, andere sehen ihn wieder als Universalgenie.

Benzin, Diesel oder Erdags?

Überarbeitete Benzin-, Diesel- oder Erdgasmotoren mit drei oder vier Zylindern, auf Wunsch auch mit Mild-Hybrid-Technik elektrifiziert, sowie Front- und Allradantrieb lassen antriebsseitig keine Wünsche offen. Die Spanne reicht vom effizienten, 115 PS starken Diesel bis zum Sport-Kombi R mit 320 PS. Wer auf eine E-Version spekuliert, wird jedoch enttäuscht. Diese Rolle übernimmt die ID-Familie, wobei dort kein Kombi geplant ist.

Gegenüber dem Vorgänger ist der Golf Variant 8 um sieben Zentimeter auf 4,63 Meter gewachsen. 6,6 Zentimeter mehr Radstand kommen vorwiegend den hinten sitzenden Mitfahrern zugute, die nun fast so komfortabel wie im Passat untergebracht sind. Der Kofferraum (611 bis zu 1.642 Litern) dagegen wurde kaum größer, punktet aber mit praxistauglichen Details wie Taschenhaken, Zurrösen und einer 230-Volt-Steckdose für Arbeitsgeräte. Und Hänger lassen sich ankoppeln, ohne dass man sich die Hände schmutzig macht: Die Anhängekupplung klappt auf Knopfdruck aus. So erscheinen die 930 Euro Mehrpreis gegenüber dem 35 Zentimeter kürzeren Fünftürer als sehr fair.

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Viele Extras gibt es nicht. Selbst eine fest verbaute Navigation bietet VW im Basismodell nicht an.

Das Ganze geht einher mit einer guten Sicherheits- und Komfortausstattung, samt Voll-LED-Scheinwerfern und digitalen Instrumenten. Bei fünf Ausstattungslinien bis hin zum sportlichen, gut 43.300 Euro teuren Golf R mit 320 PS sollte jedes Unternehmen den passenden Kombi finden.

Grundversion nur für 115-PS-Diesel

Die rund 25.000 Euro teure Einstiegslinie bleibt allerdings dem handgeschalteten 115-PS-Diesel vorbehalten. 115 PS für ein bis zu zwei Tonnen schweres Auto? Glauben Sie uns: Mit dem 2.0 TDI geht das. Unser mit DSG ausgerüsteter Testwagen rannte mit etwas Anlauf 200 Sachen, verbrauchte im Schnitt unter sechs Liter und ermöglicht Reichweiten von mehr als 700 Kilometern. Ideale Voraussetzungen beispielsweise für Technikerflotten, wo keine Ansprüche an Dynamik gestellt werden. Viele Extras gibt es aber nicht. Selbst eine fest verbaute Navigation bietet VW im Basismodell nicht an. Stattdessen sollen Kunden für 190 Euro App Connect dazubuchen und per Smartphone ans Ziel finden.

Über die integrierte eSIM-Karte können angemeldete Kunden neue Funktionen wie beispielsweise eine Verkehrszeichenerkennung oder eine mehrfarbige Ambientebeleuchtung over the air nachrüsten. Für gewerbliche Nutzer gibt es zudem auf Wunsch eine Schnittstelle zum Flottentool We Connect Fleet mit diversen Diensten wie Fahrtenbuch, Routenverfolgung oder einem digitalen Kostenbuch für Park-, Tank- oder Mautrechnungen.

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Digitale Instrumente sind Serie.

Varianten und Motoren

Während die Motorenpalette des Fünftürers bei 90 PS beginnt, startet der Kombi erst bei 110 PS. Auch hier bekommt der Käufer einen Einliter-Dreizylinder, der sich mit dem höheren Fahrzeuggewicht des Variant schwertut. Souveräner ist der 130 oder 150 PS starke Vierzylinder 1.5 TSI. Alle drei Benziner gibt es auch mit einem 48-Volt-System elektrifiziert. Diese Mildhybride verbrauchen einen Tick weniger, kosten aber deutlich mehr, da sie immer mit DSG-Getriebe kommen. Der 190-PS-Benziner empfiehlt sich nur für User-Chooser mit geringer Kilometerleistung, und die 320 PS starke Sportversion R spielt im Fuhrpark keine große Rolle.
Gewerbliche Käufer setzen den Variant gerne als Langstrecken- und Vielfahrerauto ein. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall der TDI. Die neueste Generation ist noch einen Tick laufruhiger geworden. Unsere Empfehlung bekommt das Einstiegsaggregat mit 115 PS. Selbst wenn ihm beim Anfahren der Wumms der stärkeren Diesel fehlt: Auf langer Strecke vermisst man nichts. Dauergeschwindigkeiten weit über 150 km/h sind gut machbar, bei einem Praxisverbrauch von 6,0 bis 7,0 Litern. Selbst in Kombination mit dem DSG kostet der Einstiegsdiesel weniger als der manuell geschaltete 150-PS-Motor. Und wenn’s um Nachhaltigkeit oder Kosten geht, gibt es immer noch den sauberen Erdgasantrieb, den man mit rund 5,50 Euro Kraftstoffkosten pro 100 Kilometer fährt.

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Bedienung und Multimediasystem

Der Golf war das erste weitgehend digitalisierte Modell des VW-Konzerns. Fast alle Funktionen werden über den großen Touchscreen angesteuert, auf dem die Untermenüs wie auf einem Tablet in Kacheln angeordnet sind. Hat man die Logik einmal verstanden, klappen das Wischen und Zoomen gut. Da es aber keine Direkttasten gibt, müssen Fahrer und Beifahrer die Sitzheizung beispielsweise mit zwei "Klicks" ein- oder umschalten. Oder per Sprache. Bislang sorgte das System mit langen Reaktionszeiten und vielen Bugs für Negativschlagzeilen. Jetzt verbaut VW ein neues System mit Prozessoren, die schneller auf Sprachbefehle reagieren sollen. Die Software lässt sich zudem für alle Golf 8 in der Werkstatt nachrüsten. Lobenswert: Während die E-Autos der ID.-Familie am Lenkrad hypersensible und schlecht bedienbare Touchfelder haben, werden im Golf Tempomat, Lautstärke und Menü des Zentral­displays immer noch über klassische, beleuchtete Tasten eingestellt.

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Welcher passt zu wem?

Ausstattung

Neben dem etwas kargen Basismodell mit 115 PS starkem Diesel, das sich nur an Funktionsflotten richtet, gibt es den Golf Variant in drei weiteren Ausstattungsversionen. Der Life (plus 1.285 Euro) ist einiges besser ausgestattet. So ersetzen beispielsweise Aluräder die 16-Zöller aus Stahl. Parksensoren vorne und hinten – ein Muss bei einem Auto dieser Größe – sind ebenso an Bord wie eine Telefonschnittstelle für Apple Carplay/Android Auto. Auf höhenverstellbare Komfortsitze mit Lendenwirbelstützen, Lederlenkrad und eine Mittelarmlehne vorne will ebenfalls niemand verzichten. Auch eine Dachreling wird serienmäßig geliefert. Mit dem Life erweitert sich zudem das Motorenspektrum. Außerdem lassen sich viele sinnvolle Extras erst ab diesem Ausstattungsniveau bestellen, beispielsweise die vielfältig einstellbaren, bequemen Ergonomiesitze, ein Abstandstempomat oder der Totwinkelwarner. Als Life dürfte der Golf Variant für die meisten Fahrer passen.

Für 3.975 Euro mehr liefert VW den Golf Style, allerdings nur in den stärkeren Motorisierungen. Zu den praxistauglichen Extras zählen Abstandstempomat, Lenkunterstützung (Travel Assist), ein Ergonomiesitz für den Fahrer und die erweiterten LED-Scheinwerfer mit Abbiege- und Schlechtwetterlicht. Fast alles könnte man auch beim Life dazu bestellen. Ansonsten bringt der Style optische Nettigkeiten wie 17-Zoll-Räder, Chromdekor und eine auf 30 Farben erweiterte Innenraumbeleuchtung.

Den gleichen Aufpreis kostet der Golf Kombi als R-Line. Mit Sportsitzen, straffem Fahrwerk, Progressivlenkung und Edelstahl-Pedalen positioniert er sich als die sportliche Linie.Wer den Kombi als Zugfahrzeug einsetzen will, kommt um den Alltrack nicht herum. Zwar gibt es auch die 190 und 320 PS starken Benziner mit 4x4-Antrieb, doch die Kombination aus drehmomentstarkem Diesel und 4motion liefert nur der optisch mit Offroad-Applikationen aufgepeppte Alltrack.

Empf. Optionen für Life:

DSG: 1.798 Euro
17-Zoll-Räder: 550 Euro
Ergonomiesitz: 512 Euro
Lenkradheizung: 113 Euro
Sitzheizung: 378 Euro
Schlüssell. Zugang: 374 Euro
Head-up-Display: 588 Euro
Sprachbedienung: 189 Euro
Abstandstempomat: 269 Euro
Rückfahrkamera: 273 Euro
Totwinkelwarner: 370 Euro
Navigation: 937 Euro
Elektrische Ladeklappe: 437 Euro
Anhängekupplung: 748 Euro
Panoramadach: 1.033 Euro
Matrix-Licht: 1.774 Euro

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