Lexus NX (2021) Test Unauffällig auffällig

Lexus NX PHEV 2022 Foto: Lexus 11 Bilder

Der neue Lexus NX verbindet extrovertiertes Design mit hohem Wohlfühlfaktor. Vor allem der Plug-in-Hybride überzeugt.

Testberichte von Lexus-Modellen beginnen gerne mit dem Hinweis auf den Exotenstatus der Marke und das eigenwillige Design. Stimmt beides. Trotzdem hält sich die Toyota-Tochter seit über 30 Jahren hartnäckig mit einem breiten Portfolio an Modellen, die –sagen wir mal – nicht an jeder Straßenecke zu finden sind.

Am ehesten dürfte man einen NX erspähen, von dem in Europa über 175.000 Stück verkauft wurden. 2014 war er als erstes Hybridauto unter den Midsize-SUV ein Trendsetter. Jetzt geht die zweite Generation des NX an den Start, optisch etwas entschärft, aber immer noch mit extravagant wuchtigem Kühlergrill und spitzen Scheinwerfern. Dass unterm kantigen Blech des NX 450h+ ein Plug-in-System arbeitet, ist allerdings nur noch für die Marke selbst ein Novum. BMW X3, Mercedes GLC, Volvo XC60 und andere Premiummodelle sind schon länger als Teilzeitstromer unterwegs.

Lexus greift auf die Technik von Konzernmutter Toyota zurück und übernimmt den 309 PS starken Antriebstrang des RAV4 mit Hybridmotor, zwei E-Aggregaten und Allradantrieb. Mit seiner 18,1 kWh großen Batterie soll der NX elektrisch 76 Kilometer weit kommen und so lässig die ab 2022 geltenden strengeren Vorgaben für die Umweltprämie schaffen. Keine Utopie, wie unsere erste Ausfahrt zeigte.

Außerdem kommen, selbst beim Kick-down oder beim Anfahren am steilen Berg. Wer mehr Power braucht, wählt den Hybrid-Modus und nutzt zusätzlich den Verbrenner. In den HV-Mode schaltet der Wagen automatisch, sobald die Batterie leergefahren ist. Sparsam ist man trotzdem unterwegs: Auf unserer Fahrt meldete der Bordcomputer einen Verbrauch von nur sechs Litern.

Lexus NX PHEV 2022 Foto: Lexus
Die beiden 182 und 54 PS starken Elektro-Motoren kommen spielend mit dem schweren Auto zurecht.

Hier macht sich die jahrzehntelange Hybriderfahrung von Toyota bezahlt. Von ihr profitieren auch die Käufer des Einstiegsmodells, das auf den externen Stromanschluss und die E-Motoren verzichtet. Dafür startet der 244 PS starke NX 350h mit Frontantrieb bereits bei 38.403 Euro (alle Preise netto), während der aufwändigere NX 450h+ mindestens 50.378 Euro kostet. Beiden Versionen gibt Lexus eine vernünftige Grundausstattung mit auf den Weg. Wer mehr will, kann den Preis über drei Pakete auf bis zu knapp 55.000 Euro (350h) beziehungsweise 60.000 Euro (NX 450h+) treiben.

Wie bei Vollhybriden üblich puffert der 350h den beim Bremsen und Ausrollen gewonnen Strom in einem kleinen Akku. Das System schaltet immer wieder völlig unauffällig zwischen E-Antrieb und Verbrenner hin und her, oder nutzt beide gemeinsam. Obwohl der Lexus ein stufenloses CVT-Getriebe hat, kann der Fahrer über Schaltwippen am Lenkrad wie bei einem manuellen Getriebe hoch- oder zurückschalten. Außerdem haben die Ingenieure den Gummibandeffekt voriger Modelle reduziert. Nur beim Kick-down orgelt der kernig klingende Vierzylinder am roten Bereich des Drehzahlmessers entlang.

Als erstes Modell der Marke bekam der NX das neue Innenraumkonzept, das die Zahl der Knöpfe und Schalter auf die wichtigsten Funktionen reduziert und alle Infos ins Blickfeld des Fahrers bringt: ins übersichtliche Head-up-Display, in das aufgeräumte Kombiinstrument hinterm Lenkrad oder auf den neuen, je nach Ausstattung 9,8 oder 14 Zoll großen Bildschirm in der Mitte des Cockpits.

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Als erstes Modell der Marke bekam der NX das neue Innenraumkonzept.

Die Zeit für das neue Konzept war reif, denn die Bedienlogik die bisherigen Modelle ließ definitiv zu wünschen übrig. Nun lassen sich Infotainmentsystem und die spürbar schneller rechnende Navigation per Touchscreen oder ein kleines Touchpad in der Mittelkonsole spielend einfach einstellen. Ob Ladeschale, kabellose Smartphone-Integration, Cloud-Navigation mit Echtzeit-Verkehrsdaten, Updates over the Air oder Sprachassistent "Hey Lexus" – in Sachen Konnektivität hat Lexus den NX jetzt auf aktuellen Stand gebracht. Um Streaming- und andere Online-Dienste zu nutzen, muss der Kunde aber weiter auf Apple Car Play oder Android Auto zurückgreifen. Lexus-eigene, im System integrierte Apps gibt es ebenso wie die Möglichkeit, einen Wlan-Hotspot für die Passagiere einzurichten.

Nicht nur außen haben die Designer ihren Spieltrieb gezügelt. Hochwertiges Leder und weich geschäumter Kunststoff sowie der Verzicht auf die markenüblichen optischen Gimmicks schaffen eine Wohlfühl-Atmosphäre, die das komfortable Fahrwerk und die gute Geräuschdämmung unterstützen. Der Wagen fährt ausgesprochen leise, ein echtes Plus auf langen Strecken.

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Auch die vielen serienmäßigen Assistenten arbeiten unauffällig. Sie halten den Wagen sanft in der Spur oder scannen beim Rückwärtsfahren den Querverkehr. Der Abstands-Tempomat wurde ebenfalls verbessert: Er geht nicht mehr in die Eisen, falls sich ein anderes Auto kurz vor dem NX in die Spur drängelt. Und beim Überholen gibt er schon Gas, sobald der Fahrer den Blinker einschaltet. Außerdem bekommt der NX als erster Lexus eine mit dem Totwinkelwarner verbundene Türöffnung. Die Pforten entriegeln auf Knopfdruck, sofern sich kein Auto oder Radfahrer von hinten nähert.

So dürfen wir diesen Kurztest wieder mit der Erkenntnis schließen: Auch NX Nummer zwei bleibt weit vom Mainstream entfernt, punktet aber mit hohem Fahrkomfort und überzeugender Technik. Beste Voraussetzungen also, ihn künftig doch öfters im Straßenbild zu entdecken.

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Aufgefrischt in die neue Saison