Mercedes will dieses Jahr so richtig elektrisch durchstarten. Der EQA auf GLA-Basis macht den Start mit um die 400 Kilometern Reichweite und 190-PS-Elektromotor.
Bei der Elektromobilität wählen deutsche Hersteller derzeit noch unterschiedliche Strategien. Während der VW-Konzern alles auf eine Karte, sprich Plattform, setzt, wollen sich BMW und Mercedes noch nicht so konsequent festlegen. Sie bauen ihrer Elektro-Autos auf der gleichen Basis wie die Geschwistermodelle mit Verbrennungsmotoren. Diesen Weg wählt Mercedes auch bei seinem jüngsten Spross, dem EQA. Er läuft in Rastatt und Peking von den gleichen Produktionsbändern wie der GLA, ist von außen aber dennoch auf den ersten Blick als Elektroauto zu erkennen.
Eigenständige Scheinwerfer und Rücklichter grenzen ihn ab. Innen reicht die Differenzierung nicht so weit: Hier sieht er aus wie der GLA. Die wirklich interessante Innovation verbirgt sich aber ohnehin im Unterboden. Dort steckt das aus fünf Modulen bestehende Akkupaket mit einer Kapazität von 66,5 Kilowattstunden. Es verkleinert den Gepäckraum um 85 Liter, schränkt die Nutzbarkeit dank ebenem Ladeboden aber nicht ein. Der Akku gibt seine Energie an einen Asynchron-Elektromotor an der Vorderachse ab, der im EQA 250 mit maximal 140 kW (190 PS) für Vortrieb sorgt. Da es E-Auto-typisch ansatzlos voran geht, sind die beiden Vorderräder schnell mal mit der Kraft überfordert – hier sollte der später lieferbare Allradantrieb helfen. Mit ihm wird der kompakte SUV auch kräftiger: Der EQA 350 hat 272 PS, später könnten auch noch stärkere Varianten folgen.
Flott genug, aber kein Elektro-Zoom-Gefühl
Auf unserer ersten Fahrt müssen wir uns mit der Basisversion begnügen, die ab sofort auch an Kunden geht. Bis Tempo 100 beschleunigt der Elektro-GLA recht flott, darüber bis zur Spitze bei 160 km/h flaut das Temperament dann deutlich ab. Doch für einen geringen Stromverbrauch und damit eine große Reichweite ist ja eh sinnvoll, nicht zu rasen. Und reisen kann der Kompakte recht überzeugend. Geräuschen rückten die Ingenieure noch viel besser zu Leibe als in den Benzinern. Sogar der Klimakompressor wurde zusätzliche auf Gummi gelagert, damit sich keine Vibrationen auf die Karosserie übertragen. Entsprechend ruhig ist es innen.
Dazu passt das kommod abgestimmte Fahrwerk, das mit schlechten Straßen gut zurechtkommt, ohne auf Fahrsicherheit zu verzichten. In schnellen Kurven kann der EQA aber sein enormes Gewicht nicht verhehlen – über zwei Tonnen sind ein Wort bei unter 4,50 Meter Außenlänge. Das sind 500 Kilo mehr als der vergleichbare Benziner. Doch dieses Schicksal teilt sich der Mercedes mit anderen elektrischen SUV.
Über 300 Kilometer sind drin
Auf den Verbrauch soll das hohe Gewicht angeblich keinen Einfluss haben. Der EQA soll sich laut WLTP mit 17,7 kWh auf 100 Kilometern begnügen und so 426 Kilometer würde kommen. Im ersten Fahrversuch über Landstraßen und ein paar Autobahnkilometer zeigte der Bordcomputer aber Werte um 24 kWh, was laut Anzeige genug gut für 320 Kilometer ohne Ladestopp gewesen wäre. An einer Schnellladesäule lädt das Auto dann mit maximal 100 Kilowatt. In einer halben Stunde soll es so von 10 auf 80 Prozent Akkustand gehen. An der Wechselstrom-Wallbox im Büro oder Zuhause sind es maximal mit elf Kilowatt Ladeleistung, der EQA braucht so also knapp sechs Stunden, bis er voll ist. Über Nacht ist das Auto in jedem Fall wieder einsatzbereit.
Für Dienstwagenfahrer sollte der EQA also auch bei gelegentlich längeren Tagesetappen geeignet sein. Dabei hilft die serienmäßige Navigation: Sie kalkuliert die Route inklusive zur Fahrweise passender Ladestopps, bezahlen geht direkt aus dem Auto heraus per Mercedes Me-Konto samt monatlicher Abrechnung. Zudem lockt Dienstwagenfahrer ja noch die günstigere Versteuerung.
Einstiegspreis hauchdünn unter Fördergrenze
Und damit auch die Fuhrparkleitung mitmacht, hat Mercedes den Einstiegspreis auf 39.950 Euro (alle Preise netto) festgelegt – hauchdünn unter der Grenze, bis zu der es noch die maximalen 9.000 Euro Kaufbonus gibt. Mit dann knapp 31.000 Euro steht der EQA 250 im internen Vergleich ganz gut da: Er ist damit sogar günstiger als der Einstiegsdiesel GLA 180 d mit nur 116 PS. Außerdem zeigt sich Mercedes ungewöhnlich spendabel bei der Serienausstattung. Das große MBUX-Infotainment ist ebenso standardmäßig an Bord wie 18-Zoll-Aluräder, Komfortsitze, LED-Scheinwerfer mit adaptivem Fernlicht, elektrische Heckklappe sowie Rückfahrkamera. Im Vergleich zur Konkurrenz ist der Mercedes freilich kein Schnäppchen: Ein Tesla Model 3 gibt es mit ähnlicher Reichweite für weniger Geld.