Mercedes EQB (2022) im Fahrbericht Clever und geräumig

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Mit sieben Sitzen und Allradantrieb ist der Mercedes EQB ein richtig praktisches Elektroauto. Warum seine Navigation besonders gut ist und ob der E-SUV auch unterwegs überzeugte – hier im Fahrbericht.

Mit dem Mercedes GLB schaffen die Modellstrategen einen cleveren Schachzug: Er vereint einen großen Innenraum mit recht kompakten Abmessungen. Daran ändert auch die Umbenennung in EQB und die Implementierung eines Elektroantriebs recht wenig. Nach wie vor ist das Auto 4,68 Meter lang und 1,67 Meter hoch und bietet mit 495 bis 1.710 Liter Gepäckraum sowie bis zu sieben Sitzen genügend Variabilität für Kindergeburtstage und Umzüge.

Von außen verpasst Mercedes dem EQB das Elektro-Universalgesicht: Seine Scheinwerfer mit dem großen geschlossenen Kunststoffpanel dazwischen sowie die durchgehenden Heckleuchten kennen wir so schon vom kompakteren EQA.

Der steht auch bei der Technik Pate. Der Akku verbirgt sich im Unterboden und bietet 66,5 kWh nutzbare Kapazität, genau wie im kleinen Bruder. Allerdings fahren vorerst alle EQB mit Allradantrieb vor. Im 300er leisten zwei E-Motoren 228 PS, im 350er sind es sogar 292 PS. Die aus dem EQA bekannte Einstiegsversion mit Frontantrieb im 250er folgt erst später.

Hinterräder übernehmen Hauptantrieb

Bei den Allradversionen übernimmt der hintere Motor die Hauptantriebsarbeit. Vorn schaltet sich bei Bedarf ein Asynchron-Elektromotor zu, der im abgeschalteten Zustand beinahe widerstandsfrei mitläuft. Wir fuhren auf unserer ersten Runde mit dem EQB 300 – und der reicht völlig aus. Er bringt die gut 2,1 Tonnen gut in Schwung, hat für Überholmanöver genug Power, und bei Tempo 160 regeln sowieso alle EQB ab.

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Beeindruckend ist bei all dem die gelungene Geräuschdämmung. Selbst den leisen Ton der Fußgängerwarnung bei niedrigem Tempo hört man innen kaum. Wind- und Abrollgeräusche bleiben draußen, das hohe Gewicht verhilft dem EQB zu dem souveränen Fahrgefühl einer größeren Limousine. Dabei hilft das komfortable Fahrwerk, das sich optional mit Verstelldämpfern für flottere Landstraßenausflüge straffen lässt. Doch lieber schwimmt der E-SUV im Verkehr mit. Dabei kann man sich getrost auf die automatische Rekuperation verlassen: Selbst wenn der Tempomat aus ist, regelt sie den Abstand zum vorausfahrenden Verkehr, bremst vor Tempolimits vorausschauend ab und berücksichtigt den Kurvenverlauf der aktuellen Navi-Route.

Tolle Routenplanung inklusive Ladestopps

Wer lieber selbstbestimmt bremst, kann mittels Lenkradpaddels selbst die Stärke der Energierückgewinnung steuern. Ist der Strom dann mal alle, kann man an der Wallbox mit 11 kW oder am Schnelllader mit bis zu 100 kW nachladen. Das klingt nicht spektakulär, die hohe Leistung soll jedoch recht lange anliegen. Mercedes verspricht, den Akku in 32 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu bringen. Die VW-Konzern-Modelle schaffen in dieser Klasse ähnliches, Tesla, Hyundai und Kia sind schneller.

Dafür denkt Mercedes bei der Planung von Langstrecken deutlich weiter als die meiste Konkurrenz. Das Navi berücksichtigt die aktuelle Fahrweise ebenso wie die Topographie der Strecke und schlägt unterwegs passende Ladestopps vor. Das lässt sich entweder per App vom Sofa aus planen oder direkt vor Fahrtantritt einfach per Sprache eingeben. Auch Sonderwünsche sind kein Problem: Wer etwa gern mit 50 Prozent Restladung am Ziel ankommen möchte, bekommt genau angezeigt, an welchem Schnelllader er wie lange laden soll. Dabei konditioniert die Bordtechnik den Akku immer rechtzeitig vor, sodass der Ladevorgang möglichst schnell funktioniert. Sogar die Preise und den aktuellen Belegungsgrad von Ladesäulen kennt das Mercedes-System.

Gut 300 Kilometer Reichweite, in 32 Minuten von 10 auf 80 Prozent

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So verlieren lange Routen ihren Schrecken – wobei die Reichweite es EQB mit realistischen 300 Kilometern (laut WLTP-Norm: 419km) nicht überragend gut ist. Später soll noch ein Modell mit mehr Ausdauer nachkommen. Noch dieses Jahr stehen die ersten EQB bei den Händlern, Preise sind noch keine genauen bekannt. Mit dem üblichen Abstand zwischen GLA und GLB rechnen wir für den EQB mit einem Einstiegspreis von 46.500 Euro – nach aktuellem Stand abzüglich 7.500 Euro Umweltprämie.

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