Mercedes GLA 220d (2020) im Fahrbericht Hoch hinaus

Mercedes GLA 220d 2020 Foto: Daimler 21 Bilder

Der Mercedes GLA beschritt bisher mit seiner flachen Karosserie einen Sonderweg unter den kompakten SUV. Der neue ist höher geworden, doch fährt er noch genauso flott?

Das Nesthäkchen der Mercedes-Kompaktfamilie ist da: der GLA. Schon auf den ersten Blick ist die Neuauflage als solche zu erkennen. Unser Testwagen in Mattgrau wirkt deutlich größer als sein flacher Vorgänger. Dazu trägt der steil im Wind stehende Kühlergrill mit großem Mercedes-Stern bei, wie wir ihn von den anderen SUV der Marke kennen. Allerdings täuscht der erste Eindruck etwas. In der Länge schrumpfte der Neue minimal, ist sogar einen knappen Zentimeter kürzer als seine technische Basis, die A-Klasse. Auch die Breite änderte sich nur unwesentlich. Nach wie vor boomt das Segment der kompakten Crossover, und so will der GLA hoch hinaus, wächst um gut zehn Zentimeter in der Höhe. Da liegt also die Erklärung für den optisch so wuchtigen Auftritt.

Das ganze Streben nach Höherem hat aber freilich nicht nur optische Gründe. Vor allem die Sitzposition sollte nach oben wandern und damit den Einstieg erleichtern. Das ist geglückt: Man sitzt sogar fünf Zentimeter höher als in der nicht nur bei Rentnern beliebten B-Klasse. So thronend fühlt man sich direkt gut aufgehoben, zumal der Ausblick vertraut ist. Instrumente und Infotainment laufen ausschließlich digital auf zwei Displays. Die stecken optional unter einer großen gemeinsamen Glasscheibe und führen auf unterschiedlichsten Wegen Bedienbefehle aus. Das MBUX-System reagiert auch hier flott auf Spracheingabe wie auch Berührungen, auf Wunsch ergänzt ein Head-up-Display die Anzeigenvielfalt. So weit, so bekanntt. Interessant wird es dann aber auf den hinteren Plätzen.

Mercedes GLA 220d 2020 Foto: Immanuel Schneeberger
Auf den hinteren Plätzen sitzt es sich ganz manierlich.

Dort sitzt es sich inzwischen ganz manierlich. Das höhere Dach kommt der Sitzposition zugute, die Kopffreiheit bewegt sich auf dem ordentlichen Niveau des Vorgängers. Dafür haben die Beine spürbar mehr Raum. Für die Knie ist genügend Platz.

Außerdem wuchs auch der Gepäckraum. Durch die serienmäßig dreigeteilte Lehne lässt der sich variabel erweitern, auf Wunsch verrutscht die Rückbank zudem zweigeteilt um 14 Zentimeter und erfüllt so wechselnde Wünsche nach mehr Bein- oder Kofferraum. Einzig die leicht nach vorn ansteigende Ladefläche bei umgelegten Lehnen bleibt zu monieren, sonst sind die besseren praktischen Talente wohl das stärkste Argument gegenüber dem bisherigen GLA.

Mercedes GLA 220d 2020 Foto: Immanuel Schneeberger
Ende April werden die ersten Exemplare an die Kunden geliefert.

Der war dafür auf der Landstraße ein echter Spaßbringer. Auch der neue kurvt sicher über schmale Straßen der Schwäbischen Alb, ist dabei aber nicht ganz so agil wie noch sein Vorgänger. Das macht aber nichts, denn dafür federt er in Verbindung mit den montierten 18-Zöllern sehr verbindlich alle straßenbaulichen Nachlässigkeiten weg. Die Lenkung arbeitet angenehm direkt und nicht zu leicht, sodass man ein gutes Gefühl für die aktuelle Fahrsituation bekommt.

Für komfortabel-zügiges Fahren passt diese Abstimmung insgesamt sehr gut, wozu auch der kräftige Zweiliter-Diesel seinen Teil beiträgt. Im 220d leistet er 190 PS, die im Testwagen alle vier Räder antreiben. Dazu portioniert ein achtstufiges Doppelkupplungsgetriebe die Kraft der 400 Newtonmeter in bekömmliche und vor allem ruckfrei miteinander verbundene Häppchen. Der akzeptable ruhig laufende Motor ist zudem mit 6,5 Litern laut Bordcomputer auf der flott gefahrenen Testrunde recht sparsam. Ein Aufschlag gegenüber der 15 Zentimeter niedrigeren und 100 Kilo leichteren A-Klasse sollte aber eingeplant werden.

Mercedes GLA 220d 2020 Foto: Immanuel Schneeberger
Die Sitzposition ist nach oben gewandert und damit den Einstieg zu erleichtern.

Auch auf der Autobahn merkt man die neue Höhe des GLA. Der 13 PS schwächere Vorgänger jedenfalls war bei Vollgas gleich schnell. Für Langstrecken sind aber andere Eigenschaften wichtiger. Die Windgeräusche halten sich im Rahmen und die Assistenzsysteme helfen tatsächlich in erstaunlich vielen Fällen. So reagiert der Totwinkel-Assistent nun in seiner besseren Ausführung auch aktiv mit Lenkeingriffen, wenn der Fahrer in seinen Nebenmann steuern will. Bei Stau führt der Spurassistent bildet der GLA automatisch eine Rettungsgasse, und vor dem Aussteigen blinkt und hupt er wild, wenn von hinten ein Radfahrer kommt während man den Türgriff anfasst. Als i-Tüpfelchen auf dem Berg der Assistenten gibt es zudem eine Waschstraßenfunktion: Dann klappt das Auto mit nur einem Tastendruck die Seitenspiegel an, schließt alle Fenster und zeigt das Kamerabild vor dem Auto, um das mittige Einfahren zu erleichtern. Auch der Regensensor stellt pflichtbewusst seine Funktion ein.

All das gibt es Mercedes-typisch nicht zum Spartarif. Immerhin wurden vor der Corona-Stilllegung der Fertigungsbänder schon einige gebaut, sodass Ende April die ersten Exemplare an die Kunden geliefert werden. Bestellbar ist das Auto zu Preisen ab 31.320 Euro für den GLA 200 mit 1,3-Liter Vierzylinder (163 PS), 7-Stufen-Doppelkupplung und Vorderradantrieb. Für den getesteten 220d mit Allrad verlangt Mercedes 37.080 Euro und damit 1.700 Euro mehr als noch für den Vorgänger. Auch hier findet Mercedes höher besser.

Mercedes E-Klasse 2020
Hang zur Dynamik