Mitarbeitermotivation Mobilitätsbudget statt Firmenwagen

Hand hält Karotte Foto: Sergey Nivens/Stock Adobe

Immer mehr Personalabteilungen setzen zur Motivation der Mitarbeiter auf kreative Anreize. Stark im Kommen sind jetzt Mobilitätsbudgets.

Bis in die Haarspitzen motivierte Mitarbeiter sind die Perlen jeder Personalabteilung. Sie brennen für ihre Arbeit, sind immer freundlich, gut gelaunt und natürlich niemals krank. Einem Personaler stellen sich damit zwei Fragen: Welche Köder braucht es, um solche Performer an Bord zu ziehen? Und wie lassen sie sich erfolgreich bei Laune halten? Bis vor Kurzem gab es darauf eine einfache Antwort. Ein gutes Gehalt und ein Dienstwagen mit viel Hubraum und Leistung, fertig war das Motivationsmodell.

Heute müssen HR-Profis tiefer in die Trickkiste greifen, damit sie im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter die Nase vorn haben. Gefragt sind kreative Motivationslösungen, die auch die Belange der jüngeren Mitarbeiter in den Blick nehmen. Im Fokus stehen dabei die Millennials, die Mitglieder der sogenannten Generation Y. Laut dem Statistischen Bundesamt stellen sie rund ein Fünftel der Arbeitnehmer in Deutschland.

VW Passat Alltrack 2015 Foto: VW
Flexible Arbeitszeiten, Raum fürs Hobby oder ein schickes Mountainbike als Dienstrad: Arbeitgeber müssen umdenken, wenn sie ihre Belegschaft bei der Stange halten wollen.

Klassische Anreizsysteme wie Gehaltserhöhung, Bonuszahlungen und Dienstwagen ziehen bei diesen 20- bis 35-Jährigen eher nicht. Ihre Lebensmodelle zielen auf Werthaltungen wie Freude an der Arbeit, Sinnsuche und auf eine Work-Life-Balance, die Beruf und Privatleben unter einen Hut bringt. Auf der Hitliste der positiven Anreize für die Generation Y stehen daher eher weiche Faktoren. Das können flexible Arbeitszeiten sein, Home-Office und Fortbildungen.

Indivieuelle Angebote sollten auf Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen

Ansatzpunkte bieten aber auch die Mobilitätsbedürfnisse der Mitarbeiter. Der Schlüssel für ein effektives Motivationsmodell ist in diesem Fall ein individuelles Angebot, das genügend Spielraum für die Gestaltung der Mobilität ermöglicht. Hier sind mittlerweile Mobilitätsbudgets stark im Kommen.

Die Managementberatung A.T. Kearney zum Beispiel bietet ihren Beratern seit Anfang des Jahres an mehreren Standorten die Wahl zwischen einem Dienstwagen, einer Bahncard 100 und einem Mobilitätsbudget für Carsharing, Mietwagen und Taxifahrten. Wie es heißt, kommt das Angebot bei der Generation Y sehr gut an – jeder dritte Berater verzichtet demnach auf einen eigenen Firmenwagen.

Tatsächlich haben sich bereits diverse Leasinggesellschaften von einem starren Dienstwagenmodell verabschiedet, um sich mit modernen Mobilitätslösungen Marktanteile zu sichern. Athlon etwa legte vor einem Jahr das Programm My Benefit Kit auf. Konzipiert wurde es als Tool zur Mitarbeitermotivation. Dahinter steht ein Modell zur Gehaltsumwandlung, das die Bereitstellung eines Dienstwagens mit neuen Bausteinen zur persönlichen Motivation verbindet. Das Konzept funktioniert, wenn sich der Mitarbeiter bei der Motorisierung und Ausstattung seines Dienstwagens zurückhält. Er investiert also nur einen Teil seines Budgets in die motorisierte Mobilität. Den Rest kann er frei für andere Zwecke verwenden. Ein Fahrrad etwa, Zuschüsse zur Kita oder eine Altersvorsorge.

Ein ähnliches Konzept verfolgen auch die Fuhrparkexperten von Belmoto Mobility in Hamburg. Sie definieren ihr persönliches Mobilitätsbudget als ein strategisches Instrument zur Mitarbeiterbindung, das entweder den Dienstwagen ersetzt oder ein Upgrade für ein kleineres Fahrzeug darstellt. Dazu setzen die Hamburger gewissermaßen alles auf eine Karte, genauer: auf die vor wenigen Monaten eingeführte Mobility Card. Der Mitarbeiter erhält damit eine Firmenkarte mit Bezahlfunktion, die mit dem Guthaben aus dem Mobilitätsbudget aufgeladen ist. Mit dieser Karte steht ihm dann die ganze Palette an Verkehrsmitteln von Dienstwagen über E-Bike, ÖPNV, Taxi und Carsharing zur Verfügung. Auch hier hat ein sparsamer Umgang mit der eigenen Mobilität handfeste Vorteile. Bleibt Geld übrig, weil der Mitarbeiter das Budget nicht voll ausschöpft, kann er den Restbetrag für private Zwecke ausgeben.

Das Angebot eines Mobilitätsbudgets muss sich natürlich nicht nur auf Dienstwagennutzer beschränken. Damit lassen sich auch Mitarbeiter motivieren, die normalerweise keine Berechtigung für ein dienstliches Fahrzeug haben. Eine innovative Interpretation dieses Modells bietet der Pharmakonzern Daiichi Sankyo Europe. Die Japaner erhielten bereits vor drei Jahren für ihr Konzept eines ökologischen und nachhaltigen Mobilitätsbudgets den renommierten Business Travel Award.

In der Praxis bewährt sich das Projekt bestens. Das Mobilitätsbudget deckt die Belange der Mitarbeiter mit Dienstwagenberechtigung ebenso ab wie die der Kollegen, die mit eigenen Mitteln zur Arbeit kommen. Hier wie dort gilt das Budget für den ÖPNV, für Bahn, Fahrrad, Taxi, Fernbus und Carsharing. Die Höhe des Etats entspricht bei der ersten Gruppe den Vollkosten des bisherigen Dienstwagens. Bei den Pendlern wiederum bestimmt das gewählte Verkehrsmittel die finanzielle Ausstattung. Je umweltfreundlicher der Mobilitätsmix ausfällt, desto höher ist das Budget.

Hat also der Dienstwagen als Motivationsmodell ausgedient? So weit reichen die aktuellen Konzepte sicher nicht. Schließlich ist die Infrastruktur für die Kombination verschiedener Verkehrsmittel längst nicht in allen Städten der Republik auf dem dazu nötigen Niveau. Und in ländlichen Regionen ist das Auto nach wie vor unverzichtbar. Dazu kommt, dass sich mit zunehmendem Alter auch die Lebensmodelle der jüngeren Generation verändern. Fordert die Familie ihr Recht, kann ein Dienstwagen sehr wohl wieder das richtige Mittel zur Motivation sein. Trotzdem sind Mobilitätsbudgets auch in Zukunft sinnvoll. Nämlich als Angebote für eine individuelle und flexible Mobilität, die dem Nutzer jederzeit die Entscheidung überlässt, welche Lösung seinen Bedürfnissen am besten entspricht.