Mobilität: Hat der Firmenwagen ausgedient? Dienstreise und Arbeitsweg abseits vom Auto

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Mobiles Arbeiten, Homeoffice – unsere Arbeitswelt ändert sich und damit auch Mobilitätsanforderungen der Mitarbeiter. Die Unternehmen müssen sich darauf einstellen.

Kaum ein Bereich unseres Alltags ändert sich so stark und so schnell wie die Mobilität. Das Auto hat seinen Kultstatus verloren, junge Menschen identifizieren sich über coole E-Bikes, über ihr Smartphone – oder einfach darüber, unabhängig von Besitz zu sein. Das macht es Unternehmen schwerer, gefragte Mitarbeiter mit einem Firmenwagen zu locken. Und überhaupt: Will denn überhaupt noch jemand mit dem "eigenen", also dem für ihn reservierten Firmenwagen reisen? So, wie sich speziell jüngere Menschen privat fortbewegen, möchten sie das auch im Job. Flexibel, ohne sich auf einzelne Verkehrsträger festzulegen. Heute mit dem Auto, morgen per Bahn und Carsharing, übermorgen mit dem Flugzeug – oder auch alles kunterbunt durcheinander. So, wie es am schnellsten, einfachsten oder auch am günstigsten geht.

Individualisierung sorgt für steigende Mobilitätsansprüche: "Das Streben nach Individualität führt zu einer Ausdifferenzierung von Weltanschauungen, einer Vielfalt an Lebensentwürfen, Biografien und Konsumgewohnheiten", heißt es in der vom ADAC in Auftrag gegebenen Studie "Die Evolution der Mobilität". Ihr Credo: Der moderne Mensch entzieht sich sämtlichen Dogmen, will in allen Lebensbereichen unabhängig bleiben. Dazu kommt, dass Mobilität immer billiger wird. Man kann es sich leisten, am Wochenende eben nach Prag, Barcelona oder Rom zu jetten. Ins Flugzeug zu steigen wird zur Selbstverständlichkeit und mancher reisefreudige 20-Jährige kennt sich am Flughafen besser aus als auf den Autobahnen rund um seinen Wohnort.

Der steigende Mobilitätsbedarf wird dafür verantwortlich sein, dass sich die dazugehörigen Dienstleistungen zu einem der größten Wachstumsmärkte entwickeln werden. Laut der Europäischen Kommission geben die Deutschen im Schnitt jährlich 2.600 Euro für Mobilität aus. Das heißt, jeder siebte Euro geht für Pkw, Bus, Bahn, Flugzeug oder andere Fortbewegungsmittel drauf. Tendenz steigend, wobei drei Viertel der Fahrten weiterhin mit dem Auto abgedeckt werden.

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Arbeiten wird mobiler, der Nine-to-five-Job im Büro immer seltener. Viele Menschen arbei­ten unterwegs – im Café, im Flugzeug, wo immer sie ein Netz haben.

Jeder siebte Euro wird für die Mobilität ausgegeben

Nur eben nicht mehr unbedingt mit dem eigenen. Neue Player und innovative Plattformen schaffen vor allem nutzer- und bedarfsorientierte Mobilitätsangebote, nicht nur für private Reisen, sondern auch für den Job.

Die Mobilitätsforscher der ADAC-Studie erwarten, dass der Pkw einen neuen gesellschaftlichen Stellenwert bekommt, als Teil integrierter Mobilitäts- und
Verkehrssysteme. Eine, aber eben nicht die einzige Option, von A nach B zu reisen. Aus dem klassischen Mittel zum Zweck, der Fortbewegung, könnte so ein Bestandteil eines intelligenten, nachhaltigen Energiemanagements werden. Aus Status-Mobilität wird
Smart Mobility.

In dem von den Autoren der Studie skizzierten Szenario hat auch das autonome Auto seinen festen Platz. Früher oder später werde zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten zur Normalität. Wenn aber die digitale Vernetzung fortschreitet, Cloud-Lösungen alltäglich werden und mobiles Arbeiten zur neuen Norm wird, lösen sich die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben auf. Dann, so die Autoren, werden Verkehrsmittel zu Refugien zwischen Arbeitsplatz und Zuhause und selbstfahrende Autos zur Verlängerung des Büros und Wohnzimmers!

Denn so, wie sich Mobilität ändert, ändert sich die Art, wie wir arbeiten. Der klassische Nine-to-Five-Bürojob mit festem Schreibtisch wird zum Auslaufmodell. Nicht nur agile Start-ups arbeiten heutzutage team- und projektorientiert. Viele Mitarbeiter brauchen nur Smartphone, Laptop und eine Verbindung zum Internet. Ob zu Hause, im Auto, in der Bahn oder im Café – wo sie arbeiten, spielt keine Rolle. Aufs Ergebnis kommt es an, und dass sich die Menschen wohl bei ihrer Arbeit fühlen.

Welche Mobilitätsangebote müssen Arbeitgeber aber entwickeln, um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden? Sicherlich wird es nicht genügen, einfach einen Pool an Firmenwagen für Dienstreisen vorzuhalten, und dem Mitarbeiter mit dem neuen Arbeitsvertrag die Reiserichtlinien in die Hand zu drücken.

Lease Plan befragte 600 Dienst­wagen­nut­zer, darunter viele Fach- und Führungskräfte, was sie sich von ihren Arbeitgebern wünschen. Multimodale Angebote standen da ganz vorne auf der Wunschliste, nicht nur für die typischen Geschäftsreisen. 15 Prozent, im mittleren Management sogar 20 Prozent der Befragten hätten gerne, dass ihre Firma die Kosten für Bus und Bahn übernimmt. Arbeitgeber müssen also umdenken. Denn noch immer heißt es in den meisten Betrieben: Wer einen Firmenwagen fährt, bekommt keinen ÖPNV-Zuschuss.

Variablen Mobilitätsmodellen gehört die Zukunft

Eine gute Nachricht lässt sich aus den Befragungsergebnissen jedoch ebenfalls ableiten: Jeder zweite Dienstwagennutzer ist grundsätzlich bereit, für ein flexibleres Mobilitätsangebot einen finanziellen Obolus beizusteuern.

Oder gleich einen kleineren Dienstwagen zu wählen. Das gesparte Geld ließe sich dann beispielsweise flexibel in Carsharing oder Mietwagen investieren. Oder für ein per Gehaltsumwandlung finanziertes E-Bike, dem sogenannten Dienstrad-Modell.

Die Praxis zeigt: Wird eine Kombination verschiedener Mobilitätsangebote bereitgestellt, entscheiden sich 20 bis 30 Prozent der Mitarbeiter anders als in der Vergangenheit. Etliche Leasinggesellschaften unterstützen diesen Trend. Sie bieten Mobilitätsalternativen zum Dienstwagen oder ermitteln, wer sein Firmenwagen-Budget nicht ausschöpft. Sie helfen dabei, Gehaltsumwandlungen in die Praxis umzusetzen. Oder bieten Kombinationen aus Dienstwagen-, Carsharing- und Mietwagenbudgets als Mobilitätspakete an.