Mobilitätsbudget Welche Anforderungen wichtig sind

Smiling young man with guitar case and cell phone Foto: Uwe Umstaetter/Riverty

Car Policy war gestern, heute muss der Mobilitätsbedarf ganzheitlich betrachtet werden. Wie diese Transformation gelingt und was der ESG-Report damit zu tun hat, erklären die Mobilitätsexperten Jan Kalle Wulf und Mathias Quetz von Riverty.

Flexibel, schnell und einfach – das musste Mobilität schon immer sein. Doch wie ist die Situation heute? Insbesondere bei Unternehmen kommen weitere Anforderungen an den Mobilitätsmix und individuelle Präferenzen dazu. In Zeiten von Klimawandel und Fachkräftemangel müssen Themen wie Nachhaltigkeit, Mitarbeiterbindung und Employer Branding in die Entscheidungsfindung einbezogen werden – sowohl beim Fuhrparkmanagement, in den Steuerabteilungen als auch in Personalabteilung und Geschäftsführung. Der Trend zeigt klar in Richtung einer Mobilitäts-Policy, die den Mobilitätsbedarf von Unternehmen in Zukunft ganzheitlich regelt. Wie diese Transformation via Mobilitätsbudgets gelingen kann, erklären Jan Kalle Wulf und Mathias Quetz, Mobilitätsexperten bei Riverty.

Obstkorb oder Jobrad?

Neben Obstkorb, kostenlosen Getränken sowie Angeboten im Bereich von Sport- und Freizeit waren in vielen Unternehmen lange Zeit der Firmenwagen, das Jobticket für den öffentlichen Nahverkehr oder das Jobrad die meistgewählten Mitarbeiter-Benefits. Diese Angebote haben einen entscheidenden Nachteil: Beschäftigte sind an ihre Auswahl und damit an eine einzige Mobilitätsoption gebunden – die Flexibilität bleibt auf der Strecke. Nun rückt mit dem Mobilitätsbudget ein neuer Trend in den Fokus.

Riverty Visa 2023 Foto: Riverty

Mitarbeiter entscheiden selbst über Mobilitätsmix

Hier entscheiden die Mitarbeiter selbst über ihren Mobilitätsmix. Im Rahmen eines monatlich vom Arbeitgeber festgelegten Budgets können sie wählen, ob sie mit dem Fahrrad, Sharing-Angeboten, einem Auto-Abo oder dem E-Scooter zur Arbeit kommen möchten. Außerdem können sie entscheiden, wie das Budget verwendet werden soll: für die Freizeit, den Weg zur Arbeit oder auch das neue Deutschlandticket. Das Budget ist mit einer Mobility Debit Card verknüpft, die einfach in jeder gewünschten Mobilitäts-App zum Bezahlen hinterlegt werden kann. Vorstrecken von Kosten und späteres Einreichen von Rechnungen entfallen, und Unternehmen können selbst festlegen, für welche Apps die Karte akzeptiert werden soll – im übertragenen Sinn also eine finanzielle Tankkarte für die individuelle Mobilität. Der Vorteil: Unternehmen und Beschäftigte haben so die entsprechenden Mobilitätskosten sowie die eigene CO₂-Bilanz jederzeit im Blick.

Sind alternative Mobilitätslösungen wirklich teurer?

Dass Kosten einen wesentlichen Einfluss auf die Wahl des Verkehrsmittels haben, zeigt eine aktuelle Studie des Future Mobility Labs der Uni St. Gallen. Weil man bei unterschiedlichen Mobilitätsangeboten immer extra bezahlen muss, ging ein Großteil der Studienteilnehmenden davon aus, dass die Nutzung von alternativen Mobilitätslösungen im Gegensatz zum Auto oder dem bevorzugten Verkehrsmittel objektiv teurer ist – ohne die tatsächlichen Kosten zu kennen. Diese waren im Vergleich bis zu 22 Prozent niedriger. Um diese Wahrnehmung zu ändern, ist eine transparente Darstellung der Ausgaben wichtig und für die Teilnehmenden der Studie ein entscheidender Impuls, andere Mobilitätslösungen in Betracht zu ziehen.

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2024 kommt der ESG-Report

Wer sein Fuhrparkmanagement langfristig nachhaltiger gestalten will, muss den klassischen Firmenwagen nicht komplett ersetzen. Vielmehr sollten die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten mit den Nachhaltigkeitszielen abgestimmt und durch ein Mobilitätsbudget um weitere, nachhaltigere Alternativen ergänzt werden. Da ein Mobilitätsbudget den einfachen Zugang zu alternativer Mobilität ermöglicht, erleichtert es so den Umstieg auf S-Bahn und Sharing-Angebote. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern wirkt sich auch positiv auf den ab 2024 für Unternehmen verpflichtenden ESG-Report aus.

CO2-Emissionen aus Mobilitätsbudget fließen in ESG-Report

Denn aus den Daten, die im Rahmen des Mobilitätsbudgets erfasst werden, lassen sich auch die CO₂-Emissionen, die die Mitarbeitenden auf ihrem Weg zur Arbeit oder zum Kundentermin verursachen, berechnen und für den ESG-Report verwenden. Zusätzlich können Unternehmen die Wahl der Mobilitätsform ihrer Mitarbeitenden im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv steuern und so gezielt den Umstieg auf nachhaltigere Mobilitätsalternativen vereinfachen, indem sie ihnen bestimmte Mobilitätsdienste über die App zur Verfügung stellen und andere ausschließen.

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Employer Branding steigert Chancen bei Personalsuche

Gerade dieser positive Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens hilft dabei, das eigene Employer Branding zu verbessern und für potenzielle Arbeitnehmende attraktiver zu werden. Da das Mobilitätsbudget in das Lohn- und Buchhaltungssystem des Unternehmens integriert werden kann, können die Daten zur Abrechnung direkt übertragen werden – so wird gleichzeitig zusätzlicher Verwaltungsaufwand minimiert.

Wer als Arbeitgeber also etwas für den Umwelt- und Klimaschutz und für das anstehende ESG-Reporting tun und gleichzeitig seinen Mitarbeitenden einen echten Benefit bieten möchte, sollte sich von Insellösungen verabschieden und auf ein Mobilitätsbudget umsteigen – damit fahren das Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Umwelt besser.