Remarketing von Firmenwagen Selbst verkaufen ist keine gute Idee

Lack 2023 Foto: GpointStudio@viaCanva

Gewerblich genutzte Fahrzeuge aus dem Fuhrpark selbst zu verkaufen, ist riskant. Das sollte man besser Profis überlassen. Welche juristischen Fallstricke drohen – und was Flottenbetreiber sonst noch wissen sollten.

Im Fuhrparkmanagement sind schlanke Strukturen gefragt. Deshalb leasen die meisten Unternehmen ihre Firmenwagen, anstatt sie zu kaufen. Feste Laufzeiten, fixe Kosten für Wartung, Versicherung oder Reifenservice geben finanzielle Sicherheit. Und am Ende der Laufzeit werden die Autos einfach an die Leasinggesellschaft zurückgegeben.

Und doch gibt es genügend Firmen, die ihre Geschäftswagen kaufen. Weil es Unternehmenspolitik ist, weil liquide Mittel angelegt werden sollen, weil exotischere Fahrzeuge gewünscht sind, für die die Raten zu hoch wären – oder weil man flexibler als mit einem Leasingfuhrpark bleiben will.

Remarketing kann riskant werden

Wer sich für den Kauf von Firmenwagen entscheidet, sollte sich allerdings der Risiken bei der späteren Vermarktung bewusst sein. Vom Modell über die Motorisierung bis zur Ausstattung: Hat man sich für das falsche Fahrzeug entschieden, kann das Remarketing zur zähen Angelegenheit werden.

Wie tickt der Gebrauchtwagenmarkt in drei Jahren?

So sollte die Ausstattung zum Fahrzeug passen. Voll ausgestattete Kleinwagen beispielsweise werden gerne genommen, doch einen Aufschlag für die Mehrausstattung wird kaum jemand bezahlen. Momentan sind Benziner eher gefragt als gebrauchte Diesel. Heute vorauszusehen, wie der Markt in drei, vier oder noch mehr Jahren tickt, gleicht einem Blick in die Glaskugel. Das gilt auch oder gerade für Elektroautos: Die Fahrzeuge von heute entsprechen schon morgen nicht mehr dem Stand der Technik. Entsprechend riskant ist es, sie zu kaufen. Mit geleasten E-Autos überlässt man das Vermarktungsrisiko der Leasinggesellschaft.

DEKRA Automobil GmbH Michael Tziatzios 2023 Foto: Thomas Küppers
Michael Tziatzios, Leiter Gebrauchtwagenmanagement, DEKRA Automobil GmbH.

Jeder Tag bedeutet Zeit und Geld

Haben Unternehmen jedoch Fahrzeuge gekauft und wollen sie loswerden, so empfiehlt es sich, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Denn beim Verkauf ist Zeit Geld und jeder Tag, den die ausgemusterten Fahrzeuge ungenutzt auf dem Hof stehen, bindet unnötig Firmenkapital.

Allerdings fehlt vielen Flottenverantwortlichen das Know-how und auch die Zeit, sich um die Vermarktung zu kümmern. Außerdem kann man viel falsch machen. Mancher Mitarbeiter würde seinen Geschäftswagen gerne privat übernehmen, weil er sich an ihn gewöhnt hat. Keine gute Idee: Denn gewerbliche Verkäufer müssen privaten Käufern zwei Jahre Gewährleistung geben. Wer sich trotzdem daran wagt, sollte eine Garantieversicherung abschließen. Nur im B2B-Verkauf können Sachmängelansprüche im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen eingeschränkt oder ausgeschlossen werden.

Juristische Fallstricke drohen

Fehlende oder falsche Angaben im Kaufvertrag haben rechtliche Konsequenzen. Und wenn der Verkaufspreis über dem Buchwert liegt, muss das Unternehmen den Gewinn versteuern. Weit unterm Buchwert sollte ein Auto auch nicht vom Hof gehen, denn dann werden die Finanzbeamten misstrauisch und wittern Begünstigung.

Wesentlich einfacher und sicherer ist, den Verkauf einem professionellen Dienstleister zu überlassen. Der kümmert sich um alle Schritte, von der Aufbereitung über den Transport bis zum Kaufvertrag. In der Regel arbeiten die Firmen mit Auktionshäusern zusammen, die Geschäftswagen sogar en gros versteigern. Sie haben die nötigen Kontakte, um Fahrzeuge schnell und sicher abzugeben, zur Not ins Ausland. Modelle mit Dieselantrieb beispielsweise, die sich hierzulande im Handel die Reifen platt stehen, sind in anderen Ländern und vor allem außerhalb der EU gefragt. Viele Dienstleister kümmern sich dann um sämtliche Formalitäten, etwa das Prozedere mit der Umsatzsteuer.

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Den optimalen Zeitpunkt der Ausmusterung finden

Grundsätzlich gilt es, die Fahrzeuge zum richtigen Zeitpunkt auszumustern und nicht zu lange zu fahren. Kilometerleistung und Alter beeinflussen die TCO. Häufen sich die Reparaturen nach einigen Jahren, gehen die Kosten durch die Decke und der Betrieb rechnet sich nicht mehr. Die Profis des Flottenmanagements von DEKRA mit der riesigen Sachverständigen-Datenbank im Rücken helfen, den richtigen Verkaufszeitpunkt zu ermitteln.

Ist der gefunden, so arbeitet die für die Vermarktung zuständige Abteilung idealerweise eine Verkaufscheckliste ab. Wo genau steht das Fahrzeug, stimmen die Papiere überein, ist die Ausstattung vollständig, steht es noch auf den ursprünglich bestellten Alufelgen? Ein Gutachten eines DEKRA Sachverständigen fixiert den optischen und technischen Zustand. Wird auch der Wert genannt, kann das den Verkauf ebenfalls beschleunigen.

Elektroautos und Plug-in-Hybride

Einen Sonderfall stellen Elektroautos und Plug-in-Hybride dar. Wie leistungsfähig ist die Batterie, wie viele Ladezyklen hat sie hinter sich? Der Batteriecheck von DEKRA liefert unabhängige, valide Testergebnisse, weist den sogenannten State of Health (SoH) aus und gibt Käufer und Verkäufer damit Sicherheit.

Zu guter Letzt gilt es, den Wagen auszuschreiben. Am ehesten eigenen sich Online-Plattformen wie mobile.de oder autoscout24.de, da sie Kaufinteressenten bundesweit oder sogar aus dem Ausland ansprechen.