Verkauf von Gebrauchtwagen DAD unterstützt Audi

Foto: Hanno Boblenz

Autos zu bauen und zu verkaufen, ist das eine. Doch jeder Hersteller muss sich auch mit
Gebrauchtwagen beschäftigen. DAD und Audi arbeiten hier zusammen.

Geschäftswagen der Mitarbeiter, Leasingrückläufer oder Fahrzeuge, für die man beim Verkauf schon eine Rücknahmegarantie gegeben hatte: Jeder Hersteller hat eigene Abteilungen, die Gebrauchtwagen möglichst gewinnbringend verkaufen sollen.

Audi lässt sich dabei seit Mitte 2016 vom DAD unterstützen. Man kennt den Deutschen Auto Dienst als Experten für Prozesslösungen in der Flotte, von Dokumentenmanagement bis Fahrzeuglogistik. Doch in Ahrensburg denkt man größer: Die IT-Profis des Unternehmens haben sich auf die Fahnen geschrieben, mehr aus Kundendaten herauszuholen, und entwickelten Automotive Analytics. »Darunter verstehen wir, die im Rahmen unserer Dienstleistungen beim Kunden gesammelten Daten zu verarbeiten. Wir sortieren und bringen sie in neue Zusammenhänge, über die der Kunde bislang keine Transparenz hatte«, sagt Max Weber, der beim DAD seit drei Jahren für das Projekt verantwortlich zeichnet.

Klassische Reportings, tiefergehende Analysen und ein Dashboard fürs Management mit einer schnellen Übersicht über Echtzeitdaten sind die drei Bestandteile der Lösung. Man wolle alle Prozesse in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität optimieren, sagt Weber. Mehr Transparenz und eine höhere Geschwindigkeit, als die meisten Kunden mit eigener IT-Infrastruktur leisten können, seien aber nur die halbe Miete.

Fachwissen hilft zwar, bei riesigen Datenbergen die richtigen Fragen zu stellen und Schlüsse zu ziehen. Mit Automotive Analytics setzt der DAD zusätzlich auf individuelles Customizing als Erfolgsfaktor. Auch für Audi hat der Dienstleister sein Tool angepasst. "Wir starten, sobald die Autos im Herein­nahme­center abgegeben werden", erklärt Weber. "Dann beauftragen wir den Gutachter. Auf der Basis seiner Fahr­zeug­bewer­tung erstellen wir eine Belastungsanzeige mit allen Vor- und Neuschäden sowie Eckdaten." Diese Daten gehen sowohl an den Vermieter, der noch Widerspruch einlegen kann, als auch an Audi. Nach der Abrechnung mit dem Autovermieter kann der Fahrzeugverkauf an den Handel beginnen.

Auf diese Weise fließen Daten von etwa 25.000 Fahrzeugen jährlich durch die Leitungen des DAD. "Das sind inzwischen weit mehr als 50 Millionen erfasste Datenfelder", bilanziert Weber. Der Dienstleister analysiere Durchlaufzeiten, Gründe für Zweitgutachten, Fehlzeiten, Schäden, Mängel und entlarve Prozesslücken. Audi bekomme so Transparenz über die Prozesse zwischen Fahrzeugabgabe und Weitervermarktung, spare so Zeit und damit auch Kosten

Über ein webbasiertes Portal hat Audi Zugriff auf die Daten von Automotive Analytics. Die können mehrmals täglich auf eine Datenbank übertragen und als PDF oder Excel-Datei exportiert werden. Diverse Analysen zeigen Einsparpotenzial, speziell wenn allgemeine Daten wie Kostenentwicklungen nach Zeitraum, Modell, Gutachten, Fehlteile, Mängel und Schäden ausgewertet werden. "So wird auf einen Blick deutlich, ob sich der Einsatz eines bestimmten Ausstattungsmerkmals auf das Gesamtgeschäft positiv auswirkt", erläutert Weber exemplarisch. Das Tool hilft also auch herauszufinden, ob sich beispielsweise ein A6 mit allen Assistenzsystemen schneller und teurer verkaufen lässt.

Foto: Hanno Boblenz
Audi Gebrauchtwagen

Daten helfen, Qualität der Prozesse zu überprüfen

Auch Informationen zur Vertragsqualität kann Audi abrufen: Wie effektiv arbeiten die Dienstleister im Remarketing-Prozess, also das Annahmezentrum, Gutachter, aber auch der DAD selbst? Werden Service-Level-Agreements (SLA) eingehalten? Melden die Kunden die vertraglich vereinbarten Daten fristgerecht? "Wir arbeiten intensiv am Thema Predictive Analytics. Dabei geht es darum, auf Basis von Datenmodellen Voraussagen darüber zu treffen, wie sich eine Situation in Zukunft entwickeln wird oder kann", ergänzt Weber.

Automotive Analytics als Datenbasis übernimmt also eine Rolle als Vermittler, der alle vertrauen und die zur Basis für Vertragsverhandlungen zwischen Audi und Vermietern wurde. "Früher hatte dagegen jeder seine eigenen Daten und Auswertungen", so Weber.

Foto: Audi
Audi verkauft rund 25.000 Gebraucht­wagen pro Jahr.

Natürlich wollen Weber und seine Kollegen das System auch anderen Herstellern verkaufen. Großes Interesse zeigen zum Beispiel Kunden der Geschäftsbereiche Banken und Versicherungen. Und nicht zuletzt sind besonders Flottenkunden eine spannende Zielgruppe für den DAD. Denkbar seien viele Lösungen, beispielsweise für den Prozess der Leasing­rückgabe. Da würden alle Beteiligten von einer höheren Transparenz profitieren. Wer erkennt, welche Schäden sich negativ auf den Verkaufspreis auswirken, kann bereits vorher gegensteuern. Perspektivisch könnten in die Auswertungen überdies Telematikdaten einfließen, um bereits während der Laufzeit eine Echtzeitprognose des Fahrzeugwertes zu erstellen.

"Wir spüren, dass Datentransparenz in der Branche immer wichtiger wird", resümiert Max Weber. Transparent gemacht hat Automotive Analytics übrigens auch die Liste der Teile, die bei den Gebrauchtwagen am häufigsten fehlen. Hätten Sie es gewusst? Auf Platz eins: der Aschenbecher, gefolgt von der Warnweste und dem Zigarettenanzünder.