VW ID.Buzz Test Bulli Reloaded

VW ID.Buzz 2023 Foto: VW 17 Bilder

Mit Heckmotor und Hinterradantrieb weckt der VW ID.Buzz Erinnerungen an den Samba-Bus. Unter der stylishen Karosserie steckt die neueste Technik von VW, mit toller E-Routenplanung und schnellem Laden.

Fast könnte man meinen, es sei Masche bei VW: Erst mal schauen, was die Konkurrenz macht, und dann ein eigenes Auto hinterher schieben. So geschehen beim Touran, als der damals revolutionäre Opel Zafira schon vier Jahre lang den Markt abräumte. Oder beim Caddy, der etliche Jahre nach Berlingo und Kangoo auf die Straße kam.

Siebensitzer und Lanversion ab 2023

Jetzt also der VW ID.Buzz. Das fünfsitziges Elektro-Pendant des Multivan will in einem Segment räubern, das Opel, Peugeot, Citroen, Mercedes oder Toyota mit ihren Großkombis längst besetzen. Zielgruppe: Shuttle-Dienste, Taxiflotten, aber auch Großfamilien. Zusätzlich gibt’s den ID.Buzz Cargo für Handwerker oder Kurierdienste. 2023 sollen, Allradantrieb ein Siebensitzer und die Langversion folgen. Selbst ein Camper ist in Planung.

VW ID.Buzz und ID.Buzz Cargo 2023 Foto: VW
Den Lieferwagen gibt's zweifarbig nur in Blau-Weiß, der Kombi ist in mehreren Farbkombis erhältlich.

Während Zafira-e, Vito-e & Co allesamt etwas dröge daherkommen, macht der bunte, frech gestylte ID.Buzz mit knackig kurzen Überhängen einen auf Lifestyle. Als wir mit dem zweifarbig lackierten, freundlich grinsenden Bus durch die Innenstadt von Kopenhagen stromern, legen Radfahrer eine Vollbremsung hin, bleiben Passanten mit offenen Mündern stehen und winken uns zu. „VW muss wieder eine begehrte Marke werden“, sagt der neue VW-Chef Thomas Schäfer. Und räumt ein, dass Diesel-Gate und Software-Desaster imagemäßig schon Spuren hinterlassen haben.

Plug & Charge: Vergiss' die Ladekarte!

Nun darf nichts mehr schiefgehen. Der Buzz nutzt die gleiche Basis wie alle ID.-Modelle, samt der 82 kWh großen Batterie, die hier für 423 Kilometer Reichweite gut sein soll. Er hat auch das gleiche Cockpitlayout mit kleinem Infodisplay und größerem Touchscreen samt der berüchtigten Bedienung ohne Tasten, dafür mit Slidern für Temperatur und Lautstärke. Nur dass die Technik hier in einem hübscheren, bunten und hochwertigen Innenraum eingebaut ist.

VW ID.Buzz 2023 Foto: VW
Auf Wunsch kann man auch hübsche Farben in den Innneraum bringen. Kostet halt alles extra.

Gesteuert wird der Buzz bereits über die neueste Software-Version 3.2, die VW in älteren ID.-Modelle erst sukzessive per Update einspielt. Sie soll flüssiger laufen, die Fahrer nicht mehr mit Aussetzer und plötzlichem Rebooten nerven. Fast noch wichtiger: Sie bringt einen durchdachten, gut funktionierenden E-Routenplanung, ein besseres Sprachverständnis und eine auf 170 kW erhöhten Ladeleistung samt Plug & Charge. Was nichts anderes heißt als: Vergiss Ladekarte oder -App: einfach anstöpseln, schon fließt der Strom.

VW ID.Buzz 2023 Foto: VW
Zielgruppe: Shuttledienste, Firmen oder freizeitorientierte User-Chooser.

Autonom einparken

Auch geht der Buzz einen weiteren Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren, soll ab 2025 als Robo-Taxi eingesetzt werden. Schon jetzt merkt sich der Wagen kompliziertere Einparkmanöver und bietet beim nächsten Heranfahren an, das Steuer selbst zu übernehmen. Dann rangiert der Park Assist Plus den Buzz akkurat ins Eck oder punktgenau vor die Wallbox. Praktisch fürs Flottenmanagement, wenn mehrere Fahrer den Wagen nutzen, denn bis zu fünf Stellplätze lassen sich abspeichern.

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Die leisen Riesen

Außerdem findet sich der Spurhalter mit Hilfe von Schwarmdaten auch auf Straßen mit nur einer Spurlinie zurecht. Alle dafür ausgerüsteten Autos des VW-Konzerns senden Standpunkte von markanten Landpunkten wie Bäumen oder Gebäuden in eine Cloud. Je mehr Daten, desto genauer die Informationen, die den Assistenten im Auto zur Verfügung stehen – sofern die Mobilfunktechnik mitspielt. Auch Car2x-Daten kann der Buzz nutzen. Das können beispielsweise Warnmeldungen anderer Autos vor Glatteis auf einer Brücke oder einem Unfall hinter einer Kurve sein. Selbst einen automatisierten Spurwechsel auf der Autobahn schafft der Bus.

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Gut, aber…

Weniger variabel als der Multivan

Doch kann der Stromer den erfolgreichen Multivan wirklich ersetzen? Nicht ganz. Weder vom Platzangebot – mit 4,71 Metern ist er bei gleichem Radstand fast 20 Zentimeter kürzer als der T6.1 - noch von der Variabilität.

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So fehlen beispielsweise die praktischen Schienen im Boden, auf den sich die Sitze frei platzieren oder gegen die Fahrtrichtung montieren lassen. Denn wegen des zwischen den Hinterrädern sitzenden Heckmotors steigt der Boden nach hinten an. Diese Stufe auszugleichen und Sitzschienen einzubauen, hätte das Auto über zwei Meter hoch gemacht. So aber bleibt der Bus unter der magischen 1,95-Meter-Grenze und passt in jedes Parkhaus.

Wenigstens lassen sich die beiden Teile der Rückbank sich getrennt um 15 Zentimeter verschieben und die Lehne flachlegen. Den dabei entstehenden hohen Absatz kann man mit einem zusätzlichen Ladeboden ausgleichen. Damit entsteht eine topfebene, über zwei Meter lange Ladefläche, die für den Großeinkauf im Baumarkt ebenso taugt wie als Schlafplatz.

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Eine Frage der Marke

Das 1.580 Euro teure Set kommt zusammen mit einer großen Box zwischen den Vordersitzen und einigen anderen Extras. Unter dem Boden lassen sich kleine Kisten verstauen, oder das Ladekabel, das sonst irgendwo im Innenraum herumrutscht. Für Camper hat VW gleich ein kleines Küchenset mitentwickelt, das ebenfalls in den Unterboden passt.

Sehr komfortable Federung

Und wie fährt er? Angenehm ausgewogen und sehr komfortabel federnd. Der 204 PS starke Heckmotor schiebt kräftig, aber nicht wuchtig an. Wie alle ID-Modellen rekuperiert er im B-Modus nicht so stark, dass es fürs Ein-Pedal-Fahren reicht. Dank der kastigen Karosserie ist der Wagen sehr übersichtlich. Wie auch beim Multivan hat man nie das Gefühl, in einem wirklich großen Auto zu sitzen. Hinzu kommt beim ID.Buzz der kleine Wendekreis auf VW-Golf-Niveau, was Rangieren auf engem Raum deutlich erleichtert.

Der Fünfsitzer startet bei 54.270 Euro (alle Preise netto) und kostet rund 4.000 Euro weniger als die etwas längeren Modelle Peugeot e-Traveller, Citroen e-Spacetourer oder Opel Zafira-e. Ähnlich große Konkurrenten wie Opel Combo-e XL, Peugeot e-Rifter oder Toyota Proace City Verso Electric sind deutlich billiger, haben aber kleinere Akkus und schwächere Motoren.

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ID.Buzz Cargo (650 Kilo Zuladung, 3,9 m3 Ladevolumen) startet bei 45.740 Euro. Vergleichbare Modelle des Stellantis-Konzerns mit etwas schwächerem Antrieb, aber mehr Laderaum und Nutzlast, sind ab gut 40.000 Euro erhältlich.

Das Segment hat jedenfalls genügend Potenzial für weitere Modelle. Ob der ID.Buzz wie seinerzeit die Spätstarter Touran und Caddy den markt aufrollt? Wir sind gespannt.

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