VW T6.1 Multivan 2.0 Bi-TDI im Test Vielseitiges Kraftpaket

VW T6.1 Multivan 2020 Foto: Thomas Küppers 30 Bilder

Der VW Bus bleibt sich auch nach der letzten Überarbeitung treu. Ob VIP-Shuttle oder gehobener Dienstwagen: Der 199-PS-Diesel mit Allradantrieb eignet sich für beides.

Ein Dienstwagen mit 4,90 Metern Länge und 1,90 Metern Breite ist erst einmal nichts Ungewöhnliches. Viele Kombis der oberen Mittelklasse und Oberklasse haben sogar noch größere Abmessungen. Erst die Höhe von 1,97 Metern macht klar: Das hier ist ein anderes Kaliber. Bei der Einfahrt ins Parkhaus ziehen Fahrer und Beifahrer instinktiv die Köpfe ein, obwohl er mit knapp unter zwei Metern Höhe tiefgaragentauglich ist.

Seit 2003 baut VW den aktuellen Bus, allerdings hat er mit Generation 6.1 seine inzwischen vierte umfangreiche Überarbeitung hinter sich. Die alte Basis hilft aber bei den Abmessungen: Kein anderer Van bringt auf so wenig Länge so viel Innenraum unter. Der T6.1 profitiert eben noch von der Fußgängerschutzvorschrift, die bei neuen Modellen einen längeren Vorderwagen verlangt. Daran muss sich erst der schon bald kommende T7 halten müssen.

Bis dahin überzeugt der Multivan mit Platz in Hülle und Fülle. Auf dem bewährten Schienensystem können die beiden Einzelsitze und die Dreiersitzbank ebenso beliebig positioniert werden wie der überaus praktische Multifunktionstisch (Aufpreis 355 Euro, alle Preise netto). So lässt es sich gegenüber sitzend prima konferieren. Für Geschäftskunden mit Bedarf an mobilen Besprechungsräumen ist das der klare Vorteil des Multivan gegenüber dem Personentransporter Caravelle.

VW T6.1 Multivan 2020 Foto: Thomas Küppers
Etwas weniger praktisch als bislang zeigt sich die überarbeitete Armaturentafel.

Außerdem lässt sich nur im Multivan schnell ein Bett aufbauen, vorausgesetzt das Gute-Nacht-Paket inklusive Matratzenauflage und Fensterverdunkelung (575 Euro) sowie das Multiflexboard als Liegeflächenverlängerung (440 Euro) sind an Bord. Hier schlägt die Stunde des VW Bus als Freizeitmobil, die ihn auch bei Dienstwagenfahrern beliebt macht.

Etwas weniger praktisch als bislang zeigt sich die überarbeitete Armaturentafel: Die härteren Kunststoffe sind leider inzwischen Usus bei VW, dem Preis des Busses aber in keinster Weise angemessen. Außerdem verschwanden mit der Integration neuester Infotainment-Technik ein paar Ablagen. Nur für für Kleinkram bleibt genügend Raum, außerdem laden Mobiltelefone jetzt entweder per Induktion oder USB-C-Stecker. Die Werks-Navigation rechnet mit Online-Verkehrsdaten und ist bei der Cruise-Ausstattung ebenso Serie wie die feinen, aber empfindlichen Leder-Alcantara-Sitzbezüge.

Unter der Motorhaube unseres Testwagens sitzt wie bei allen Multivan ein Zweiliter-Diesel, hier allerdings in der Ausführung mit zwei Turboladern. So leistet das Aggregat 199 PS und drückt 450 Newtonmeter in das Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe. Der Allradantrieb verhindert Schlupf auch auf rutschigen Wegen und macht sich spätestens mit schweren Anhängern bezahlt. Immerhin darf das große Auto 2,5 Tonnen an den Haken nehmen. Entsprechend kräftig geht der Motor schon bei niedrigen Drehzahlen zu Werk und hält sich stets gut gedämmt akustisch im Hintergrund. Nur beim Start-Stopp an der Ampel dauert es eine echte Gedenksekunde, bis der Motor gestartet und das Getriebe sich sortiert hat. Dann geht es oft umso vehementer voran, samt nicht gerade beifälligem Nicken der Beifahrer.

VW T6.1 Multivan 2020 Foto: Thomas Küppers
Auch ohne adaptive Dämpfer ist das Fahrwerk komfortabel und zugleich fahrsicher.

Einmal in Fahrt, zeigen sich die aber Talente des großen Autos. Auch ohne adaptive Dämpfer ist das Fahrwerk komfortabel und zugleich fahrsicher. Von Dynamik ist der Kasten weit entfernt, aber für zügige Autobahnetappen reicht es allemal. Dann schnellt der Verbrauch zwar über zehn Liter, doch wer es bei Tempo 140 belässt, kommt deutlich sparsamer voran. Fürs entspannte Fahren hilft die neue Assistenz: Dank elektromechanischer Servolenkung hält der Bus jetzt auf Wunsch die Spur und regelt den Abstand zum Vordermann. Mit dem Totwinkel-Assistenten kostet das Plus an Sicherheit 1.645 Euro extra. Das empfehlenswerte LED-Licht ist beim Cruise Serie, kostet sonst aber 1.120 Euro extra. Beim Abblendlicht lohnt sich die Investition, das Fernlicht jedoch enttäuscht mit deutlichen Ausleuchtungslöchern und fehlender Breite herb.

Außerdem geben die Preise noch immer keinen Anlass zur Freude: Unser üppig ausstaffierter Testwagen hatte keinesfalls alles drin was geht, war mit knapp 72.000 Euro und damit gut 11.000 Euro Zusatzausstattung dennoch alles andere als ein Schnäppchen. Selbst der Caravelle ohne verschiebbare Sitze im Fahrgastraum ist noch teuer. Hier startet dieselbe Motorisierung bei 49.400 Euro. Wer 9 Personen und Gepäck transportieren will, wird um die Langversion des Caravelle kaum herum kommen. Den Multivan gibt es nach wie vor nur mit kurzem Radstand. Gute Nachrichten für alle ohne Allrad-Bedarf: Sie können über 3.000 Euro sparen. Und 150 PS reichen für die schwere Fuhre auch gerade so aus, das spart weitere 4.000 Euro. Für Dienstwagennutzer bleibt aber eines klar: Nicht nur bei den Abmessungen kann der Multivan problemlos bei den großen Kombis mithalten, sondern auch beim Listenpreis.