30 Jahre Audi 100/A6 Aufstiegsmodell

Audi A8 Foto: Audi 9 Bilder

A6 und Audi 100 waren Audis Asse beim Aufstieg in die automobile Premiumliga der Dienstwagen. Daran hat sich bis heute wenig geändert.

"Audi fährt aufwärts – in das höchste Segment des internationalen Automobilmarktes", kommunizierte die Ingolstädter PR-Abteilung 1988 zum Launch ihrer ersten V8-Luxuslimousine. Am nachhaltigen Verkaufserfolg fehlte es diesem teuren Flaggschiff zwar noch, aber es lieferte die Vorlage für die vor 30 Jahren vorgestellte Trumpfkarte, mit der Audi in der oberen Mittelklasse stach: Im S4 adaptierte der vierte und letzte Audi 100 (C4) das Frontdesign des V8, dessen hochgelobte Verarbeitungsqualität sowie den mächtigen 4,2-Liter-Achtzylinder als Topaggregat.

Unter Führung von Ferdinand Piech war den Ingolstädtern für den ab 1992 gebauten Audi 100 (C4) kaum ein technischer Aufwand zu teuer. Als weltweit erste Limousine und erster Kombi der oberen Mittelklasse mit serienmäßigem Allradantrieb und 32-Ventil-Achtzylinder in Aluminiumbauweise überzeugte die Topversion sogar manchen Mercedes- und BMW-Piloten. Aber auch der neue V6 setzte Maßstäbe mit formidabler Laufkultur, technische Finessen wie der ersten verteilerlosen Zündung, kennfeldgesteuerter Abgasrückführung oder dem niedrigsten Gewicht seiner Klasse dank Leichtbautechnik.

Audi 100 C4 Foto: Audi
Unter Führung von Piech war den Ingolstädtern für den Audi 100 (C4) kaum ein technischer Aufwand zu teuer.

In seiner Linienführung verzichtete der Audi 100 (C4) auf die Avantgarde, welche die Faszination des Vorgängers (C3) ausmachte. Stattdessen sollte es nun eine klassische Eleganz richten, die allerdings schon Stilelemente des 1994 eingeführten Spitzenmodells Audi A8 vorwegnahm. Geradezu sensationell waren die kleinen Spaltmaße, mit denen der Audi 100 vor 30 Jahren überraschte. Ferdinand Piech – von manchen Fans damals respektvoll "Fugen-Ferdi" genannt – führte mit den minimierten Spaltmaßen ein Qualitätsmerkmal ein, dem später die ganze Branche folgte. Die Kunden goutierten den New Look des Audi 100 (C4), der Solidität und eine Premiumanmutung vermittelte, die sich im Interieur fortsetzte, das Hartplastik weitgehend verbannte zugunsten hochwertiger Kunststoffe oder Holzeinlagen. Vollverzinkung wie beim Vorgänger versprach eine lange Lebensdauer und mehr Fahrkomfort garantierten große 15-Zoll-Räder, wie sie bis dahin eher für Flaggschiffmodelle à la BMW 7er typisch waren.

"Es ist also doch noch möglich, in der Oberklasse für angenehme Überraschungen zu sorgen", resümierte die Audi-Werbung die neue Ausrichtung der Limousinen und Kombis, die in Nordamerika verlorenen Boden gegen Premium-Newcomer wie Lexus und Infiniti gut machen sollte. Während die Amerikaner zwar weiterhin japanische Noblesse oder die Stuttgarter Sternträger präferierten, überholte der Audi 100 (C4) auf Anhieb den BMW 5er in den deutschen Neuzulassungscharts 1991. Ganz vorn fuhr der Audi auch in einer Disziplin, in der bis dahin vor allem Volvo auf Vorsprung abonniert war: Passive Sicherheitstechnik. In einem aufwändigen Crashtest-Versuch zeigte sich die 4,79 Meter lange Limousine dem Wettbewerb klar überlegen, wozu nicht nur clevere Detaillösungen wie seitliche Crashfugen gegen Türverklemmungen bei Unfällen beitrugen, sondern das serienmäßige "Procon-Ten". Eine heute längst vergessene, damals aber heiß diskutierte Audi-Entwicklung, die beim Aufprall das Lenkrad vom Fahrer wegzog und die Sitzgurte straffte. ABS und Airbag waren allerdings auch beim Audi 100 erst ab 1993 in allen Ausstattungslinien Standard.

Audi A6 Foto: Audi
Äußerlich erkennbar ist der erste A6 u.a. an der modifizierten Fahrzeugfront und am kleinen rechten Außenspiegel.

Trotzdem ließen die Absatzzahlen des letzten und besten Audi 100 Mitte der 1990er nach. Dem Facelift spendierte Ferdinand Piech eine neue Nomenklatur, die Überlegenheit vermitteln sollte. Als A6 ordnete er sich zahlenmäßig oberhalb des 5er BMW ein, und mit frischem TDI-Dieselsortiment aus 1,9-Liter-Vierzylinder- und 2,5-Liter-Fünfzylinder-Direkteinspritzern sollte er sich als wichtigste Alternative zur nicht nur an Taxiständen dominanten Dieselflotte aus Mercedes E-Klasse-Limousinen und -Kombis etablieren. Bei den Benzinern waren schon bislang die V6 besonders stark gefragt, deshalb genügte hier eine Leistungsspritze für den 2,8-Liter-V6 auf fortan 193 PS. Anders der Spitzentyp S6 Plus, der als erstes eigenständiges Fahrzeug der neu gegründeten Quattro GmbH, einer Audi-Tochter, Adrenalinstöße wie sonst Supersportwagen freisetzte. 326 PS leistete das V8-Kraftpaket als Limousine oder Kombi. Allradantrieb war natürlich inklusive. In furiosen 5,7 Sekunden erreichte der S6 Plus Avant Landstraßentempo, das konnte 1996 kein Allrad-Kombi besser, und sogar der noch stärkere, neue Mercedes E50 AMG sah da nur die Endrohre des Hochleistungsmodells mit vier Ringen. Ein schöner Schlusspunkt unter der Karriere des Audi 100/A6 (C4), die der nachfolgende A6 (C5) schon 1997 beendete.

50 Jahre Ford Taunus
Dienstwagen vor Passat-Zeiten