Beim Subaru Impreza geht es um Sein statt Schein, um technische Qualitäten statt schicker Designs. Faszinierend, aber für Flottenbetreiber genügt das nicht.
Bieder und brav fuhr er vor: Extravagantes Design war seinen japanischen Konstrukteuren scheinbar egal. Hauptsache, der neue Subaru kam überall durch – und als erster ins Ziel. Mit leistungsfähigen Allradfahrzeugen war Subaru der Aufstieg zum weltweit anerkannten 4x4-Spezialisten gelungen. Beim Start im Jahre 1992 brachte der Subaru Impreza alle markentypischen Charakteristika mit, also robuste Boxermotoren mit tiefem Schwerpunkt und ein 4x4-Antriebssystem in horizontaler Auslegung für neutrales Fahrverhalten: Das reichte für eine Bestsellerkarriere und Platz eins als global meistverkaufter Allradler seiner Klasse.
Aber Subaru hatte auch ambitionierte Sportfahrer im Blick, die eine fünfsitzige fernöstliche Allrad-Alternative suchten zu europäischen Vmax-Gewächsen wie BMW M3, Maserati 430 oder Porsche 968: Der meist in leuchtend blauem Lack und goldenen Felgen vorfahrende Impreza WRX STI wurde zunächst von einem 280 PS starken Boxermotor befeuert und errang auf Anhieb Kultstatus.
Auch wenn die bärenstarke Sportlimousine WRX STI im Jahr 2018 den europäischen Abgasgesetzen Tribut zollte und in einer „Final Edition“ letztmals die charakteristischen Leistungsinsignien riesiger Heckflügel und scharfe Spoiler-Lippen zur Schau stellte, zehrt noch heute die fünfte Impreza-Generation mit mild hybridisiertem Boxer vom Glanz dieses heißblütigen Seriensiegers. Mit dem Impreza STI gelang 1994 endgültig der Durchbruch. Am Ende der Saison war Subaru Vize-Weltmeister in der Herstellerwertung und die Rallye-Titanen Carlos Sainz und Colin McRae belegten die Ränge zwei und vier in der Fahrerwertung.
Ein Jahr später lieferten sich diese beiden Impreza-Piloten ein Kopf-an-Kopf-Duell, das Subaru einen Eintrag in die Geschichtsbücher sicherte, denn McRae gewann als bis dahin jüngster WRC-Racer den Fahrertitel. Sainz wurde knapp dahinter Zweiter und die japanische Marke errang die Hersteller-Weltmeisterschaft, ebenso 1996 und 1997.
Weit aufregender sind die Straßensportler, deren WRX-STI-Signet Motorleistungen von 280 bis 320 PS indizierte, und die schon in den 1990ern in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 sprinteten: Diesen Wert unterboten damals nicht einmal V12 wie der Ferrari 550 Marenello. Mit der Kunst, Bestzeiten in den Asphalt zu brennen, verschaffte sich Nippons schnellster Boxer auch auf dem Nürburgring Respekt. Im Frühjahr 2010 erzielte ein WRX STI dort die Rundenzeit von 7:55 Minuten, Rekord für Viertürer dieser Art.
Dagegen führte die Straße zu großen Stückzahlen und wirtschaftlichen Gewinnen beim Impreza am Ende über durchschnittlich motorisierte Boxer-Benziner und einem im Impreza weniger populären Boxer-Diesel. Zuerst gab es den 4,35 Meter langen Impreza als klassisches Stufenheck und fünftüriges Fastback, ein Coupé folgte 1995, unter der Haube arbeiteten Benziner mit 90 oder bestenfalls 115 PS. Das reichte für die Aufgaben eines Cityflitzers und für Wiesen und Waldwege, denn der Allradler gefiel auf Anhieb vielen Forstbediensteten und Jägern. Dazu trugen Sondermodelle bei wie der Impreza Pirsch mit höher gelegtem Fahrwerk, Frontschutzbügel und Schweißwanne.
Kurzlebig war 2008 der Versuch, den frontangetriebenen Impreza 1.5 RF als Einstiegsversion ins deutsche Subaru-Programm zu etablieren. Auch der gleichzeitig eingeführte, weltweit erste Boxer-Diesel reüssierte im Impreza nur vorübergehend, im Unterschied zu den größeren Modellen Forester und Outback. Ganz anders dagegen die Bilanz der Crossover-Versionen des Impreza. Deren Offroadlook passte von Beginn an perfekt zum 4x4-Antrieb und der 2010 lancierte Subaru Impreza XV überzeugte so sehr, dass nur zwei Jahre später der Subaru XV folgte: nun ohne Impreza-Signet, aber weiter vom Impreza abgeleitet. Eine Brücke in die Zukunft schlugen die Subaru-Konstrukteuren 2016: Die „Global Platform“ ist auf elektrifizierte Antriebe ausgelegt, und die fünfte Impreza-Generation nutzt sie bis heute für Boxer-Benziner mit Mildhybrid-Technik.
Wie es weitergeht? Während sich der nächste Impreza startklar macht, trauert die Oldtimer—Community. Denn günstige Gebrauchte sind rar und teuer. Gut erhaltene Impreza aus den frühen 90er Jahren bekommt man zwar für 3.000 Euro. Aber wer das Topmodell WRX sucht, muss bluten. Unter 25.000 Euro bewegt sich für ein gutes Exemplar gar nichts mehr, in den USA wurde vor einigen Monaten ein Ersthandauto mit wenig Kilometern sogar für über 300.000 Dollar versteigert.