Trotz Corona und Homeoffice halten Unternehmen an ihren Dienstwagenregelungen fest. Doch das AMO-Fuhrparkbarometer zeigt: Immer mehr denken über andere Mobilitätsformen nach.
Lieferengpässe, Halbleiterkrise: Der Automarkt in Deutschland kriselt. Flottenbetreiber müssen bis zu 15 Monate auf Neuwagen warten. Dennoch blickt die Branche optimistisch in die Zukunft, wie das aktuelle Mobilitäts- und Fuhrparkbarometer (AMO) von Arval zeigt. Über 7.500 Flottenverantwortliche aus 26 Ländern wurden befragt, davon 300 in Deutschland. Demnach erwarten fast drei Viertel der Unternehmen, dass ihre Flotten in den kommenden drei Jahren gleich groß bleiben werden. Jeder fünfte befragte deutsche Fuhrparkmanager will seine Flotte sogar vergrößern.
Ukrainekrieg, kriselnder Beschaffungsmarkt und explodierende Energiepreise waren zum Zeitpunkt der Befragung allerdings noch keine Themen. Corona dagegen schon, was die Beschaffungs- und Flottenstrategien der Unternehmen nur vorübergehend ausbremste. Allerdings wurden Firmenwagen deutlich weniger und länger gefahren, nämlich 5,1 Jahre statt 4,3 Jahre.
"Trotz mehr Homeoffice haben neun von zehn Unternehmen ihre Mobilitätsrichtlinien nicht vorgenommen und ziehen auch künftig keine Anpassungen in Betracht", erklärt AMO-Studienleiterin Katharina Schmidt. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen verfolge ihre Flottenstrategie unabhängig von der Pandemie – und liege damit über dem europäischen Vergleich.
Die Gründe sind vielfältig. Über die Hälfte der befragten Unternehmen rechnet mit einer positiven Geschäftsentwicklung, weshalb in den kommenden drei Jahren mehr Firmenwagen gebraucht würden. Auch hat der Dienstwagen immer noch einen wichtigen Stellenwert als Benefit für die Mitarbeiterbindung. Mehr als jedes fünfte Unternehmen plant, Firmenwagen auch bislang nicht dienstwagenberechtigten Beschäftigten anzubieten. Überhaupt bleibt der Dienstwagen ein wichtiges Instrument, um neue Mitarbeiter zu finden.
Und auch das ist ein Trend: Viele Flottenmanager setzen immer häufiger auf klimaschonende Mobilitätsangebote. Deutschland steht da im europäischen Vergleich neben den Niederlanden an der Spitze. Fast jedes Unternehmen hierzulande bietet seiner Belegschaft mindestens eine andere Möglichkeit, Arbeitswege zurückzulegen. Corporate Carsharing und Ridesharing sind ebenso verbreitet wie Mobilitätsbudgets. Manche Firmen bieten die Möglichkeit, Leasingkonditionen privat zu nutzen, oder unterstützen Jobtickets. "Das soll keine Dienstwagen ersetzen, um die Flotte zu verkleinern", erklärt Schmidt. "Vielmehr handelt es sich um zusätzliche Angebote, vor allem für die nicht dienstwagenberechtigten Mitarbeitenden." Vorangetrieben wird diese Entwicklung vor allem von kleineren Unternehmen.
Tempo machen die Flottenmanager auch beim Umstieg auf grüne Antriebe. Klimaschutz ist fest verankert in vielen Unternehmen, und dazu gehört beispielsweise auch, den Verbrauch und damit die Kosten der Firmenwagen zu senken. "74 Prozent der befragten Unternehmen haben mindestens eine alternative Antriebstechnologie für ihre Pkw eingeführt", sagt Schmidt. Damit liegt Deutschland zwar über dem europäischen Durchschnitt (66 Prozent).
Allerdings werden meist immer noch Hybridantriebe (70 Prozent: 36 Prozent Plug-in- und 34 Prozent reine Hybride) gewählt, die nur wenige Kilometer elektrisch fahren. Ihr Wert, so interpretiert Arval die Zahlen, liege darin, als Einstiegstechnologie die Berührungsängste bei den Mitarbeitenden zu senken.
Denn auch das zeigt das Barometer: Reine Stromer sind erst in 26 Prozent der Unternehmensflotten vertreten. Vorreiter der Entwicklung sind vor allem große Unternehmen. "Kleinere Firmen zögern häufiger, auf alternative Antriebe umzustellen", weiß Schmidt.
Man wird also weiter viele Geschäftswagen mit Diesel- und Benzinmotor auf den Straßen sehen. Das noch immer löchrige Ladenetz, die hohen Preise für E-Autos und die Furcht, bei der E-Auto-Prämie leer auszugehen, bremsen den Umstieg.
Erstaunlich dabei, dass das Interesse der Flottenmanager an Langzeitmieten eingebrochen ist. Noch im Vorjahr wurde das Auto-Abo als Anreiz zum Ausprobieren neuer Technologien gefeiert. Damals prognostizierte der Fuhrparkverband Wachstumsraten von 50 bis 70 Prozent für die kommenden drei Jahre.
Info zur Studie
Zwischen November 2021 und März 2022 befragte Arval europaweit Flottenverantwortliche zu Mobilitätstrends in ihren Unternehmen. An der Umfrage nahmen 7.576 Personen aus 26 Ländern teil, 300 davon aus Deutschland.