Lieferschwierigkeiten Firmenwagen Die Lieferketten-Problematik

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The Mercedes-Benz plant in Tuscaloosa Foto: Mercedes

Corona, Chipkrise, globalisierte Produktionen, Just-in-time-Lieferungen und der Ukrainekrieg: Die Gründe für die aktuellen Lieferschwierigkeiten der Hersteller sind mannigfaltig.

Die Automobilindustrie steckt in einer tiefen Krise. Die Auftragsbücher der Hersteller sind zum Teil zwar voll bis unter die Decke, doch sie können nicht liefern. Produktionen stocken, weil wichtige Bauteile wie zuletzt zum Beispiel die viel beschriebenen Kabelbäume aus der Ukraine fehlen. Immer wieder kommt es auch bei Großkonzernen wie Volkswagen oder ­Mercedes zu Kurzarbeitsphasen, in denen die Produktionslinien stillstehen. Ein wirkliches Ende der Misere ist bislang kaum in Sicht, und deswegen türmen sich die unerledigten Aufträge bei den Autobauern immer weiter. Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts hatte sich bis Mitte Mai allein bei der deutschen Autoindustrie ein Auftragsbestand angehäuft, der für rund siebeneinhalb Monate Vollbeschäftigung ausreichen würde.

Die Ergebnisse aus der Ifo-Umfrage spiegeln sich auch in den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wider. Laut dem Amt wurden im Mai bundesweit 207.199 Autos neu zugelassen. Das waren über zehn Prozent weniger als im Mai 2021. Allerdings ist es ein besseres Abschneiden als noch im April, was zumindest auf eine minimale Entspannung hindeuten könnte.

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Auch in einer Umfrage von firmenauto gab es mehrere Stimmen, die von einer leichten Entspannung auf dem Markt sprachen – allerdings seien die Verfügbarkeiten stark schwankend und nicht absehbar, so die Fuhrparkleiter und Dienstleister. Durch die zuletzt wieder verhängten Lockdowns in China ­könnten diese Schwankungen sogar noch zunehmen.

Generell sieht die Lage bei den asiatischen Herstellern aber auch etwas anders aus. Um Geld zu sparen, hatten viele europäische Firmen während der Coronalockdowns Verträge mit Lieferanten ausgesetzt oder gekündigt. Konzerne wie Toyota sind diesen Weg nicht gegangen. Und da der asiatische Markt nach der harten Coronaphase auch deutlich früher wieder angekurbelt wurde als der europäische, fallen die Lieferengpässe dort nicht so drastisch aus. Einige Hersteller wie Mazda oder Mitsubishi werben sogar damit, dass sie bei rechtzeitiger Bestellung auch den gewerblichen Marktsektor noch vor Ende dieses Jahres beliefern können.

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Allerdings zählt das nicht unbedingt für jedes Modell. Bei ein und derselben Marke kann es zu deutlichen Unterschieden kommen, was die Lieferzeit betrifft. Hauptsächlich werden nur die Modelle gebaut, für die alle nötigen Teile vorhanden sind. Wo der Bestand reguliert werden muss, werden die Teile meist in den Modellen mit der größten Gewinnmarge verbaut. Während zum Beispiel bei Mercedes die Produktion der A-Klasse schon mehrmals unterbrochen werden musste, wurden Oberklasse­modelle wie E- und S-Klasse weitergebaut, so gut es ging.

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Einen weiteren Faktor in Sachen Lieferzeit bilden mittlerweile aber auch die unterschiedlichen Antriebsarten. Laut einer Studie des Center of Automotive Research (CAR) stiegen die Warte­zeiten für ein Elektroauto im Mai noch einmal um über neun weitere Tage auf knapp 16 Wochen an. Das Gegenteil ist bei Benzinern der Fall: Dort sank der Wert deutlich von fast elf auf nur noch rund sechs Wochen. Fast mittig dazwischen lag die Wartezeit für einen Diesel im Mai bei elf Wochen. Am längsten dauert es der Studie nach bei den Plug-in-Hybriden. Trotz der Ankündigung der Bundesregierung, die Förderung für Plug-in-Hybride Ende des Jahres einzustellen, lag die durchschnittliche Wartezeit bei rund 20 Wochen. Unsere Umfrage unter Herstellern und ein Blick auf einschlägige Onlineportale ergaben allerdings ein anderes Bild: Teilweise müssen Kunden über ein Jahr auf einen Neuwagen warten.

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The Mercedes-Benz plant in Tuscaloosa Lieferschwierigkeiten Firmenwagen Wie reagiert die Branche?

Ob mit dem angekündigten Auslaufen der Fördergelder der Run auf Plug-in-Hybride anhalten wird, wird sich zeigen. Eher nicht, wenn die Hersteller nicht rechtzeitig liefern und den Kunden dadurch die Prämie verloren geht. Eines aber ist sicher: Die Nachfrage nach E-Autos steigt, Verbrenner fahren langsam ins Abseits. Aber schon wegen der kürzeren Lieferzeiten werden die meisten Flottenbetreiber dem Diesel und Benziner zumindest mittelfristig treu bleiben – obwohl die Mehrzahl der Unternehmen bereits beschlossen hat, ihre Flotten in Zukunft noch stärker auf E-Fahrzeuge umzurüsten.

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