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Ladesäulen in Deutschland Anschluss gesucht

Foto: Mercedes

Bis 2030 will die Bundesregierung eine Million Ladepunkte für Elektrofahrzeuge
im Land sehen. Das Netz wächst tatsächlich dynamisch. Schnell genug und flächendeckend?

Bis 2030 sollen sich über Deutschland eine Million Ladepunkte für sieben bis zehn Millionen zugelassene Elektrofahrzeuge verteilen. Entsprechend investiert die Regierung in ein ganzes Bündel von Anreizen und Maßnahmen. Über die Förderrichtlinie Ladeinfrastruktur stehen vorerst bis Ende 2020 rund 300 Millionen Euro für den Aufbau von öffentlichen Ladepunkten zur Verfügung. Zudem hat das BMVI ein Förderprogramm für private Stromanschlüsse mit 50 Millionen Euro ins Leben gerufen. Und auch entlang des Masterplans Ladeinfrastruktur soll das öffentliche und private Ladenetz weiterentwickelt werden.

Wo aber stehen wir heute? Finden Fahrer elektrischer Geschäftswagen überall Stromanschlüsse? Im Mai 2020 waren im Ladesäulenregister des Energie-Bundesverbandes BDEW 33.100 öffentlich zugängliche Ladepunkte verzeichnet; 14 Prozent davon Schnelllader mit mindestens 50 kW. Zusammen reichen sie laut BDEW für etwa 440.000 Fahrzeuge. Den Hauptanteil stellen Energieversorger und Stadtwerke, gefolgt von Einzelhandelsunternehmen, Drogeriemärkten, System­gastronomie und Autohäusern.

Ein Geschäft sind Stromtankstellen für die Betreiber bislang nicht, betont der Verband. Die Branche sei mit dem Ausbau der Infrastruktur in Vorleistung getreten. Geld verdienen lässt sich nach BDEW-Einschätzungen erst, wenn sich die E-Auto-Flotte mehr als verdoppelt hat. Aktuell sind in Deutschland rund 240.000 reine E-Mobile zugelassen, dazu kommen 200.000 Plug-in-Hybride. Das entspricht einer Quote von 13 Fahrzeugen pro Ladepunkt. Lohnen würde sich demnach das Fahrstromgeschäft bei der aktuellen Säulendichte erst mit 550.000 reinen E-Autos.

Für die rund 280.000 in Deutschland gemeldeten E-Autos und Plug-in Hybriden hält der BDEW die bundesweite Abdeckung für sehr gut. Dennoch: Trotz dynamischer Zunahme scheint das angestrebte Ziel noch weit entfernt. Oder auch nicht, wenn man dem BDEW folgt, der 350.000 öffentliche Ladepunkte für zehn Millionen E-Autos bis 2030 für ausreichend hält. Zum Vergleich: Vor 2015 wurden weniger als 1.000 Ladepunkte jährlich installiert. Parallel will die Automobilindustrie in den nächsten zehn Jahren 100.000 Ladepunkte auf ihren Betriebsgeländen und dem angeschlossenen Handel installieren

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In Metropolregionen, wo der Raum für private Lademöglichkeiten knapp ist, gibt es aktuell mehr Ladegelegenheiten als in ländlichen Regionen. Generell sind dünner besiedelte Gebiete noch nicht so gut ausgestattet. Im Vergleich der Bundesländer lag im Juni 2020 laut BDEW Bayern mit 6.353 Ladepunkten vorn, vor Baden-Württemberg (4.950), Nordrhein-Westfalen (4.476), Niedersachsen (2.501) und Hessen (1.866).

Obwohl die E-Mobilität ein urbanes Thema ist, sollen Schnellladestationen Fernreisende mit Strom versorgen. Das von BMW, Ford, Mercedes und dem VW-Konzern gegründete Joint Venture Ionity baut an Autobahnen mehrerer Länder superschnelle Säulen auf, die mit 300 kW laden, mehr, als die meisten E-Autos derzeit verkraften. Und die EnBW, die nur noch mindestens 150 kW starke Säulen installiert, konzentriert sich auf Orte, an denen eine hohe Frequenz von E-Autos zu erwarten ist.

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Trotzdem gibt’s auch bei den Schnellladern regionale Unterschiede: Vor allem im Nordosten Deutschlands finden sich längere Abschnitte, an denen an Raststätten, Autohöfen oder anderen geeigneten ­Flächen noch Stromanschlüsse fehlen. Die NPM empfiehlt, dass Autofahrer bis 2025 entlang der Hauptverkehrsachsen spätestens nach 30 bis 50 Kilometern einen Schnelllader finden sollen, in Ballungsgebieten und entlang hoch frequentierter Routen sogar alle 15 Kilometer.