Elektroautos haben ein Hauptproblem: die kurze Reichweite. Ob das beim neuen Hyundai Kona Elektro genauso ist, zeigt die knapp 500 Kilometer lange Testfahrt von Frankfurt nach Paris.
Frankfurt–Paris: Knapp 500 Kilometer Straße liegen vor uns. Keine besondere Herausforderung für einen Diesel. Mit manch einem geht’s sogar in einem Rutsch hin und zurück. Für Elektroautos ist schon die einfache Strecke eine große Hürde. Irgendwann ruft immer der Stecker.
Hyundai will es besser machen. Der Kona Elektro hat in der großen Variante einen Akku mit 64 Kilowattstunden im Unterboden. Er versorgt den Elektromotor an der Hinterachse mit so viel Strom, dass der maximal 204 PS leistet und vom Stand weg 400 Newtonmeter aufbringt. Es geht ganz schön vorwärts. Doch heute geht es nicht um Ampelrennen, sondern um Reichweite. Um zu zeigen, dass der Kona in einem Rutsch nach Paris kommt.
Realistische Verbrauchsangabe
Laut Norm ist der Hyundai ein sparsames Elektroauto. Auf 100 Kilometer begnügt er sich laut Hersteller mit 14,3 Kilowattstunden. So stehen 482 Kilometer Reichweite auf dem Papier. Mit sorgfältiger Routenplanung schaffen wir es beinahe auf den Kilometer genau, diesen Wert zu treffen. Zur Sicherheit ist aber ein Zwischenhalt 120 Kilometer vor Paris eingeplant. Ausgerechnet im französischen Großstadtverkehr mit leerem Akku liegen zu bleiben, wäre reichlich unangenehm.
Für maximale Akkureichweite gibt es den Fahrmodus Eco+. Das Plus ist wichtig: Es regelt die Leistung herunter und warnt, wenn man schneller als Tempo 90 fährt. Das will man ja auf der Autobahn eigentlich dauernd. Aber für die Sparsamkeit lassen wir es bei Tempo 100. So klebt kein LKW im Rückspiegel, und der Bordcomputer verspricht unter 13 Kilowattstunden Verbrauch.
An der Grenze dann der erste kurze Stopp: Die Mautschranke öffnet sich zu spät. Wir haben sie schon früh gesehen, ganz ohne Bremspedal verzögert der Kona von unserem Reisetempo beinahe bis zum Stillstand. Die Rekuperation macht’s möglich. Mittels zweier Lenkradpaddel kann man einstellen, wie schnell das Auto langsamer werden soll. In der stärksten Stufe ist das Bremspedal beinahe überflüssig. Bei Rekuperationsstufe null segelt der Kona. Geht es nur leicht bergab, rollt der SUV so erstaunlich lange. Gegenüber seinen Modellkollegen mit Verbrennungsmotor verbessern der geschlossene Kühlergrill und spezielle Alufelgen den Luftwiderstandswert.
Am Abend hat der Kona gut 360 Kilometer geschafft. Der Bordcomputer meldet 113 Kilometer Restreichweite. Wenn man beide Werte addiert, liegt das nah an der Normreichweite. Dabei haben wir es nicht übertrieben mit dem Langsamfahren: Das Durchschnittstempo lag bei über 80.
Eine Stunde Pause an der Schnellladestation
Um auch sicher anzukommen, empfiehlt sich angesichts der restlichen 120 Kilometer Strecke ein Ladekabel. Wäre der Akku ganz leer, bräuchte das an der Haushaltssteckdose quälend lange 24 Stunden. Mit Wallbox blieben immer noch 17 übrig. Das Mittel der Wahl ist eine Schnellladestation. Mit 50 Kilowatt ist der Akku in einer guten Stunde wieder voll.
Am nächsten Morgen ist der Sparwillen angesichts des vollen Akkus nicht mehr wiederzufinden, es geht im Sportmodus flott voran. Zu flott, sagt der Tacho.Schnell wieder rekuperieren, damit wir die nächste Kurve auch schaffen. Die tief montierten Akkus senken den Schwerpunkt, das ist gut für die Fahrdynamik. Kurven liegen dem Kona.
Obwohl wir jetzt wirklich zügig unterwegs sind, verspricht die Anzeige über 350 Kilometer Reichweite. Damit lassen sich die meisten Außeneinsätze in einem Unternehmen abdecken. Zumal der Kona auch innen keinen Verzicht verlangt: Das Platzangebot ist annähernd gleich wie beim Benzin-Kona. Im Kofferraum fehlen knapp 30 Liter. Verschmerzbare Einschränkungen, die im Alltag nicht weiter auffallen.
Da vorn ist das Pariser Ortsschild. Der stressige Stadtverkehr liegt dem agilen Auto. Beschleunigen, rekuperieren, der Akku wird kaum leerer. Unsere Begeisterung für den Kona dafür immer größer.