Liefer- und Servicedienste warten auf neue Elektro-Lieferwagen. Die chinesische Marke Maxus könnte sie beliefern.
Kennen Sie SAIC? Der Konzern aus Shanghai ist der siebtgrößte Autohersteller der Welt, baut jedes vierte in China verkaufte Auto und hat ein gutes Dutzend verschiedener Marken am Start. Zum Beispiel "SAIC Volkswagen", das als Partner der Deutschen jährlich gut drei Millionen VW-Modelle für das Reich der Mitte baut. Zur Familie gehört auch Maxus mit seinen elektrischen Lieferwagen und Transportern. Und genau diese Tochterfirma schickt SAIC jetzt nach Deutschland, um mit dem eDeliver 3 den heimischen Herstellern und europäischen Importeuren Konkurrenz zu machen.
Das kleine "e" steht natürlich für "Elektro", der Mutterkonzern gilt als Spezialist der angesagten Antriebsart. Der Kleintransporter Maxus eDeliver 3 ist das Einstiegsmodell. Je nach Version ist er 4,56 oder 5,16 Meter lang und für den Lieferverkehr in der Stadt oder deren direktem Umland bestimmt. Das Ladvolumen kommt auf bis zu 6,3 Kubikmeter, bis zu 1.020 Kilogramm dürfen geladen werden. Interessenten müssen mindestens 35.000 Euro (alle Preise netto) investieren. Für den Preis gibt es einen 35 kWh großen Akku, der für eine Reichweite von 158 Kilometer gut sein soll. Der 52,5 kWh-Akku schafft bis zu 342 Kilometer (ab 39.000 Euro). Die Innovationsprämie von 9.000 Euro kann abgezogen werden.
Der eDeliver 3 ist ein typisch kastiges Nutzfahrzeug, dass sich nur durch die Gestaltung der Frontpartie von Seinesgleichen unterscheidet. Treuer Blick aus zwei großen, klassischen Scheinwerfern, darunter kommt bei den tief angebrachten Tagfahrleuchten LED-Technik ins Spiel. Hinter einer Klappe unter dem zentralen Markenlogo sind die Buchsen für das Stromkabel versteckt. Strom laden kann der Maxus an der normalen Steckdose, an einer Wallbox oder auch an einer Schnellladesäule. An letzterer ist ein fast leerer 52 kWh-Akku in 45 Minuten wieder zu 80 Prozent nachgeladen. An den schwächeren Zapfstellen dauert es auch schon mal acht Stunden. Über Nacht zum Beispiel.
Der Innenraum ist nüchtern. Pflegeleichtes Dunkelgrau dominiert, ein Drehschalter in Griffweite übernimmt die Rolle des früheren Schalthebels. Alles selbsterklärend, erfreulich simpel und praktisch, aber doch leicht angestaubt.
So gibt es noch einen vertrauten Zündschlüssel, auch wenn der nicht mehr „zünden“ muss. Nach der Drehung ertönt ein künstlich erzeugtes Technik-Schnurren durchmischt mit hellem Elektro-Gesang. Das Schnurren verstummt ab Tempo 20, Fußgänger sollten genug gewarnt sein. Der akustische Luftraum gehört dem 122 PS starken E-Motor. Wie alle Stromer tobt der Lieferkasten flotter los als seine Verbrenner-Vorfahren. Der Ausflug im eDeliver 3 ist ansonsten völlig unspektakulär. So ein Maxus ist eben ein ganz normaler Lieferwagen, in sichtbaren Bereichen gut verarbeitet und ordentlich ausgestattet - zum Beispiel mit Rückfahrkamera, Klimaanlage oder Einparkhilfe am Heck.
Die Fuhrparkmanager freuen sich sicher über die erweiterte Auswahl durch den chinesischen Vorstoß. Er ist derzeit aber kaum mehr ist als ein Herantasten. Erste Erfolge gibt es schon: Ikea hat zum Beispiel einige Maxus als Leihtransporter für Kunden im Einsatz. Die Schweizer und die belgische Post liefern Pakete und Briefe mit Maxus-Modellen. Die- sind keine Schnäppchen, liegen aber dennoch um die 10 Prozent unter den Preisen vergleichbarer Europäer. Für das Auto gibt es fünf Jahre oder 100.000 Kilometer Garantie, für die Batterie acht Jahre oder 160.000 Kilometer. In Deutschland rechnet der deutsche Importeur Maxomotive mit rund 600 Verkäufen in diesem Jahr.