Mercedes C-Klasse (2021) Flaggschiff der Mittelklasse?

Mercedes C-Klasse 2021 Foto: Daimler 14 Bilder

Digitaler, sicherer und durchgehend mit E-Unterstützung: Die neue Mercedes C-Klasse geht mit viel Technik der S-Klasse an den Start, wird aber auch deutlich teurer.

Kennen Sie das ungute Gefühl, zuhause loszufahren und nicht zu wissen: "Habe ich den Herd ausgeschaltet?" Käufer der neuen C-Klasse müssen nur ihr Auto fragen, denn die zweite Generation des Sprach- und Bediensystems MBUX lässt sich mit dem smart Home vernetzen. "Licht aus im Schlafzimmer" versteht das Auto dann ebenso wie "Ändere die Innenraumbeleuchtung auf Grün".

Mit dem Generationenwechsel macht die C-Klasse nicht nur in den Abmessungen – sie wurde 6,5 Zentimeter länger – sondern auch in Sachen Digitalisierung einen gewaltigen Sprung. Der Fahrer meldet sich per Fingerabdruck bei MBUX an, Updates werden ständig im Hintergrund aufgespielt. Überall wird getatscht und geslidet. Knöpfe und Schalter? Gibt’s nicht mehr, selbst nicht für die Lautstärke. Das neue, besser strukturierte Bordmenü läuft auf brillanten LCD-Bildschirmen hinter dem Lenkrad und in der Mittelkonsole, auf Wunsch filmt eine Kamera das Verkehrsgeschehen und reichert das Bild mit Navi-Pfeilen, Verkehrsschildern, Hausnummern oder Warnsymbolen an. Das ist praktisch, wenn man in der Stadt eine Adresse sucht, manchmal aber auch einfach eine Spur zu viel des Guten.

Mercedes C-Klasse 2021 Foto: Daimler

Das ganz große Kino spielt Mercedes aber auf der Windschutzscheibe ab: Dorthin projiziert das Head-up-Display ein riesiges Feld mit allen fahrrelevanten Infos, die in einiger Entfernung frei über der Motorhaube zu schweben scheinen. Im Zentrum eine virtuelle Straßenkarte, die beim Abbiegen in die Kreuzung hinein zoomt und den Fahrer mit eindeutigen Spurhinweisen leitet. Unmöglich, sich damit noch zu verfahren.

Obwohl die Sprachbedienung immer besser funktioniert, muss der Fahrer manche Funktionen manuell steuern. Allerdings ohne die Hände vom Steuer zu nehmen. Eine ganze Armada von Sensoren rechts und links am neu gestylten Lenkrad regeln Abstand, Menü oder Lautstärke. Allerdings reagieren sie teils recht empfindlich auf ungewollte Berührung. Rutscht der Fingen mal vom Volant, läuft dann plötzlich ein anderer Sender oder die Ansicht des großen Bildschirms ändert sich.

Auch fahrdynamisch hat die neue C-Klasse einen Sprung gemacht, vor allem in Kombination mit der Hinterachslenkung. Obwohl die Räder vergleichsweise bescheidene 2,5 Grad einschlagen, ist der Effekt verblüffend. Der Wendekreis etwa verringert sich um 43 Zentimeter auf 10,64 Meter, was fast dem eines Kleinwagens entspricht. Beim Rangieren in engen Straßen und Parkhäuser kann dies eine Welt bedeuten. Ab Tempo 60 schlagen die hinteren Räder dann in die gleiche Richtung ein wie die vorderen. Übertrieben ausgedrückt lenkt der Wagen also nicht ein, sondern weicht bei einem schnellen Manöver im "Krebsgang" aus und bleibt spürbar stabiler. Die 1.050 Euro gehören zu den Extras, auf die man schon aus Sicherheitsgründen nicht verzichten sollte.

Mercedes-Benz C 300 d T-Modell, Meet Mercedes @ Immendingen 2021 Foto: Mercedes
Die serienmäßigen LED-Scheinwerfer lassen sich wie in S-Klasse mit adaptivem, digitalem Licht aufrüsten.

Daneben wurden etliche Funktionen der bekannten Assistenten erweitert. So warnt die Verkehrszeichen-Erkennung beispielsweise nun vor roten Ampeln und Stoppschildern. Die serienmäßigen LED-Scheinwerfer lassen sich wie in S-Klasse mit adaptivem, digitalem Licht aufrüsten, das Führungslinien und Symbole auf die Straße projiziert.

Beim Antrieb setzt Mercedes ausschließlich Mildhybridmotoren mit vier Zylindern und 48-Volt-Bordnetz ein sowie einer Bandbreite von vorerst 170 bis 265 PS an. Die E-Unterstützung bringt nicht nur zusätzlichen Schub beim Beschleunigen, sondern hilft beim Sprit sparen. Denn sobald der Fahrer im Eco-Modus vom Gas geht, schalten die Motoren ab und der Wagen rollt lange Strecken ungebremst weiter. Auf unserer ersten Ausfahrt über kurvige Landstraßen verbrauchten wir so mit dem 265 PS starken 300 d T-Modell nur 5,5 Liter.

Mercedes C-Klasse 2021 Foto: Daimler
Eine 30-minütige Kaffeepause reicht, um den 25,4 kWh großen Akku unterwegs an einer DC-Säule zu füllen.

Auch Plug-in-Hybride sind angekündigt, der 312 PS starke Benziner für Herbst, der Diesel mit rund 300 PS für Mitte 2022. Dann soll auch der C 400 E mit über 350 PS Systemleistung an den Start gehen. Basis aller Plug-in-Hybriden bildet eine neues Hochvoltsystem mit mehr als doppelt so großem Akku wie bisher, über 100 Kilometern elektrischer Reichweite und der Fähigkeit, schnell zu laden. So reicht eine 30-minütige Kaffeepause, um den 25,4 kWh großen Akku unterwegs an einer DC-Säule zu füllen. Wechselstrom zapft die C-Klasse dreiphasig mit 11 kW. Da die Batterie tiefer im Fahrzeug sitzt, haben die neuen Steckdosenstromer im Kofferraum keine Stufe mehr und eine Durchlademöglichkeit. Getränkekisten lassen sich nun problemlos unters Rollo schieben.

Der größere Akku und die serienmäßig luftgefederte Hinterachse dürften sich auf die Preise niederschlagen. Denn auch die übrigen Modelle der C-Klasse wurden mit dem Generationswechsel rund zehn Prozent teurer. Das als Geschäftswagen sehr beliebte C 220 d T-Modell (200 + 20 PS) etwa kostet jetzt 41.475 Euro netto, fast 4.000 Euro mehr als der Vorgänger (194 PS). Der C 200 (204 + 20 PS) startet bei 39.475 Euro. Der 184 PS starke Vorgänger stand noch für 35.500 Euro netto in der Preisliste.

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