Mitsubishi L200 Jäger (2021) Test Für Jäger und Sammler

Mitsubishi_L200_DoKa_2021 Foto: Immanuel Schneeberger 6 Bilder

Die letzte Überarbeitung des Mitsubishi L200 war eher kosmetischer Natur. Doch mit ­passendem Zubehör lässt sich der robuste Pick-up für viele professionelle Einsätze ausrüsten.

Mit schwarzen Offroad-Felgen samt passenden Reifen, Unterfahrschutz, Seilwinde und höhergelegtem Fahrwerk macht dieser Mitsubishi auf den ersten Blick klar: Ich gebe auch abseits der Straße nicht auf. Der wuchtige Auftritt täuscht aber. Trotz der drei Zenti­meter weiter herausstehenden Kotflügel ist der Pick-up nicht breiter als ein üblicher Mittelklassekombi.

Mit 5,30 Meter Länge und knapp 1,90 Meter Höhe ist die Einfahrt in städtische Tiefgaragen dennoch nicht gerade eine entspannte Übung. Wenigstens helfen vier Kameras bei der Orientierung, die vordere zog extra in den massiven Unterfahrschutz um. Doch der Großstadtdschungel ist ja auch nicht das bevorzugte Einsatzgebiet dieses Autos. Also raus ins Grüne.

Auf dem Weg dorthin bleibt genug Zeit, die Langstreckenqualitäten des Doppelkabiners unter die Lupe zu nehmen. Zuerst muss man die Ledersitze erklettern. Sie sind leidlich bequem, ihre Oberschenkelauflage viel zu kurz und der Seitenhalt eher rudimentär. Aber die Sitzposition passt, man genießt im wörtlichen Sinne den Überblick über all die anderen Verkehrsteilnehmer. Damit wir niemanden übersehen, warnt unser in der höchsten Ausstattung gelieferter Testwagen beim Ausparken vor Querverkehr, notbremst für waghalsige Fußgänger und überwacht den toten Winkel.

Mitsubishi L200 2021 Foto: Immanuel Schneeberger
Innen ist der L200 etwas angestaubt: verstreute Schalter, veraltetes Infotainment.

Beim Start macht der 2,3-Liter keinen Hehl aus seiner Herkunft, der Diesel nagelt nach alter Schule. Gekoppelt mit einer Sechsstufenautomatik macht sich der 150 PS starke Motor gemächlich an die Arbeit und bringt die schwere Fuhre in Schwung. Den leicht erhöhten Testverbrauch von über zehn Litern schreiben wir dabei nicht nur den geländetauglichen Cooper-Reifen und dem samt Innenrichtung recht schweren Hardtop zu, sondern vor allem auch der veralteten Automatik. Sie lässt den L200 dank Wandler zwar wunderbar dosiert losfahren, schaltet aber nicht schnell genug auf direkten Vortrieb um. So eiert man im Wandlerschlupf durch Ort- und Landschaften, mit gummiartiger Beziehung zwischen Drehzahl und Geschwindigkeit. Erst ab Tempo 70 schaltet sich die erlösende Überbrückungskupplung zu, die für niedrigere Autobahnverbräuche sorgt und das reichliche Drehmoment des Vierzylinders ausnutzt.

Kerniger Diesel, super Nachrüstfahrwerk

Früher gab es noch eine stärkere Motorisierung, die man spätestens dann vermisst, wenn die zulässigen 3,1 Tonnen hinten am Haken hängen – die Konkurrenz zieht bis zu 3,5 Tonnen weg. Wir fahren also lieber solo weiter und freuen uns über eine erfreulich präzise Lenkung, erträgliche Lärmentwicklung bei höherem Tempo und angesichts der Offroad-Reifen erstaunliche Kurventalente. Die gehen auf das Fahrwerk zurück. Federn und Dämpfer kommen vom australischen Spezialisten TJM und legen den Pick-up gegen 1.700 Euro Aufpreis plus Montage nicht nur höher, sondern machen ihn auch recht komfortabel. Feines Ansprechen, kombiniert mit riesigen Reserven: So sorglos und schnell fuhren wir selten mit einem Testwagen über ausgewaschene Feldwege. Da ist es fast schon schade, dass hierzulande die meisten Straßen so gut in Schuss sind.

Mitsubishi L200 2021 Foto: Immanuel Schneeberger
Mit reichlich Zubehör wurde aus unserem Testwagen ein veritabler Jägerwagen.

Apropos Schuss: Auf der Ladefläche verbirgt sich unter einem Hardtop allerlei praktisches Gerät. Eine Wanne für erlegtes Wild etwa, eine weitere Seilwinde, um schweres Getier über die ebenfalls vorhandenen Rampen ins Fahrzeug zu hieven, ein Kettensägenhalter, Axt, Besen und Hammer: Hier hat ­Mitsubishi alles versammelt, was das Jägerherz begehrt. Sogar an Arbeitsscheinwerfer und eine kleine Dusche samt Wasservorrat ist gedacht. All das gibt es gegen Aufpreis direkt beim Mitsubishi-Händler, die Individualisierungsmöglichkeiten sind schier unerschöpflich.

Bei unserem L200 ist die Optik also mehr als nur Show. Da macht der Allrad keine Ausnahme: Bis Tempo 100 lässt er sich jederzeit zuschalten, verbessert dann die Fahrsicherheit, indem er für deutlich weniger Untersteuern in Kurven sorgt. Im Gelände lässt sich die Kraftverteilung zwischen vorn und hinten sperren. Verlieren einzelne Räder häufiger den Bodenkontakt, hilft die Hinterachssperre weiter, in Steilstücken lässt sich zudem eine Untersetzungsstufe einschalten. In Verbindung mit dem massiven Unterfahrschutz für Motor und Getriebe kommt das Auto meist weiter, als es die meisten Besitzer brauchen werden – und der wuchtige Auftritt erhält so seine Berechtigung.

Subaru Outback 2021 Fahrbericht
Keine Eile
Ineos Grenadier Fahrbericht und Preise
Keine Kompromisse im Gelände