Test E-Autos: BMW i3 gegen Peugeot e-208 Stadt. Land. Schluss?

BMW i3 gegen Peugeot e-208 Foto: Thomas Kueppers 19 Bilder

Als Elektro-Kleinwagen sind BMW i3 und Peugeot e-208 für Stadt- und Kurzstrecken prädestiniert. Dabei eignen sie sich mit einiger Planung auch für längere Dienstfahrten.

Schon vor neun Jahren war das Konzept des BMW i3 fertig, seit sieben Jahren rollt der Carbon-Kleinwagen von Grund auf als E-Auto konzipiert über die Straßen. Seitdem hat sich eine Menge getan. Peugeot geht heute einen anderen Weg, nimmt den Benziner raus und schraubt einen 50-kWh-Akku in den schicken 208. Um da mitzuhalten, hat BMW dem i3 letztes Jahr zum wiederholten Mal einen größeren Akku spendiert, 42,2 kWh passen nun rein.

Also ab auf Verbrauchsfahrt! Das Fahrpedal nach unten, gehen beide flott voran. Selbst der schwächere Peugeot scharrt mit den Vorder­rädern. Er rekuperiert erst sanft. Jetzt den Wählhebel auf B, dann bremst es stärker. Für die letzten Meter vor dem Stoppschild muss dann doch das Bremspedal her. Der BMW macht all das mit nur einem Pedal, ohne weitere Einstellungen. Hört sich gewöhnungsbedürftig an, aber bald hat man den Dreh raus. Das Navi sagt an, ab wann man rollen lassen kann, der ­Peugeot-Pilot muss das selbst im Gefühl haben. Auf die Ohren gibt es übrigens bei beiden nur wenig. Wind- und Reifengeräusche halten sich zurück, der Antrieb ebenso.

Foto: Immanuel Schneeberger
Die direkte Lenkung des BMW gefällt.

Voraus fährt besser der BMW, denn sein kamerabasierter Abstandshalter steigt bei schlechter Sicht schneller aus. Das Radar des Peugeot bremst auch nachts für Fußgänger und überwacht den toten Winkel. Sieben Jahre Entwicklung lassen grüßen. In den Kurven ist davon wenig zu spüren: Die direkte Lenkung des BMW gefällt, nur bei hohen Geschwindigkeiten quietschen die Reifen. Der e-208 mit seinen kleineren Rädern kommt da gut mit, ist aber insgesamt eher komfortabel abgestimmt. Auf langen Wellen tut sich das Fahrwerk mit den 200 Kilo Mehrgewicht gegenüber dem BMW schwer, die Hinterachse schwingt nach. Der Bayer rumpelt derweil über den Bordstein zum Parkplatz, war unterwegs bei höherem Tempo aber nicht zu hart.

Foto: Immanuel Schneeberger
Der e-208 mit seinen kleineren Rädern kommt da gut mit, ist aber insgesamt eher komfortabel abgestimmt.

Zeit für einen Infotainment-Check: Dreh-Drück-Steller im BMW trifft Touchscreen im Peugeot. Beide Menü­führungen sind logisch, allerdings ist die Sprachbedienung des Franzosen deutlich begriffsstutziger. Immerhin integriert er Android- und Apple-Smart­phones gleichermaßen, der BMW mag nur kalifornisches Kernobst. Der Fernzugriff per App klappt bei beiden Probanden. Via Smartphone verriegeln die Türen, der Ladestatus ist einsehbar, und beide heizen aus der Ferne schon mal ein. Einen Punkt macht der BMW bei der Routenplanung: Zwar zeigen beide Ladesäulen samt ihrer Belegung an, aber nur der i3 berücksichtigt die aktuelle Strecke auch in der Berechnung der Restreichweite.

Inzwischen rollen wir wieder an die Ladesäule im Ziel. 70 Kilometer Restreichweite verheißen die Bordcomputer nach 200 Kilometern. Beide zapfen hier mit 11 kW Wechselstrom, nach gut vier Stunden rechnen wir den Verbrauch aus. Der BMW zog für 100 Kilometer 17,4 kWh, der Peugeot verlangte nach 20,4 kWh. Auch auf der Langstrecke bringt der größere Akku des ­Peugeots also keinen Vorteil.

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Bleibt der Blick auf die Kosten. Seinen höheren Listenpreis und die schlechtere Serienausstattung kann der BMW durch höhere Rabatte ausgleichen, in den Betriebskosten sind die Unterschiede marginal. Die Entscheidung für den einen oder anderen bleibt also vielmehr eine Geschmacksfrage: Der BMW hat sich vom Konzeptauto zum ausgereiften Alltagswagen entwickelt, der Peugeot hat im Elektromotor seinen spaßigsten Antrieb gefunden, könnte aber hier und da noch etwas Feinschliff vertragen.

Alltagstauglichkeit

Unter der vorderen Haube hat der BMW Platz für eine Tasche samt Ladekabel. Die muss man beim e-208 hinten verstauen. Auf den Rücksitzen sitzen hier wie dort zwei Personen gut. Die dünnen Lehnen des i3 sparen Gewicht, der Peugeot hat hat hinten einen Notsitz für einen dritten Fahrgast. Auch für Kleinkram und Flaschen ist der Peugeot besser gerüstet. In die Türen des BMW passen höchstens 0,5-Liter-Flaschen. Die gegenläufig öffnenden Türen des BMW sehen außergewöhnlich aus, sind aber umständlich, da erst die vordere Tür geöffnet werden muss. Dank Heckantrieb ist der kleine BMW unschlagbar handlich, der Peugeot mit Vorderradantrieb braucht über einen Meter mehr Wendekreis. Außerdem ist seine Karosserie deutlich unübersichtlicher. Im e-208 sitzt man tiefer, was Geschmacksache ist. Im Gepäckraum unterscheiden sich die Klein­wagen kaum: Beide packen gut 260 Liter, bei umgeklappten Sitzen lädt der BMW dank seiner Höhe sperrigeres Gepäck besser.

Reichweite und Laden

Trotz kleinerem Akku hält der BMW gut mit. Trotzdem sind 270 Kilometer das Maximum, auf der Autobahn sollte spätestens alle 200 Kilometer ein Lader stehen. Ob kalte Temperaturen oder Autobahn: Der e-208 lässt sich davon stärker beeindrucken als der BMW, muss früher an die Steckdose. Der BMW bezieht die Navi-Route in die Reichweitenanzeige ein, auf seine Ansage kann man sich verlassen; die Anzeige im Peugeot ist unzu­verlässig, springt ständig hin und her. Beide laden Wechselstrom mit maximal 11 kW. BMW liefert das passende Kabel mit, Peugeot lässt serienmäßig nur an der Steckdose laden (dauert knapp 28 Stunden), das lieferbare Typ-2-Kabel kann nur 3,6 kW ab. Mehr gibt’s nur im Zubehör oder mit Wallbox. An Schnellladesäulen sollte der Peugeot mit 100 kW Ladeleistung schneller sein. Aber er regelt den Strom sehr früh runter, reduziert schon bei halb vollem Akku auf halbe Leistung. Der BMW lädt nur mit 50 kW, hält das aber durch, bis der Akku fast voll ist. Auf langen Strecken steht man also mit beiden etwa 40 Minuten, bis Strom für weitere 200 Kilometer im Akku ist.

Ausstattung

Beide Autos haben serienmäßig eine Wärmepumpe, die die E-Heizung entlastet und etwas mehr Reichweite bei Kälte bringt. Der BMW strahlt serienmäßig aus LEDs, adaptives Fernlicht kostet 546 Euro Aufpreis, während der Lichtassistent des Peugeot nur auf- und abblendet. Multifunktion fürs Lenkrad gibt’s mit Business-­Paket samt Navi (740 Euro), beides hat die GT-Version des e-208 (3.613 Euro) serienmäßig, ebenso hübsche Ziernähte und Rückleuchten. Mehrere Fahrmodi haben beide Autos, der Eco-Modus verringert die Leistung von Heizung und Klimaanlage und verlängert die Reichweite. Während der BMW auf 19-Zoll-Rädern vorfährt, gibt sich der Peugeot mit 16 Zoll zufrieden – im Sommer fährt der GT ab Werk immerhin mit 17-Zöllern. Ausgewogenen Klang bietet das 670 Euro teure Soundsystem im BMW, kann sich aber gegen die Serien-Lautsprecher des Peugeot kaum hörbar absetzen. Der Peugeot hat modernere Assistenzsysteme, koppelt die aber an Pakete.

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