Test: Hyundai Kona Hybrid Gentleman mit Kontrollzwang

Hyundai Kona Hybrid 2024 Foto: Hyundai 8 Bilder

Im Vergleich zum Vorgänger erlebt man den neuen Hyundai Kona Hybrid in fast jeder Hinsicht als Fortschritt. Der hat allerdings in einem Punkt auch seine Schattenseiten.

Der Hyundai Kona Hybrid hat ordentlich zugelegt und misst nun knapp 4,40 Meter. Zusätzlich zum Größenzuwachs bietet der Kona II auch mehr Ausstrahlung. Während die Erstauflage bereits beim Start ein wenig hausbacken wirkte, gefällt das neue Blechkleid mit Robustheit vorgaukelnden Details und futuristischer Note. Aufgrund der sich über die gesamte Breite von Front und Heck erstreckenden Leuchtelemente halten ihn viele zudem für ein E-Auto. Das kann der Kona auch sein, die von uns getestete Version trug allerdings einen Vollhybridantrieb unter dem mutmaßlichen Elektro-Kleidchen.

Verbrauchswerte zwischen 6 und 6,5 l/100km

Anders als das Design kennt man den Hybridantrieb noch vom Vorgänger. Es stecken also weiterhin ein 105 PS starker 1,6-Liter-Benziner und eine ihn spürbar unterstützende E-Maschine mit 44 PS unter der Motorhaube. Zusammen schickt das Duo bis zu 141 PS via Sechsgang-Doppelkupplung an die Vorderräder. Im per Knopfdruck aktivierbaren Sportmodus wirkt das Antriebssystem dank E-Boost sogar spritzig, während es im Normal- oder Eco-Modus einen eher beruhigenden Einfluss auf den Gasfuß ausübt. Ein Express-Typ ist der 1,5-Tonner jedenfalls nicht: Aus dem Stand bis 100 km/h vergehen 11,2 Sekunden, mehr als 165 km/h sind nicht drin. Wer es nicht eilig hat, wird belohnt, denn Verbrauchswerte von unter 5 Liter Benzin auf 100 Kilometer sind machbar. Selbst bei Autobahntouren mit 130 km/h begnügte sich der im Stadtverkehr dank 1,6-kWh-Akku kurze Strecken sogar rein elektrisch fahrende Hyundai Kona Hybrid mit 6,5 Litern.

Fahrer wird zeitweise bevormundet

Eilige Zeitgenossen dürften um den Hybrid eher einen Bogen machen. Als gelassener Langstrecken-Cruiser macht er hingegen eine gute Figur. In bisweilen sogar nervige Weise wird dabei allerdings der Fahrer bevormundet. Der Abstandstempomat regelt das Tempo, die Spur wird gehalten, vor Totwinkel-Aspiranten wird gewarnt – so weit, so gut. Doch gleichzeitig hat der Kona stets die Tempolimits im Blick und warnt mit einer Piepton-Kaskade vor jeder selbst kleinen Überschreitung. Zusätzlich überwacht eine Cockpit-Kamera den Fahrer, mit ebenfalls gelegentlich lästigen Konsequenzen: Schweift der Blick kurz ab, mahnt über quälend lange Sekunden ein Piepton zu mehr Aufmerksamkeit. Wer gähnt oder wem die Lider schwer werden, wird ebenfalls zur Pause gemahnt.

Hyundai Kona Hybrid 2024 Foto: Hyundai
Das Cockpit des Kona II ist digital und modern eingerichtet. Mit der Vertouchung haben es die Koreaner dennoch nicht übertrieben.

Fahrwerks- und Geräuschkomfort nicht optimal

Das alles mag vernünftig klingen, doch findet die Bordelektronik recht häufig Anlässe zum Meckern. Wenn Abstandstempomat und automatische Tempolimit-Anpassung aktiviert sind, lässt man sich als Fahrer gerne ablenken, was allerdings nie unbemerkt bleibt. Mit zunehmender Fahrtdauer wurde bei uns der Wunsch größer, der nächsten Piepton-Attacke einen Maulkorb zu verpassen. Zumal manch schrille Mahnung das erhabene Musikerlebnis des klangvollen Bose-Soundsystems empfindlich beeinträchtigen kann. Ebenfalls nur knapp verpasst der Kona das Prädikat "Reiseauto", weil er in puncto Fahrwerks- und Geräuschkomfort noch Optimierungspotenzial bietet. Gelegentlich fühlte sich der Kona jedenfalls eine Spur zu straff an, ohne allerdings mit fahrdynamischen Verlockungen zu punkten.

Großes Display und echte Knöpfe

Das Cockpit des Kona gefällt mit einer streng symmetrischen Ordnung und großen Displayflächen. Dennoch gibt es noch echte Knöpfe und Schalter, etwa für Lautstärkenregelung oder Klimaeinstellung. Was wir kurioserweise zum ersten Mal in einem Testwagen vermisst haben, ist ein Hinweis im Lenkrad auf die Marke. Nicht verschwunden, aber leicht versteckt hinterm Lenkrad befindet sich der Wahlhebel für die Automatik. Statt diesen zu drücken oder zu ziehen, muss man ein bewegliches Element am Hebelende drehen, um Vorwärts- und Rückwärtsgang zu wählen.

Hyundai Kona Hybrid 2024 Foto: Hyundai
Die Hybridversion trägt allerdings am Heck noch eine klassisches Abgasanlage mit einem unscheinbaren Endrohr.

Großes Platzangebot

Verblüffend ist das Platzangebot im Kona. Vorne ist es über jeden Zweifel erhaben, hinten sogar fürstlich. Auch der 460 Liter fassende Kofferraum, der auch auf 1.300 Liter wachsen kann, ist für dieses Fahrzeugformat gut dimensioniert.

Und so mag es vielleicht auch nicht ganz verwundern, dass Hyundai seinen Kona preislich nicht mehr in der Schnäppchen-Liga positioniert. Los geht es für die Baureihe bei 22.689 Euro (alle Preise netto). Für den Hybrid sind es mindestens 27.899 Euro. Wer das durchgehende Lichtband vorne, elektrische Heckklappe, das breite Spektrum von Assistenzsystem, die großzügigen Displaywelten, Zwei-Zonen-Klima sowie klimatisierte Sitze und Lenkradheizung will, sollte sich zwischen den jeweils 32.269 Euro teuren Topversionen N Line oder Prima entscheiden. Klingt nach viel Geld für einen Hyundai Kona, der im Gegenzug allerdings mittlerweile auch viel Auto und Technik als Gegenleistung bieten kann.

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Hyundai Kona Hybrid – Technische Daten

Fünftüriger Crossover der Kompaktklasse
Länge: 4,35 Meter
Breite: 1,83 Meter
Höhe: 1,59 Meter,
Radstand: 2,66 Meter
Kofferraumvolumen: 466 – 1.300 Liter

1,6-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner
105 PS
maximales Drehmoment Verbrenner: 147 Nm bei 4.000 U/Min
E-Maschine: 44 PS
maximales Drehmoment E-Maschine: 170 Nm
Systemleistung: 141 PS/265 Nm
Sechsgang-DCT
Frontantrieb, 0-100 km/h: 11,2 s
Vmax: 165 km/h
Normverbrauch: 4,8 Liter/100 Kilometer
CO2-Ausstoß: 108 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
Testverbrauch: 6,5 Liter
Preis: ab 27.899 Euro

Hyundai Kona Hybrid – Kurzcharakteristik

Warum: schicker Alleskönner, komfortabler Sparantrieb
Warum nicht: nicht mehr günstig – und die Assistenten können nerven
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