Alfa Romeo Tonale 2022 Test Der Hoffnungsträger

Alfa Romeo Tonale 2022 Foto: Alfa Romeo 10 Bilder

Der Kompakt-SUV Tonale soll Alfa zurück ins Rampenlicht bringen. Elektro-Unterstützung ist dabei nicht die einzige Neuerung, auf die sich Fans der Marke einstellen müssen. Was Kenner noch erwartet, erfahren Sie hier.

Die 600 Höhenmeter über den Passo Tonale zwischen dem Trentino und der Lombardei zählen zu den anspruchsvolleren Abschnitten des Giro d’Italia. Spätestens in Kehre neun, wenn der Schweiß so richtig läuft, sehnt der eine oder andere Radler einen E-Antrieb herbei.

Der Tonale, nach dem Stelvio der zweite nach einem Alpenpass benannte Alfa, hat eine solche Anschubhilfe in Form eines 48-Volt-Systems serienmäßig an Bord. Aber Alfa und E-Antrieb, passt das? Es muss. Zwar schreibt die Marke wieder schwarze Zahlen, seit sie unter das Dach des großen Stellantis-Konzerns geschlüpft ist. Doch nur auf sportliche DNA, eine lange Historie und tolles Design zu setzen genügt heute einfach nicht mehr.

Deshalb will Alfa-Chef Jean-Philippe Imparato bis 2027 jedes Jahr ein neues, elektrifiziertes Modell auf den Markt bringen. 2024 kommt der erste echte Stromer und bereits für 2027 verkündet Imparato das Aus des Verbrenners.

Alfa startet Produktoffensive

Der auf der Plattform des Jeep Compass aufbauende Tonale bildet also den Auftakt einer großen Produktoffensive. Optisch macht er jedenfalls etwas her mit seinem grimmigen Gesicht, den großen Loch-Felgen und den knalligen Lackfarben. Der Kompakt-SUV soll die fast schon vergessene Marke wieder ins Rampenlicht, vor allem aber ins Interesse jüngerer Käufer bringen. Und bei denen kommen Schlagworte wie Android-basiertes Betriebssystem, 4G-Konnektivität oder Over-the-Air-Updates gut an.

Alfa Romeo Tonale 2022 Foto: Alfa Romeo
Dieses Grün und die Rundlochfelgen gefielen uns schon bei Stelvio und Giulia.

Wer nicht auf dem bis zu 12,3 Zoll großen Bildschirm mit dem übersichtlich aufgebauten Bedienmenu herumtatschen will, spricht mit dem Auto. Dank Amazons Alexa versteht der Wagen eine Menge, reagiert schnell auf Fragen nach der nächsten Tankstelle oder der Bitte, eine Playlist abzuspielen oder ein Hörbuch zu suchen. Selbst mit dem eigenen Smart Home lässt sich der Wagen vernetzen. „Brot und Käse einkaufen“ wird notiert, und man könnte auch von unterwegs die Heizung im Bad hochfahren.

Alfa Romeo Giulia/Stelvio (2020)
Qualitativ aufgeholt

Außerdem nutzt er als weltweit erstes Auto Non-Fungible Token (NFT). Diese Blockchain-Technologie zeichnet sämtliche Stationen des Autolebens auf. Alle original verbauten Teile, jeden Unfall, jede Reparatur, jedes nachträglich per Update installierte Feature werden fälschungssicher gespeichert. Diese Dokumentation soll den Restwert steigern und dem Käufer eines gebrauchten Tonale Sicherheit geben.

Blockchain-Technik soll Restwert steigern

Wertstabilität? Ganz neue Töne jenseits der Alpen. Doch scheinbar ist das Thema Total Cost of Ownership auch dort angekommen. Vom verlustträchtigen Mietwagengeschäft und Händlerzulassungen etwa will man nichts mehr wissen. Mehrmals wurde der Verkaufsstart verschoben, um die Qualität in der Produktion zu sichern. Und Käufer bekommen jetzt gleich fünf Jahre Garantie.

Alfa Romeo Tonale 2022 Foto: Alfa Romeo
Digital-Instrumente im klassischen Design

Zurück zum Fahrzeug: Die Elektrifizierung des Tonale erfolgt in zwei Stufen. Zum Start gibt es den 1,5 Liter großen Turbo-Benziner mit 130 oder 160 PS Leistung als Mildhybriden. Der wird beim Anfahren oder Einparken von einem im Doppelkupplungsgetriebe integrierten 48-Volt-Elektromotor mit 20 PS und 55 Nm Drehmoment unterstützt. Daran ist eine kompakte, platzsparend im Mitteltunnel untergebrachte Batterie gekoppelt.

Jeep Renegade/Jeep Compass e-Hybrid 2022
Ein bisschen elektrisch

Den 130-PS-Motor setzt auch Fiat im 500X oder Jeep in Renegade und Compass ein. Der 30 PS stärkere Ableger samt Turbolader mit variabler Geometrie wurde dagegen exklusiv für Alfa Romeo entwickelt. Erster Eindruck: Das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und E-Motor funktioniert gut. Im Stop & Go schaltet sich der Verbrenner häufig ab und überlässt den Vortrieb dem E-Motor. Die Dynamik, die eingefleischte Alfisti erwarten, bringt der Motor jedoch nicht.

Den Tonale gibt es auch mit Diesel

Die werden wohl eher mit dem fürs Jahresende angekündigten, 275 PS starken PHEV glücklich. Wie in Jeep Compass und Renegade kombiniert er einen 1,3-Liter-Turbobenziner mit einem E-Motor im Heck und einer 15,5 kWh großen Batterie. Traktion liefert er per Allradantrieb, elektrisch soll er nach WLTP um die 60 Kilometer weit kommen. Dieselfreunde bedient Alfa ab Sommer mit einem 130 PS starken Diesel.

Alfa Romeo Tonale 2022 Foto: Alfa Romeo
Aktive Dämpfer: In Standardeinstellung etwas komfortabler, auf Sport spürbar härter

Dank ausgewogener Gewichtsverteilung, sehr direkt übersetzter Lenkung und etwas breiterer Spur vorne schwingt der Fronttriebler ausgesprochen fröhlich über die kurvige Landstraße. Steht der Fahrwahlschalter auf „Sport“, verhärten sich zudem die Dämpfer des adaptiven Fahrwerks spürbar und der Wagen wird noch einen Tick agiler. Man habe sich, bekennt Firmenchef Imparato freimütig, bei der Abstimmung am BMW X1 als sportlichstem Vertreter dieser Klasse orientiert.

Konkurrenzfähiger Preis

Lesen Sie auch Lancia Delta Lancia kommt zurück Drei neue Modelle geplant

Dass Alfa mit dem 4,53 Meter langen SUV ausgerechnet in der schon eng besetzten Kompaktklasse aufschlägt, ergibt Sinn. Dort werden Stückzahlen gemacht, dort sind die Chance am größten, die Marke wieder zurück ins Straßenbild zu bringen. Zum Start bringt Alfa eine Edizione Speziale der 130-PS-Version. Die kostet 33.500 Euro netto und ist unter anderem mit elektrisch verstellbaren Alcantarasitzen, Matrix-Licht, Parksensoren, Adaptiv-Fahrwerk, 20-Zöllern und Brembo-Bremsen top ausgestattet.

Zusätzlich gibt es vier Versionen, darunter zwei sportliche und eine elegant ausgelegte Ausstattung. Die 130-PS-Version kostet knapp unter 30.000 Euro netto, der besser ausgestattete 160er startet bei 35.300 Euro. Da könnten auch potenzielle Käufer eines VW Tiguan (1.5 TSI, 130 PS, 25.735 Euro), BMW X1 (118i, 136 PS, 27.815 Euro) oder Audi Q3 (35 TFSI, 150 PS, 31.300 Euro) schwach werden.