Green NCAP Es muss nicht immer elektrisch sein

Green NCAP 2023 Foto: Green NCAP

Green NCAP hat neue Modelle unter die Lupe genommen. Darunter drei Flotten-Bestseller von Audi, Mercedes und Skoda. Fünf Sterne gab es für E-Autos aus China – doch auch Verbrenner können punkten.

Es muss nicht immer elektrisch sein: Die unabhängige Institution Green NCAP hat Modelle der Hersteller Audi, BYD, Dacia, Ford, Mercedes-Benz, Ora und Škoda hinsichtlich Umweltverträglichkeit unter die Lupe genommen. Darunter auch Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinantrieb. Die Ergebnisse beweisen, dass Fortschritt immer noch möglich ist und in traditionellerer Motorentechnologie erreicht werden kann.

Umfassende Tests

Alle getesteten Fahrzeuge durchlaufen umfassende Labor- und Straßentests auf der Grundlage der Umweltleistung. Die Ergebnisse werden in drei wichtigen Indizes zusammengefasst: saubere Luft, Energieeffizienz und Treibhausgas. Für einen einfachen Vergleich zwischen den Fahrzeugen reichen die Punktzahlen von 0 bis 10, wobei je höher die bessere Punktzahl ist.

Gute Ergebnisse für konventionelle Motoren

"Einige der getesteten Fahrzeuge zeigen deutlich, welche Leistungen die Industrie auf dem Weg zu saubereren und weniger klimaschädlichen Autos erbracht hat, auch wenn sie noch mit konventionellen Motoren angetrieben werden. Mit solchen Ergebnissen sollte die bevorstehende Euro-7-Regelung keine große Herausforderung für die Hersteller der heutigen Best-Performer sein. Und die hohen Punktzahlen der chinesischen Fünf-Sterne-Newcomer zeigen, dass sie bereit sind, um Marktanteile zu konkurrieren", sagt Dr. Aleksandar Damyanov, Technischer Leiter von Green NCAP.

BYD ATTO 3

Der chinesische BYD war im vergangenen Jahr weltweit der Topseller von Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen, ist aber in Europa bis heute eine relativ unbekannte Marke. Das dürfte sich schnell ändern, denn BYD bringt derzeit eine Reihe wettbewerbsfähiger Elektromodelle auf den Markt, darunter den letztjährigen ATTO 3, ein kompaktes SUV (Sport Utility Vehicle) mit einer maximalen Leistung von 150 kW und einer Batteriekapazität von 60 kWh. In Green NCAP-Tests fiel der geringe Energieverbrauch des Fahrzeugs bei kaltem Wetter auf. Dies liegt an seinem gut durchdachten Heizsystem, das eine Wärmepumpe und eine Reihe verschiedener Abwärmequellen verwendet, um das richtige Maß an Kabinenkomfort zu bieten. Der Wirkungsgrad des Fahrzeugs vom Netz zur Batterie von 87 % ist dagegen durchschnittlich und hätte bei optimiertem Lade- und Entlade-/Entladeverhalten der Batterie höher ausfallen können. Insgesamt bleibt der BYD ATTO 3 eine ausgezeichnete Wahl für Elektroautos und erreicht eine durchschnittliche Punktzahl von 97% und 5 grüne Sterne.

ORA Funky Cat

Nicht minder ambitioniert produziert der chinesische Hersteller Great Wall Motors den ORA Funky Cat, der in Green NCAP-Tests ein ähnlich robustes Ergebnis lieferte. Der ORA Funky Cat ist ein kompaktes Familienfahrzeug mit vollelektrischem Antriebsstrang, einer maximalen Leistung von 126 kW und einer Batteriekapazität von 63 kWh. Im Gegensatz zum ATTO 3 liegt seine Grid-to-Battery-Leistung bei beeindruckenden 93,2 %, eine Zahl, die bisher bei Green NCAP-Tests nicht gemessen wurde. Dadurch kann das Auto seine Gesamtverbrauchswerte senken und so erreicht der ORA Funky Cat mit einer Durchschnittspunktzahl von 97 % auch bequem 5 Green Stars.

Ora Funky Cat Fahrbericht
Neuer Player im Format des VW ID 3

Mercedes-Benz E300d 4MATIC Kombi

Aber es gibt mehr Innovationen im Bereich der Umweltleistung auf dem Markt als die Elektrifizierung von Batterien. Green NCAP testete das Mercedes-Benz E300d 4MATIC Kombi, das mit einem Zweiliter-Dieselmotor ausgestattet ist. Dieses Auto nutzt angesichts seines Gewichts und seiner Größe die Effizienz seines Dieselantriebsstrangs, der von einem 48-V-Mild-Hybrid-System unterstützt wird, aber die hohen Treibhausgasemissionen reichen nicht aus, um in diesem Teil der Bewertung ein besseres Ergebnis als 1,9 von 10 zu erzielen. Doch die größte Errungenschaft der Mercedes-Ingenieure zeigt sich im Clean Air Index: Mit 9,3 von 10 Punkten wird die Diesel-E-Klasse zum schadstoffärmsten Verbrenner, den Green NCAP bisher getestet hat. Das Auto erhält eine durchschnittliche Punktzahl von 50% und 3 grüne Sterne.

Audi A6 50 TDI quattro

Der Audi A6 50 TDI quattro ist eine Oberklasse-Limousine und wird mit einem Dreiliter-Turbodieselmotor mit einer Spitzenleistung von 210 kW getestet. Die Verwendung fossiler Brennstoffe hat nur ein begrenztes Potenzial zur Minimierung der Treibhausgasemissionen. Sein Dieselantriebsstrang ist jedoch effizienter als sein Benzin-Pendant. Seine hohe Masse von zwei Tonnen erschwert es zudem, den Verbrauch und die CO2 Emissionen gering. Die Leistung des Fahrzeugs im Clean Air Index ist beeindruckend und zeigt ungewöhnlich niedrige Partikelemissionen und eine hervorragende Kontrolle über andere Schadstoffe insgesamt. Leider steigen die Emissionen unter Autobahnbedingungen deutlich über die Brutto-Grenzwerte von Green NCAP. Insgesamt erreicht der 50 TDI quattro eine durchschnittliche Punktzahl von 37 % und 2 grüne Sterne.

Škoda Kamiq

Der Škoda Kamiq ist ein kompaktes SUV mit einem Ein-Liter-Turbobenziner. Aufgrund seiner insgesamt guten Ergebnisse qualifiziert sich das Auto für zusätzliche Robustheitstests unter anspruchsvolleren Bedingungen. Der Energieeffizienzindex von 5,2 ist wohlverdient, aber eine zusätzliche elektrische Unterstützung könnte die Verbrauchswerte und die entsprechende CO weiter verbessern2 Emissionen. Der Kamiq erreicht im Greenhouse Gas Index 3,8 von maximal 10 Punkten. Insgesamt beendet der Škoda die Tests von Green NCAP mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 53 % und sammelt locker 3 Green Stars.

Skoda
Facelift für Scala und Kamiq

Dacia Jogger Hybrid

Das Modell 2023 des Dacia Jogger Hybrid ist mit einem 1,6-Liter-Saugbenziner, einem elektrischen Fahrmotor und einem Automatikgetriebe ausgestattet. Dies ist ein Mehrzweckfahrzeug, das sich an Käufer richtet, die Alltagskomfort, Funktionalität und Platz zu einem erschwinglichen Preis suchen. Der Hybridantrieb des Joggers scheint eine besonders wünschenswerte Wahl zu sein und liefert in der Tat ansehnliche Verbrauchswerte – ein Wert von 4,6 l/100 km ist für eine kombinierte Realfahrt üblich. Das Auto schneidet im Clean Air Index leicht überdurchschnittlich ab. Der Jogger ist insgesamt ein guter Performer, erhält eine durchschnittliche Punktzahl von 51% und sammelt 3 grüne Sterne.

Dacia Jogger 140 Hybrid Fahrbericht
Sparsam und geräumig

Ford Ranger Raptor

Der Ford Ranger Raptor ist ein Pick-up mit einem Dreiliter-Twin-Turbo-V6-Benzinmotor. Er ist als Nutzfahrzeug zugelassen und muss daher nicht die gleichen strengen gesetzlichen Anforderungen erfüllen wie ein normaler Pkw. Pick-up-Trucks sind in Europa bei weitem nicht so verbreitet wie in den USA und Australien, aber sie sind nach wie vor eine beliebte Wahl als Familienfahrzeug für ein treues Marktsegment. Aufgrund seines hohen Verbrauchs und CO2 Emissionen, erhält es keine Punkte in den Energieeffizienz- und Treibhausgasindizes. Seine Leistung im Clean Air Index ist mittelmäßig und lässt Raum für Verbesserungen bei Partikelemissionen und Ammoniak (NH3), vor allem aber CO-Emissionen unter Bedingungen mit hohem Strombedarf. Diese Ergebnisse präsentieren dem Auto einen Clean Air Index von 3,5 von 10. Der Raptor beendet das Turnier mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 11 % und erhält nur 1 grünen Stern.