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Ladekarten/Lade-Apps Elektroautos Die besten Ladetarife fürs E-Auto

Foto: Frank Peterschroeder

7,95 Euro oder 66,75 Euro für dieselbe Menge Strom. Bei den Ladekarten von Energieversorgern und Bezahldiensten gibt es riesige Unterschiede. Wir sagen, welche Tarife sich für wen lohnen.

Und jährlich grüßt das Murmeltier: Wie viel es kostet, ein E-Auto zu laden, bleibt auch 2021 ein Buch mit sieben Siegeln. Das ist schade, denn die Ladeinfrastruktur mit gut 33.000 öffentlichen Ladepunkten wächst stetig. Doch keine Preistafel verrät dem Nutzer, wie viel der Strom kostet. Und auch die diversen Lade-Apps helfen nicht immer weiter.

Wir haben versucht, für einige Stromtankstellen in Deutschland, Amsterdam und Brüssel die Preise herauszufinden. Auch für eine vielbesuchte Säule an der Autobahn bei Bellinzona/Schweiz wollten wir die Kosten erfahren. Die Ergebnisse finden Sie in den Tabellen – manche aber eben auch nicht. Denn nicht alle Anbieter antworteten auf unsere Anfrage. Vor allem aber: Viele kennen die Preise vor Ort selbst nicht. Das liegt daran, dass nicht immer ­diejenigen den Strom berechnen, die auch die Säule betreiben. Es gibt mehr Anbieter von Bezahlmöglichkeiten als Unternehmen, die Säulen aufstellen. Die Nutzungsverträge machen die Preisstruktur zum Teil völlig intransparent.

Zwar hatte die Politik schon 2018 ein Papier verabschiedet, das den »derzeit bestehenden Wildwuchs an Tarifsystemen für Ladestrom« in einheitlichere Bahnen lenken sollte. Strom müsse nach Menge, also Kilowattstunden, abgerechnet werden. Allerdings hat die Vorgabe Lücken: Die Anbieter dürfen Gebühren verlangen, dass sie die Säule freischalten oder wenn sie jemand zu lange blockiert. Die Regeln sollten für Preistransparenz sorgen – sie tun es aber nicht. Die Bezahldienste schieben häufig Probleme mit dem Eichrecht vor. Das muss von den Ländern durchgesetzt werden, und die erlassen oftmals ­Ausnahmeregelungen. Plugsurfing etwa rechnet noch auf Minutenbasis ab, ohne die geladenen Kilowattstunden zu berücksichtigen. Kann das Auto schnell laden, bekommt man also fürs gleiche Geld mehr Strom. Andere verlangen zum Start jedes Ladevorgangs einen Grund­betrag und rechnen dann die geladene Strommenge zusätzlich ab.

Auch die Mineralölgesellschaften bauen Ladenetze auf oder ermöglichen das Laden über ihre Tankkarten. Aral etwa verspricht ein transparentes Preismodell: Es gelte der Grundpreis einer Ladesäule, darauf schlage das Unternehmen eine feste Gebühr in Höhe von 12 beziehungsweise 17 Prozent bei Schnellladern auf. Am Monatsende erhalte man eine Abrechnung mit Auflistung von Strompreis und Gebührenanteil. Wie der Kunde mit dem Stecker in der Hand vorher herausfindet, wie viel eine Kilowattstunde an einer bestimmten Ladesäule kostet, konnte uns Aral aber nicht verraten.

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Auch über Free2move, den Mobilitätsdienstleister des PSA-Konzerns, lassen sich fast alle Lademöglichkeiten hierzulande nutzen. Die Preise zu unseren beispielhaft abgefragten Ladeorten wollte man uns aber nicht nennen, der Aufwand sei zu groß. Aber Kunden könnten den Preis in der App sehen. Plugsurfing ­hingegen stellte sich auf unsere mehrmaligen Anfragen per E-Mail und Telefon tot. So müssen Kunden mit dem intransparenten Preismodell leben.

E-Mobilisten müssen also den Markt in ihrem Einsatzgebiet sondieren und mehrere Karten mitführen oder eine Bezahlmöglichkeit wählen, die möglichst vorhersehbare Kosten verursacht. Hier sind die Lösungen von Maingau und EnBW vorbildlich: Es wird immer pro Kilowattstunde abgerechnet, egal, wer die Ladesäule betreibt. Maingau gibt Unternehmen mit mehr als fünf Firmenfahrzeugen sogar Rabatt.

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Ein neues Konzept verfolgt Parkstrom: Das Unternehmen verkauft Ladesäulen und bietet die Möglichkeit, mit Debit- oder Kreditkarte zu zahlen, zum festen Tarif. Dahinter steht ein Abrechnungsmodell mit der GLS-Bank: Transparente Gebühren treffen einfache Bezahlung. Ein Schritt in die richtige Richtung, der auch von der Bundesregierung gewollt ist. Die Bundesnetzagentur arbeitet derzeit an einem System, das alle Ladepunkte erfassen und eine Schnittstelle zum Abruf der Preisdaten ­enthalten soll. So soll die Preistransparenz sichergestellt werden, gegen die derzeit noch viele Anbieter wissentlich verstoßen. Es gibt also die Hoffnung, dass in Zukunft noch einiges besser wird bei der Abrechnung von Ladestrom – denn viel schlechter geht es jedenfalls kaum.

Preisvergleich online

Zwar gibt es für Ladestrom keine zentrale Transparenzstelle wie für Sprit, aber es gibt doch Möglichkeiten zum Vorabvergleich. Auf Moovility.me beispielsweise finden Sie Preise verschiedener Anbieter für die meisten Ladepunkte.

Unübersichtliche Marktlage

Maingau, Vattenfall und EnBW überzeugen mit einfachen Preismodellen. Die Kosten hängen zwar von der Ladegeschwindigkeit ab, sind aber planbar. Auch die Herstellerprogramme von VW und BMW sowie vom Tankkartendienst DKV sind transparent. Oft gibt es gegen eine monatliche Grundgebühr günstigere Preise. Ladedienste wie Plugsurfing oder Free2move sowie die Dienste von Aral und Shell wollten keine Preisauskunft über die von uns abgefragten Ladeorte geben. Wer dort lädt, erfährt erst am Monatsende in der Sammelrechnung, wie viel es gekostet hat – und kann böse überrascht werden. Der Elektroneuling im Fuhrpark fährt also mit einer Hersteller- oder Stromanbieterlösung am günstigsten.