LEVC TX5 im Test London-Taxi für Shuttle-Dienste

Suicidedoors Foto: Thomas Küppers 34 Bilder

Wer den LEVC TX5 zum ersten Mal sieht, staunt über seine Größe. Doch sein teilelektrischer Antrieb, viel Platz und der geniale Wendekreis machen ihn zum perfekten Begleiter für die Shuttle-Betreiber und Personenbeförderung.

LEVC ist als Autohersteller hierzulande noch recht unbekannt. Dabei hat die britische Tochter des chinesischen Geely-Konglomerats Zugriff auf Volvo-Technik und auf das eigene Traditionsdesign. Schon auf den ersten Blick ist klar, dass hier ein "London Taxi" steht. Nur irgendwie kleiner hätte man sich das vorgestellt. Mit 4,86 Meter Länge und 1,94 Meter Breite ist der TX5 ein ausgewachsenes Automobil, das enge Parklücken eher meidet. Davor umdrehen kann es immerhin prima: Die Räder schlagen so eng ein, dass es auf den meisten Straßen zum Wenden in einem Zug reicht.

Das war es aber noch nicht mit den technischen Besonderheiten. Den Antrieb besorgt kein herkömmlicher Plug-in-Hybrid, hier fährt ein Elektroauto mit Range-­Extender. Den Aushilfscharakter zeigt der Sound des Motors: Drei Zylinder mit 1,5 Liter Hubraum rumoren am Fahrerplatz gut vernehmlich, um mit 91 PS den Akku zu laden. Den eigentlichen Vortrieb übernimmt ein 150-PS-Elektromotor, den ein 31-kWh-Akku speist. Davon gibt die Elektronik 24 kWh frei – genug für über 100 Kilometer in der Stadt und 90 über Land.

LEVC TX 2021 Foto: Thomas Küppers
Plug-in-Hybride sind nur sinnvoll, wenn sie regelmäßig geladen werden.

Für die meisten Fahrdienste ausreichend, zumal der Akku mit dem serienmäßigen CCS-Schnellladeanschluss in einer halben Stunde wieder zu 80 Prozent gefüllt ist. Wer gegen 985 Euro Aufpreis den 22-kW-AC-Anschluss bestellt, lädt auch an in Städten verbreiteten Ladesäulen innerhalb einer Stunde wieder auf; serienmäßig dauert es mit 11 kW doppelt so lange. Ergänzend hat die bessere Ausstattung Vista noch einen Chademo-Schnellladeport dabei. Damit ist der TX5 zumindest schon mal ein Meister der Anschlussvielfalt. Dazu schiebt der E-Motor ausreichend kräftig und völlig ruckfrei voran. Häufige Autobahnetappen sollte man auch wegen der auf 128 km/h limitierten Höchstgeschwindigkeit vermeiden. In der Stadt und auf Landstraßen fühlt sich der dicke Wagen eh viel wohler. Das Fahrwerk federt komfortabel, dabei bleibt das Auto stets fahrsicher, schnelle Kurven findet es jedoch nicht so toll.

Viel Platz für Passagiere und Gepäck

In seiner eigentlichen Bestimmung soll es ja allerdings auch nicht rasen, sondern Personen transportieren, und das funktioniert dann auch hervorragend. Einzig Fahrer über 1,80 Meter Größe müssen sich einschränken, lässt sich doch ihr Sitz wegen der Trennwand nicht sehr weit zurückschieben. Das Hart­plastiklenkrad kennt man sonst beledert aus Volvo, ebenso das große Touch-Infotainmentsystem. Entsprechend funktioniert die Bedienung recht gut, die abwaschbaren Oberflächen an Armaturentafel und Co. passen zum Nutzfahrzeugcharakter.

Fünf, optional sogar sechs Fahrgäste sitzen im groß­zügigen Passagierraum. Haltegriffe und USB-Steck­dosen erhöhen den Komfort, eine Trennscheibe zum Fahrerplatz garantiert Privatsphäre und Virenschutz für beide Abteile.

Panoramadach, Immanuel Schneeberger Foto: Thomas Küppers
Sehr großzügiger Passagierraum mit Glasdach und Gegensprechanlage.

Damit die Verständigung dennoch gut klappt, gibt es serienmäßig eine Gegensprechanlage. Die Bezahlung funktioniert dank einer Gelddurchreiche ebenso pro­blemlos – oder eben per App. Die hinteren drei Plätze in Fahrtrichtung bieten guten Komfort, die drei anderen Passagiere nehmen entgegen der Fahrtrichtung auf leidlich bequemen Klappsitzen Platz. Zugang gewähren breite Türen, die entgegen der Fahrtrichtung öffnen. Eine weitere Besonderheit ist die serienmäßige Barrierefreiheit des TX5: Eine Rollstuhlrampe lässt sich auf der rechten Seite einfach herausziehen, der Rollstuhl in Fahrtrichtung mit Gurten fixieren.

Wer sich jetzt fragt, wohin bei so viel Fahrgastraum all das Gepäck soll, sei beruhigt: dorthin, wo sonst der Beifahrer sitzt. 440 Liter genügen für drei größere Koffer. Und im Fahrgastraum selbst ist bei nicht voller Passagierbesetzung ebenso jede Menge freier Fläche verfügbar. Hotel- und Flughafenshuttledienste können also getrost zugreifen.

LEVC TX 2021 Foto: Thomas Küppers
Fährt sicher und präzise, federt komfor­tabel und sieht chic aus.

Ebenso vielfältig ist die Farbpalette. 13 Farben stehen zur Wahl, Taxibeige, Blau und Schwarz gibt es aufpreisfrei. Mit 61.422 Euro netto ist der LEVC nicht gerade ein Schnäppchen. Schaut man sich die Preise anderer elektrifizierter Transporter an, relativiert sich das aber. Und wer einen barrierefreien Personentransporter sucht, findet wahrscheinlich kaum ein vergleichbar großes Auto für weniger Geld. Gut möglich, dass in Zukunft also zumindest eine Branche mehr mit dem Namen LEVC etwas anfangen kann

E-Transporter VN5 von LEVC
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