Lieferzeiten wegen Chipmangel "Falsche Entscheidungen"

BMW iX 2021 Foto: -

Axel Schäfer vom Fuhrparkverband meint: Flotteneinkäufer lernen aus den falschen Entscheidungen der Autoindustrie, dass Mobilität nicht alleine vom Auto abhängt.

Ein Irrtum entsteht nicht durch einen Mangel an Wissen, sondern durch mangelndes Urteilsvermögen. Das gab der englische Arzt und damals einflussreiche Philosoph John Locke bereits im 17. Jahrhundert zum Besten. "Wie wahr!", werden sich einige hochkarätige Branchenmanager selbst kneifen. Hatten sie doch in der akuten Coronazeit Chipbestellungen reduziert oder sogar storniert, ohne an das Danach zu denken.

Die Hersteller sind gezwungen, ihre Produktion zu drosseln. Durch den Mangel an wichtigen Halbleitern können Neu­wagen nicht (fertig) gebaut werden. Etwa fünf Millionen Wagen werden 2021 nicht gebaut werden können. Mit rund 97 Prozent sind nahezu alle Produzenten und Zulieferer betroffen.

Lesen Sie auch Chipmangel 2021 Chipmangel bremst Hersteller aus Wartezeiten für Neuwagen

Die betrieblichen Flotten, ja die gesamte betriebliche Mobilität bleibt davon nicht unberührt. Es tun sich Lücken und Engpässe auf, und wenn etwas seltener ist, steigt der Preis. Neue Firmenwagen werden mit Verzögerungen zwischen vier und 18 Monaten ausgeliefert. Leasingverträge laufen aus, aber das Nachfolgemodell wird nicht geliefert. Was tun? Eine Option ist, mit dem Leasinggeber eine möglichst flexible Lösung für eine Verlängerung auf unbestimmte Zeit zu finden. Eine zweite Möglichkeit ist, die Mitarbeiter mit Mietwagen oder Autoabos mobil zu halten. Allerdings leiden auch die Vermieter unter den Engpässen. Die Preise sind auch hier drastisch nach oben geschnellt. Und die geliehenen Fahrzeuge sind ebenfalls nicht immer auf dem neuesten Stand der Technik. Aber es reicht allemal, um von A nach B zu kommen und das Geschäft am Laufen zu halten.

Wahre Kreativität entsteht immer aus Mangel

Die Halbleiter-Krise zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, mit Erfahrung, Know-how und Weitsicht zu planen und zu agieren. Es wird noch deutlicher, dass wir die betriebliche Mobilität übergreifend denken und planen müssen. Sie zeigt auch, wie wichtig neue Mobilitätskonzepte für Unternehmen sind. Vielleicht kann man etwas Gutes aus der Sache ziehen: Gibt es einen Mangel, dann wird schneller gehandelt und anders gedacht.

Lesen Sie auch Alexander Rammert 2021 Mobilitätsforscher Alexander Rammert Mehr Mobilität, weniger Verkehr!

Lösungen müssen her. Und da kann man nicht eineinhalb Jahre warten, bis das bestellte Auto geliefert wird. Es führt daher kein Weg an nachhaltigen Alternativen vorbei, an Mobilitätsbudgets beispielsweise und ganz anderen Lösungen, an die zuvor kein Entscheider denken konnte oder wollte. Wir können allen Unternehmen nur raten, jetzt zu handeln und mögliche Änderungen einzuleiten. Und zwar nicht einseitig nur bezogen auf die Autobeschaffung. Betriebliche Mobilität muss neu gedacht werden. Und die Zeit ist reif, die Zeit ist jetzt.