Fuhrpark von Frosta So geht Wandel

Foto: Martina Buchholz

Der Lebensmittelhersteller Frosta denkt Mobilität neu und will langfristig alle Firmenwagen abschaffen.

Wenn sich ein Firmenchef mit einem VW Up als persönlichem Firmenwagen begnügt, steckt entweder der Zwang zum Sparen oder Überzeugung dahinter. Bei Felix Ahlers, dem Vorstandsvorsitzenden von Frosta, ist es definitiv Letzteres. Seit 2014 hat sich das Unternehmen ganz der grünen Mobilität verschrieben, und der kleine VW erschien Ahlers damals als probates Fortbewegungsmittel.

Will Deutschland seine Klimaziele erreichen und die Mobilitätswende schaffen, braucht es Treiber wie Frosta. Der Hersteller tiefgekühlter Lebensmittel will sogar langfristig, dass alle aktuell 70 Dienstwagen-Privilegierten auf ihren persönlichen fahrbaren Untersatz verzichten. Natürlich sollen sie trotzdem mobil bleiben, schließlich sind Kunden und Produktionsstandorte weit verstreut. Deshalb hat das Unternehmen eine Mobilitätsstrategie ausgeklügelt, deren Kern ein persönliches Mobilitätsbudget darstellt.

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Immer wieder sorgte Frosta für Schlagzeilen in Sachen Nachhaltigkeit. 2014 etwa wurde der 80 Einheiten starke Fuhrpark des Unternehmens von der Deutschen Umwelthilfe als besonders klimafreundlich ausgezeichnet, weil die Autos im Schnitt nur 128 g CO2/km ausstießen.

In einer grünen Dienstwagenregelung hieß das neue Ziel: 114 g/km. Mitarbeiter, die sich für einen kleineren Firmenwagen entschieden, erhielten die Differenz zwischen den Leasingraten als Sonderzahlung. Und wer gar kein Auto mehr wollte, konnte eine Bahncard 100 bekommen. Vorstandsvorsitzender Felix Ahlers ging mit gutem Beispiel voran: Er wählte einen VW Up als Dienstwagen.

Jetzt will Frosta die CO2-Emissionen des gesamten Unternehmens bis 2022 um weitere 7,5 Prozent senken. Und wieder nimmt die Geschäftsleitung Fuhrpark und Mitarbeitermobilität ins Visier. "Mit ­unserer alten Dienstwagenrichtlinie förderten wir viele unnötige Pkw-Fahrten", sagt Sprecherin Friederike Ahlers. Statt beispielsweise auf der Hausstrecke zwischen den Frosta-Firmenstandorten Bremerhaven und Hamburg entspannt mit dem Zug zu fahren, haben die meisten Mitarbeiter bisher das Auto genommen. "Der Dienstwagen ist ja bereits bezahlt", sagt sie.

Mit ihren individuellen Mobilitätsbudgets können die Kollegen weiterhin ihren persönlichen Dienstwagen finanzieren, aber eben auch andere Verkehrsmittel. Ein kleinerer Geschäftswagen schafft Budget für private Bahnfahrten, Mietwagen oder Sharing-Angebote. Jede Fahrt mit dem Fahrrad ersetzt eine Autofahrt und ermöglicht dem Mitarbeiter obendrein einen kostenlosen Kinobesuch oder Extrabudget für den Wocheneinkauf.

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Frosta fördert auch Fahrten mit dem Fahrrad.

Als Partner in Sachen Mobilitätsbudget entschied sich Frosta für Belmoto. Ende 2019, nur vier Monate nach Planungsbeginn, erhielten alle 70 Dienstwagen-Privilegierten der deutschen Standorte ihre Mobilitätskarten. Wer noch mitten in einem Leasingvertrag steckte, bekam zumindest einen Unfallfrei-Bonus als Guthaben gutgeschrieben. Ein Jahr später stellen sich die ersten Erfolge ein. Die meisten Mitarbeiter steigen nach Ablauf ihres Leasingvertrags in ein kleineres Modell um und sparen nebenher auch noch bei der Dienstwagensteuer. Der eine oder andere Kollege verzichtet sogar komplett auf einen Dienstwagen. Sollte dann doch ein Auto für den Familienurlaub nötig sein, genügt ein Anruf bei Belmoto. Die Mietwagengebühr wird dann mit dem verbliebenen Mobilitätsbudget beglichen.

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Personalleiter Ralf Junge sieht in diesem Modell einen Anreiz, aktuelle Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsfragen zu lösen. "Jeder hat es selbst in der Hand und kann ökologische Nachhaltigkeit, sinnvolle Verkehrswegenutzung und persönliche Vorteile geschickt kombinieren«, sagt er. So kommt das Unternehmen seinen CO2-Zielen einen guten Schritt näher. Bis 2025 möchte das Unternehmen sogar ganz auf Autos mit Verbrennern verzichten. Auch auf Plug-in Hybriden, die bei Frosta keine Zukunft haben. "Unsere Erfahrungen waren enttäuschend", sagt Ahlers. Die Reichweitenangaben der Hersteller und die Realität klafften weit auseinander. Mit der Folge, dass die Kollegen zu viel mit Benzin gefahren sind. Deshalb stiegen die CO2-Werte unserer Flotte wieder, was wir ja gerade vermeiden wollen."

Mittlerweile hat Frosta das Mobilitätsbudget um den Betrag erhöht, den die Kollegen sonst als geldwerten Vorteil hätten abführen müssen. Auch das als Anreiz, ganz auf den Dienstwagen zu verzichten. Neue Mitarbeiter bekommen erst gar kein Auto, selbst wenn sie von der Position her dienstwagenberechtigt wären. "Mit dem hohen Mobilitätsbudget kann sich aber theoretisch jeder einen Privatwagen leisten und hat am Ende sogar noch Geld übrig", erklärt Ahlers.

Personalleiter Junge lobt die Zusammenarbeit mit Belmoto. Einen kleinen Wermutstropfen gebe es dennoch: Das neue betriebliche Mobilitätsmanagement kostet nicht weniger, sondern genauso viel wie vorher. "Allerdings haben wir unser internes Fuhrparkmanagement merklich entlastet und können unseren Mitarbeitern einen wirklichen Mehrwert bieten", betont Junge.

Auch diesmal übrigens geht Vorstandschef Ahlers mit gutem Beispiel voran und gönnt sich sein eigenes Mobilitätsbudget. Seinen Dienstwagen hat er abgeschafft. In der Regel fährt er mit der Bahn und ist damit voll auf Linie: eine Mobilität ohne Firmenwagen.