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Kompakt-Vans Vernünftige Wahl

Dacia Jogger 2022 Foto: Dacia

Es muss nicht immer SUV sein. Statt eines Pseudo-Geländewagen ist im Kompaktsegment ein Van häufig die vernünftigere Wahl. Wir stellen fünf Vans vor. Vom Dacia Jogger bis zum Opel Combo.

Kompakt-Vans zählen nicht gerade zu den Supermodels auf den automobilen Laufstegen. Längst haben ihnen die SUV den Rang als bester Freund der Familie abgelaufen. Deren Anteil an den Neuzulassungen wächst stetig auf nun schon über 40 Prozent. Der Trend bei den Vans zeigt eher in die entgegengesetzte Richtung und liegt mittlerweile bei deutlich unter zehn Prozent - und da sind die Großraum-Vans bereits integriert. Dabei haben gerade die kompakten Raumwunder beste Referenzen auf ihren Visitenkarten. Sie sind zumeist deutlich günstiger in der Anschaffung und im Unterhalt als SUV, dazu flexibler in der Raumnutzung und auch als Gebrauchte bezahlbar.

Dacia Jogger: Der erfolgreiche Minimalist

Dem Jogger geht die Puste nicht aus. Der Nachfolger des Lodgy von der Renault-Tochter Dacia ist einer der beliebtesten Vans in Deutschland. Das liegt vor allem an seinem guten Preis-Leistungsverhältnis. Es gibt ihn bereits ab 14.202 Euro (alle Preise netto), wobei Dacia hier zuletzt die Preise auch ordentlich angezogen hat. Damit ist der Jogger aber immer noch der günstige Familien-Van. Hinter dem VW Touran liegt der bodenständige Rumäne bei den Zulassungen bereits auf Platz zwei in seiner Klasse. Auf 4,55 Meter verbindet der Minimalist die optischen Reize eines SUV mit dem Platzangebot und der Vielseitigkeit eines Kombis. Fünf Sitze sind Standard, gegen Aufpreis befördert der Dacia auf der dritten Sitzbank zwei weitere Personen, die sogar auch gerne etwas größer sein dürfen. Neben Preis und Platzangebot (bis 1670 Liter Ladevolumen) besticht der Jogger mit seiner simplen Machart. Alles ist robust, klar strukturiert, verständlich und einfach gehalten. Die große Show ist eben nicht sein Ding.

Das Cockpit übernimmt der Jogger vom Sandero, die Sitze mit wenig Seitenhalt ebenso. Drei Antriebe stehen zur Wahl, dabei gibt es den Dreizylinder-Turbo entweder als Benziner mit 110 PS oder mit einem 101 PS starken LPG-Motor, betrieben also mit Autogas. In der Topversion fährt der Jogger mit einem sparsamen Voll-Hybrid aus dem Renault Clio an, die Leistung beträgt dann 140 PS. Wer diesen nicht ganz billigen, aber zweifellos besten Antrieb wählt, hat die Automatik immer serienmäßig an Bord.

VW Caddy 2020 Foto: VW
Der VW Caddy ist der praktischste Golf im Lande.

VW Caddy: Der Golf unter den Vans

Der VW Caddy ist der praktischste Golf im Lande. Sein modularer Querbaukasten steckt auch unter dem Golf 8 - es gibt wahrlich schlechtere Erbanlagen. Auch wenn an der Hinterhand noch immer eine Starrachse mitfährt, ist der Caddy der fünften Generation im Komfort doch vielen seiner Klassenkameraden voraus. Das liegt auch daran, dass nun Schrauben- statt Blattfedern zum Einsatz kommen. Klar ist aber ebenso: Für einen Caddy kann man richtig viel Geld ausgeben. Die Preisliste startet bei 25.139 Euro und endet beim Caddy Style für 29.890 Euro noch lange nicht. Als Caddy California wird der Van ab 28.575 Euro zum kleinen Reisemobil, die Version Caddy Cargo für Handwerker startet bei 23.339 Euro.

Nach wie vor gibt es den praktischen VW Van mit zwei Radständen, wobei der Caddy Maxi mit einer Länge von 4,85 Metern gut 35 Zentimeter länger ist als die Basis. Innen geht es in der fünften Generation deutlich mehr Pkw-like zu, es gibt im Prinzip alles, was es für den Golf auch gibt. Wer will, bekommt den Caddy mit Digital-Cockpit und einem 10,25 Zoll großen Touchscreen, in der Basis sind die Armaturen analog und der Bildschirm nur 6,5 Zoll groß. Reichlich Platz für Spiel, Sport, Reise und Job hat der Caddy ohnehin. Bis zu 2.140 Liter Gepäck gehen hinten rein, beim Maxi sind es sogar 3.105 Liter. Bei den Motoren ist die Auswahl übersichtlich: Entweder ein sparsamer Zweiliter-TDI mit 122 PS oder ein 114 PS starker TSI Benziner. Ab September dürfte der Caddy als Plug-in-Hybrid vorfahren, eine vollelektrische Version, entwickelt von Abt, soll ebenfalls folgen.

Renault Kangoo 2021 Foto: Renault
Der Kangoo steht seit 1997 in langer Tradition cooler Kult-Kisten aus dem Hause Renault.

Renault Kangoo: Der ewige Familienfreund

Der Kangoo steht seit 1997 in langer Tradition cooler Kult-Kisten aus dem Hause Renault. Allein die Studentengeschichten, die sich um den Pragmatiker Renault 4 Fourgonnette ranken, füllen ganze Abende. Als legitimer Nachfahre des Klassikers vertritt der Kangoo ähnliche Werte. Er ist praktisch, noch recht günstig und total uneitel. Seit 2021 bemüht sich die aktuelle Version, allen Ansprüchen von Familien gerecht zu werden, technisch ist der Kangoo eng verwandt mit der Mercedes-Benz T-Klasse.

Renault bietet zwei Ausstattungsvarianten an: den Kangoo Equilibre ab 22.143 Euro und den Techno ab 25.084 Euro. In dritter Generation wurde das Hochdachmobil komplett neu auf die Räder gestellt und von Renault deutlich wohnlicher eingerichtet. Wobei man den meisten Materialien ansieht, dass der Kangoo möglichst kostengünstig zusammengesetzt werden musste. Fürs Gewerbe gibt es den Kangoo Rapid (ab 17.218 Euro) in Kurz- und Langversion mit der breitesten seitlichen Schiebetüröffnung und der größten Ladefläche im Kompakt-Segment. Neuerdings hat auch die zivile Raumfahrt eine XXL-Version mit dem Namen Grand Kangoo und Platz für bis zu sieben Personen auf drei Sitzreihen. Hier kann sich jedes Familienmitglied nach Herzenslust austoben, in den Laderaum passen 500 bis maximal 3.750 Liter Gepäck - mehr als reichlich für einen entspannten Urlaub.

Fahrdynamik und Geräuschdämmung zählen dagegen nicht wirklich zu den Stärken des ewigen Familienfreundes. Ob kurz oder lang: Beide Versionen gibt es bei Renault ab 33.025 Euro auch vollelektrisch als E-Tech Electric mit 122 PS, die Reichweite der 45 kWh-Batterie soll bis zu 265 Kilometer betragen. Ansonsten stehen zwei Benziner (101 PS und 130 PS) sowie zwei Diesel (95 PS und 115 PS) in den Preislisten.

Opel Combo Life 2024 Foto: Opel
Wer sich für einen Opel Combo Life entscheidet, fährt eigentlich ein internationales Multikulti-Mobil.

Opel Combo Life: Der Multi-Kulti-Kombi

Wer sich für einen Opel Combo Life entscheidet, fährt eigentlich ein internationales Multikulti-Mobil. Denn der Hochdachkombi ist baugleich mit den französischen Versionen des Peugeot Rifter, des Citroen Berlingo sowie dem japanischen Ableger Toyota ProAce City. Das spart Geld in der Entwicklung. Sonderangebote sind die nahezu identischen Raumfähren deshalb aber noch lange nicht, bis auf Toyota gibt es sie nämlich nur noch mit elektrischem Antrieb.

Im Falle des Rüsselsheimers beginnt der Einstieg bei sehr selbstbewussten 36.176 Euro, die Langversion XL kostet mindestens 37.605 Euro. Deutlich günstiger ist das Arbeitstier Combo Cargo (ab 20.800 Euro, auch mit Doppelkabine erhältlich), dem Opel neben dem E-Antrieb auch weiterhin Benziner und Diesel unter die Haube pflanzt. Die Familienvariante Combo Electric wurde federführend von den Franzosen entwickelt und zeigt sich innen ziemlich wohnlich, auf Wunsch mit sieben Sitzplätzen und mit fast schon inflationär vielen Ablagemöglichkeiten, sogar mit doppeltem Handschuhfach. Viele moderne Assistenten sind Standard.

Auf einer Länge von 4,40 Meter dürfte es wohl nur selten Platznot geben, der Gepäckraum fasst 597 bis 2.126 Liter. Wer noch mehr Frei-Raum braucht, nimmt den 35 Zentimeter längeren XL, der mit einem Volumen von 850 bis 2.693 Liter wuchert. Trotz überschaubarer Leistung von 136 PS geht es recht flott vorwärts. Aber nur bis 135 km/h. Der Komfort zählt zu den Stärken des deutlich französisch inspirierten Familienautos, die Dynamik eher weniger. Und mit der großen Urlaubsfahrt ist es auch so eine Sache. Die 50 kWh große Lithium-Ionen-Batterie soll im Idealfall bis zu 285 Kilometer durchhalten, in der Praxis fällt die Reichweite - vor allem im Winter - deutlich geringer aus. Da verbringt man mehr Zeit an der Ladesäule, als am Strand.

Ford Tourneo Courier 2023 Foto: Ford
Ganz frisch frisiert taucht in diesen Tagen der neue Ford Tourneo Courier auf.

Ford Tourneo Courier: Der neue Stylist

Ganz frisch frisiert taucht in diesen Tagen der neue Ford Tourneo Courier auf. Nach wie vor gibt es drei Tourneo-Varianten (Courier, Custom und Connect) , wobei für Familien der Courier am interessantesten erscheint. Der Kompakt-Van hat alles Biedere abgelegt und zeigt sich nun stylisch wie nie. Ein moderner Mix aus Kombi und SUV - vor allem in der Version Active (ab 24.328 Euro), die dem Kölner einen Hauch von Offroad und Abenteuer verleiht.

Fahrbericht von Ford Tourneo/Transit Courier
Ziemlich viel Auto fürs Geld

Auf der Plattform des Puma erreicht der Courier eine Länge von 4,34 Meter, hat reichlich Platz für fünf Personen und zeigt sich von der praktischen Seite. Über die großen Schiebetüren lässt es sich auch in engen Parklücken sehr bequem ein- und aussteigen. Der Kofferraum ist deutlich gewachsen auf nunmehr 570 bis 2.162 Liter. Beim Tourneo Courier fahren in der Basisversion Trend (ab 21.387 Euro) bereits einige nützliche Assistenten mit. Nicht ganz glücklich erscheint die Menüführung, bei der zu viele wichtige Funktionen (wie zum Beispiel die Temperatur oder die Sitzheizung) nur über Slider auf dem Touchscreen eingestellt werden können. Bei der Wahl des richtigen Antriebs stellt der Torneo Courier die Kunden hingegen vor keine große Aufgabe. Derzeit gibt es nur einen Motor, den aus dem Puma bekannten 1.0-Dreizylinder-Turbobenziner mit 125 PS. Anfang 2025 soll ein E-Antrieb mit 136 PS folgen.

Dacia Jogger 140 Hybrid Fahrbericht
Sparsam und geräumig