Schadenmanagement Unfälle vermeiden, Kosten senken

Unfall 2022 Foto: SOUTHWORKSCREATIVE

Ukrainekrieg, Pandemiefolgen: 2023 wird die Flottenversicherung schon wieder teurer. Jetzt schlägt die Stunde der Schadenverhütung. Im Who is Who Pkw erhalten Sie in der Rubrik Schadenmanagement einen Überblick über den Markt mit rund 30 Anbietern.

Unternehmen mit sehr hohen Schadenquoten haben nun echt schlechte Karten bei den Assekuranzen. "Da müssen Sie dann dem Versicherer schon die Perspektive bieten, dass er künftig besser mit Ihnen fährt", sagt Thorsten Kuhr. Wenn die Unfalllast drückt, empfiehlt der Geschäftsführer der Bernhard Assekuranz, möglichst schnell ein Risikomanagement einzuführen. "Das ist aber ein Investment, das erst in zwei bis drei Jahren sichtbar wird", sagt André Vieregge, Leiter Mobility Services beim Versicherungsmakler Schunck. "Bisher scheuen sich viele Unternehmer, dafür Geld in die Hand zu nehmen, weil der Return on Investment nicht sofort sichtbar ist."

Thorsten Kuhr 2022 Foto: Christine Mueller
"Der Mangel an Ersatzteilen kann die Ausfallzeiten der Firmenwagen deutlich erhöhen." Thorsten Kuhr, Geschäftsführer Bernhard Assekuranz

Ein erster Schritt könnte sein, alte Zöpfe abzuschneiden und vom Versicherungsvertreter zum Versicherungsmakler zu wechseln. "Rund 50 bis 60 Prozent der Flotten sind noch klassisch bei der Versicherung unter Vertrag", schätzt der Versicherungsmakler Georg Soller aus Straubing, der sich auf Flottenschutz spezialisiert hat. Vor allem kleine Firmen seien etwas träge, wenn es darum gehe, zum Makler zu wechseln. Dabei erhält man dort einen echten Schadenberater. So helfen Makler beispielsweise, die Schadenhistorie auszuwerten. Eine solche Einzelschaden-Übersicht deckt häufig die Ursachen der vielen Unfälle oder Parkrempler auf. Fallen hierbei bestimmte Ursachen, Schadenorte oder auch einzelne Fahrer auf, bieten sich Maßnahmen wie Fahrtrainings an. Auf diese Weise lassen sich auch nicht versicherte Ausfallkosten minimieren.

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Außerdem bieten Versicherungsmakler in der Regel einen schnellen Einstieg in eine weitgehend digitale Abwicklung aller Versicherungsprobleme rund um die Flotte an. Im digitalisierten Flottenmanagement melden Fahrer von Firmenwagen beispielsweise Schäden per Smartphone vom Unfallort mit aussagekräftigen Bildern und Kontaktdaten der Geschädigten. Das sorgt nicht nur für Transparenz und Kosteneffizienz, sondern wirkt sich auch positiv auf die Schadenabwicklung selbst aus.

In der Regel haben die auf Flottenschutz spezialisierten Versicherungsmakler Portallösungen, die online einen sofortigen Einblick in Verträge und Schäden bieten. "Der Service kommt bei unseren Kunden sehr gut an, denn sie können völlig autonom auf aktuelle Infos ihrer Flotten zugreifen", sagt Versicherungsprofi Vieregge.

Analyse und Schadenvermeidung gehen Hand in Hand, etwa durch den Einbau von Assistance-Systemen oder die Einführung eines Belohnungssystems für unfallfreie Fahrer. Wer seine Fahrer auf eine zurückhaltende Fahrweise einschwört, ihnen erklärt, warum sie die Bordsteinkante vor ihrer Garage sanft anfahren sollen, senkt nicht versicherte Kosten wie Verschleiß und Kraftstoff.

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Außerdem haben Unfälle momentan einen ärgerlichen Nebeneffekt: "Der Mangel an Ersatzteilen kann die Ausfallzeiten für den dringend benötigten Firmenwagen deutlich erhöhen", warnt Versicherungsmakler Kuhr.

Andreas Kutschera 2022 Foto: -
"Es wirkt Wunder, wenn Angestellte an den Kosten beteiligt werden." Versicherungsberater Andreas Kutschera

Vor allem Kleinschäden wie Parkrempler lassen sich leicht vermeiden, indem man die Mitarbeiter ordentlich motiviert. "Es wirkt regelrecht Wunder, wenn die Angestellten wissen, dass sie für jeden selbst verschuldeten Verkehrsunfall einen Teil ihres freiwillig gezahlten Urlaubs- oder Weihnachtsgelds einbüßen", so die Erfahrung des langjährigen Versicherungsberaters Andreas Kutschera aus Mönchengladbach. Hilfreich ist zudem passive Sicherheitstechnik. "Effektives Schadenmanagement senkt die Unfallquote um bis zu 15 Prozent und die Kosten um bis zu 30 Prozent", sagt Thomas Krüger, Geschäftsführer der E-Flotte aus Nürnberg. Richtig wirke es aber erst bei großen Flotten ab rund 50 Firmenwagen.

Der effektive Weg, Schäden zu vermeiden

Telematikeinsatz im Fahrzeug und schnelle Onlineauswertung helfen, die Zahl und die Höhe der Schäden schnell zu senken. Langfristig und effektiv greifen aber nur folgende Maßnahmen:

Analyse: Erkennen und bewerten Sie Risiken.

Risiken aufteilen: vermeiden, vermindern, übertragen oder selbst übernehmen.

Teamwork: Riskmanagement funktioniert nur, wenn alle Bereiche einbezogen werden, also Geschäftsleitung, Personal, Fuhrparkleiter, Fahrer und Disposition.

Transparente Kommunikation: Die neu entwickelte Risikopolitik des Unternehmens muss klar kommuniziert werden.

Überwachung: Es muss ein System der Risikoüberwachung installiert werden mit Controlling und Soll/Ist-Abgleich.

Technik verbessern: Fahrzeugauswahl, Fahrzeugausstattung, Fahrzeugeinsatz.

Organisation verbessern: klare Sicherheitsphilosophie und Daten­management.